17. Oktober 2013 · Kommentare deaktiviert für Syrien: adopt@revolution, Newsletter 16.10.2013 · Kategorien: Syrien

Liebe AbonnentInnen des Newsletters, liebe Syrien-Interessierte,

in der vergangenen Woche wurde der Friedensnobelpreis an die „Organisation für das Verbot chemischer Waffen“ (OPCW) verliehen. Dies steht in Bezug mit dem Chemiewaffenangriff in Syrien, als Ende August mehr als 1.300 Menschen in den Damaszener Vororten starben. Infolge des internationalen Drucks ist Syrien mittlerweile der OPCW beigetreten, die Vernichtung des syrischen Chemiewaffenarsenals hat vor Kurzem begonnen. Es wird allgemein konstatiert, dass die Vernichtung des syrischen Arsenals eine gewaltige Aufgabe darstelle, die zudem für die Inspektoren sehr gefährlich sei. Diese Faktoren haben sicherlich die Nobelpreisvergabe beeinflusst.

Syrische AktivistInnen waren über die Vergabe des Friedensnobelpreises jedoch nur mäßig erfreut – schließlich hält das Sterben in Syrien unvermittelt an. Am vergangenen Freitag kommentierten die AktivistInnen aus Kafranbel die Situation erneut pointiert:

In unserem Blog haben wir diese Woche einige Artikel bereitgestellt, die auf die aktuelle Lage im Land jenseits der Chemiewaffenfrage eingehen. So hat eine der AaR-AktivistInnen ein Interview zur Lage in Erbin geführt: https://www.adoptrevolution.org/der-zusammenhalt-ist-stark/. Die Damaszener Vorstadt Erbin gilt seit mehr als einem Jahr als „befreit“, damit sind allerdings auch sämtliche staatlichen Versorgungsleistungen zum Erliegen gekommen. Der Interviewpartner Shadi gibt Auskunft über die Selbstorganisation in Erbin, die Sicherheitslage und den starken Zusammenhalt in der Stadt.

Ein düsteres Bild von der Lage um Damaskus zeichnet die Menschenrechtsanwältin Razan Zeitouneh: https://www.adoptrevolution.org/nach-den-chemiewaffen-der-winter-razan-zeitouneh/. Aufgrund der Belagerung gibt es vielerorts einen erheblichen Mangel an Lebensmitteln, im bevorstehenden Winter ist zudem Heizmaterial äußerst knapp. Schon im vergangenen Winter war die Situation in Teilen Syriens dramatisch, doch die Verschärfung des bewaffneten Konflikts macht derweil Hilfslieferungen nahezu unmöglich. Im Umland von Damaskus sind daher v.a. Kinder, Kranke und Alte vom Hungertod bedroht. Dieser Aspekt der syrischen Krise wird angesichts der Chemiewaffendebatte ausgeklammert, dabei bedroht er das Leben von Zehntausenden. Zeitouneh fordert daher von der internationalen Gemeinschaft, die Versorgung mit Hilfsgütern in Syrien zu ermöglichen und Druck auf das syrische Regime auszuüben.

Auch in Kafranbel sind die Menschen vom Konflikt und dem allgegenwärtigen Mangel betroffen. Vor einem Jahr hat sich deshalb ein Hilfskomitee gegründet, das spendenbasiert arbeitet. Arbeitsemigranten, Einwohner Kafranbels sowie Wohltätigkeitsorganisationen stellen Geld zur Verfügung. Über die Arbeit und Ziele des Komitees gibt dieser aktuelle Bericht Auskunft: https://www.adoptrevolution.org/bericht-aus-kafranbel-1/

In Daraa gründete sich Anfang des Jahres die „Public Commission for Civil Defense“, die sich um den Wiederaufbau der Infrastruktur in der Stadt & Provinz Daraa kümmert. Mittels dieser Kommission wurden Arbeitsplätze geschaffen; täglich bemühen sich die AktivistInnen und MitarbeiterInnen um den Erhalt der Infrastruktur. Die medizinische Versorgung sowie Wasser- und Stromversorgung sind nur einige der Aufgabengebiete. Der Mitgründer Zaidoun al-Zoabi berichtet über Ziele und Erfolge der Kommission: https://www.adoptrevolution.org/daraa-der-aufbau-eines-neuen-syrischen-staates/. Die Seite „Syria Untold“ urteilte über das Projekt: „Der Aufbau eines neuen syrischen Staates“.

In der Heinrich-Böll-Stiftung fand vor zwei Wochen eine Veranstaltung zu Satire in Syrien statt, hier ein kurzer Bericht über die Diskussion und die gezeigten Werke: https://www.adoptrevolution.org/satire-gegen-die-gewalt-in-syrien/

In unseren Presseschauen (unter https://www.adoptrevolution.org/category/presseschau/) finden Sie u.a. zudem folgende Themen:

  • Machtverhältnisse in Syrien
  • Chemiewaffenvernichtung: trügerische Diplomatie
  • ziviler Widerstand gegen extremistische Gruppen wie ISIS wächst

Mit den besten Grüßen,
das Adopt a Revolution-Team

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