Zeit Online | 09.03.2017
Jetzt wollen die Europäer die Fluchtursachen in Afrika bekämpfen. Vier neue Bücher über den Kontinent berichten von Leid, Vitalität und Ausbeutung.
Von Christiane Grefe
Warum bricht Tom Burgis in Tränen aus? Der Reporter der Financial Times weint zu Beginn seines neuen Buchs über Afrika. Das wirkt zunächst befremdend. Doch dann erzählt Burgis, wie er sich im Krankenhausbett an die Bilder von den Opfern eines Massakers in Nigeria erinnert hat, über das er Monate zuvor berichtet hat. Die professionelle Distanz des Journalisten hat das Schuldgefühl überlagern, nicht aber verdrängen können: das Schuldgefühl, selbst am Leben zu sein.
Als er genesen ist, sieht sich Tom Burgis umso mehr in der Verantwortung: Er will die Wurzeln der Barbarei in Nigeria ergründen. Geht es dort wirklich um „ethnische Rivalitäten“? Mit dieser Erklärung will er sich nicht zufriedengeben. Er will tiefer bohren: Welche Rivalitäten genau? Das Ergebnis ist eine atemberaubende Reise durch jenen Teil des afrikanischen Kontinents, „den die Welt als ihre Mine benutzt“. Unterwegs von Nigeria über Angola und den Kongo bis nach Äquatorialguinea, trifft Burgis Täter und Opfer im grausamen Kampf um Rohstoffe.