„Flucht aus Schwarzafrika. Die Vergessenen der Sahara.“ Aus Tamanrasset berichtet Horand Knaup, mit Fotos:
Der Weltsicherheitsrat hat in einem Kommunique öffentlich gemacht, dass er bereit ist, die angekündigte Militärintervention afrikanischer Staaten in Nordmali / Azawad zu unterstützen, falls einige noch ausstehende Dokumente geliefert werden. Eine Militärintervention würde wahrscheinlich einen langhaltenden Krieg in der Sahara nach sich ziehen.
newsletter izindaba 5, juni 2012
ruhrgebiets internationalismus archiv, Dortmund
SCHWERPUNKT:
Libyen ist anders
Über Migrationsarbeit, das Scheitern eines Herrschaftsmodells und Befreiung: [mehr]
Rubrik: Nordafrika, Schwerpunkt, Migration/Weltmarkt für Arbeitskraft
Wie die Nachrichtenagenturen melden, gibt es in „Azawad“, dem Nordteil Malis, doch keine Einigung zwischen dem Mouvement national de libération de l’Azawad (MNLA) der Tuareg und der islamistischen Gruppe Ansar Din.
Mali und die Nachbarstaaten, die auf eine Verhandlungslösung zur Rettung des malischen Zentralstaats drängen, hatten seit dem 26.05.2012 eine solche Einigung begrüßt.
In den vergangen Monaten hat sich die Dürre und der Hunger in der gesamten Sahelzone weiter ausgebreitet. Die Aufständischen hatten Lebensmittelkonvois der westlichen humanitären Hilfsorganisationen aufgebracht. Ein wesentlicher Streitpunkt scheint zu sein, ob diese Organisationen in Azawad agieren dürfen (MNLA) oder nicht (Ansar Din).
Der Hunger und die – ausbleibende? – Notversorgung wird damit offensichtlich zum Herrschaftsinstrument in der Sahara, deren Gesellschaften nach wie vor wenig staatlich und militärisch durchdrungen sind, trotz Waffenhandels, trotz Antiterrorismus und trotz des Kriegs gegen die Transitflüchtlinge.
Heinrich-Böll-Stiftung: Borderline. EU Border Surveillance Initiatives. An Assessment of the Costs and Its Impact on Fundamental Rights
A research paper written by Dr. Ben Hayes / Mathias Vermeulen, Berlin, May 2012
http://media.de.indymedia.org/media/2012/05//330401.pdf
Preface
The upheavals in North Africa have lead to a short‐term rise of refugees to Europe, yet, demonstrably, there has been no wave of refugees heading for Europe. By far most refugees have found shelter in neighbouring Arab countries. Nevertheless, in June 2011, the EU’s heads of state precipitately passed a resolution with far‐reaching consequences, one that will result in new border
policies “protecting” the Union against migration. In addition to new rules and the re‐introduction of
border controls within the Schengen Area, the heads of state also insisted on upgrading the EU’s
external borders using state‐of‐art surveillance technology, thus turning the EU into an electronic
fortress.
Transit, Lager, Abschiebung
IPS 13 mai 2012
Deserting Refugees in the Sahara
by Rebecca Murray
KUFRA, Libya, May 13, 2012 (IPS) – As dusk settles over the isolated Saharan town Kufra, young guards order a few hundred migrants lined up at a detention centre to chant „Libya free, Chadians out“, before they kneel down for evening prayers. Most of the prisoners in the small, squalid compound called the Freedom Detention Centre – run by Kufra’s military council – are from Chad. Hundreds more, from Somalia, Eritrea and Ethiopia, were moved to bigger facilities due to overcrowding.
Der Hunger breitet sich in den Sahara aus
UN-Organisationen weisen besorgt darauf hin, dass sich die Ernährungskrise in Mali wie auch in den anderen Ländern in der Sahara beständig ausweitet. In den letzten Monaten hat sich die Situation dramatisch verschärft: Lebensmittel-Embargos und die Militarisierung an den Grenzen haben dazu beigetragen.
Reportage zur Sahara-Grenze
Erstmals wird in einer Reportage (El Watan 17.04.2012) aus der Grenzregion Algerien – Azawad [Mali] zur Lage der Abgeschobenen berichtet, die hier in der Sahara feststecken.
Der algerische Teil der Kleinstadt Tinzaouatine (10.000 EinwohnerInnen) ist durch ein ausgetrocknetes Flußbett, das die Grenze bildet, von seinem südlichen Stadtteil getrennt. 2.600 km südlich von Algier ist hier in der Wüste keine Grenzbefestigung zu erkennen. Auf algerischer Seite gibt es eine Luftwaffenbasis. Flüchtlinge aus Mali, aus dem Niger und afrikanische Abgeschobene aus den nordalgerischen Städten stecken auf beiden Seiten der Grenze fest. Es existieren Flüchtlingslager: Abgeschobene und Transitflüchtlinge hätten in den letzten Jahren Zelthäuser auf der malischen Seite besetzt. In den vergangenen Jahren sind immer wieder Touareg aus Mali kurz über die Grenze nach Norden geflüchtet.
In der algerischen Wüstenstadt Adrar und Umgebung hat die Polizei am 06./07.04.2012 eine Razzia durchgeführt und über 700 vor allem malische und nigrische MigrantInnen vorläufig festgenommen. Allen wurden Fingerabdrücke abgenommen. 31 von ihnen wurden verhaftet, weil sie keine Aufenthaltstitel hatten. Am 08.04.2012 hat das Gericht in Adrar Abschiebung innerhalb eines halben Jahres verhängt. Die Abschiebung soll in den nächsten Tagen stattfinden. Alle anderen wurden wieder freigelassen.
Afrique-Europe-Interact/Europäische Sektion:
In Folge des Krieges im Norden von Mali hat am 22. März 2012 eine Gruppe von Offizieren den malischen Präsidenten Amadou Toumani Touré durch einen Putsch gestürzt. Die Staatschefs der Westafrikanischen Wirtschaftsunion CEDEAO, insbesondere der mit Frankreich eng verbündete ivorische Präsident und Ex-Weltbankfunktionär Alassane Ouattara, reagierten mit massivem Druck: Sie drohten, unterstützt von Frankreich, mit militärischer Gewalt und verabschiedeten ein Wirtschaftsembargo, durch das die Menschen in Mali von lebenswichtiger Versorgung abgeschnitten wurden. Da die Putschisten inzwischen ein Abkommen für die Übergabe der staatlichen Macht an eine zivile Übergangsregierung unterzeichnet haben, sind die Sanktionen seit dem 6. April wieder aufgehoben.