275 Flüchtlinge auf drei Schiffen wurden 70 Seemeilen vor der süditalienischen Insel von der italienischen Küstenwache (?) gerettet, durften aber 24 Stunden und länger nicht an Land. Die Insel Lampedusa hatte der italienische Innenminister am 27.09.2011 zum „nicht sicheren Hafen“ erklärt, und dieses Anlandeverbot musste erst aufgehoben werden.
UNHCR zieht sich zurück und entlässt die ArbeiterInnen
Der UNHCR zieht sich aus dem Flüchtlingslager zurück und entlässt die dort beschäftigten ArbeiterInnen. Das Flüchtlingslager sei nicht als dauerhafte Einrichtung geplant gewesen. Die tunesischen ArbeiterInnen hatten Lohnerhöhungen gefordert. Derzeit befinden sich die ca. 3.000 Flüchtlinge in völliger Perspektivlosigkeit.
Kontrollen bei der Ein- und Ausreise
Die italienischen und algerischen Behörden kontrollieren die Aufenthaltsfristen in Italien – welche Sanktionen werden verhängt, wenn jemand ohne Genehmigung länger in Italien war?
Der UNHCR hat angekündigt, dass in Kürze viele Flüchtlinge aus Syrien und Somalia auf der süditalienischen Insel Lampedusa ankommen werden. Der italienische Staat hatte im Jahr 2011 einen Notstand gegenüber den angelandeten Boat-people aus Tunesien und Libyen organisiert, mit provozierter Obdachlosigkeit, fehlenden Decken und Nahrungsmitteln, mit Polizeiknüppeleinsätzen und schließlich mit dem Einsatz von Abschiebehaft-Schiffen. In einer Reihe von Aufständen hatten die drangsalierten Boat-people den dortigen Abschiebeknast auf der Militärbasis abgebrannt. Schließlich hatte die italienische Regierung Lampedusa zu einem „nicht sicheren Hafen“ erklärt und noch stärker abgeschottet.
FILM: Shousha | Choucha Camp
Ein Film von Enrico Montalbano, Laura Verduci und Judith Gleitze
gefördert von Pro Asyl und borderline-europe
Im Mai 2011 erschien der Appell VOICES OF CHOUCHA. Fast ein Jahr ist vergangen. Wenig hat sich geändert. Weiterhin harren über 3.500 Flüchtlinge an der tunesisch-libyschen Grenze aus. Es gibt weder ein Zurück nach Libyen noch in die Heimatländer. Flüchtlinge aus dem Sudan, Libyen, Botswana und Nigeria schildern ihre immer hoffnungsloser werdende Situation, nachdem ihre Asylanträge vom UNHCR abgelehnt wurden.
Dokumentation
Eine Studie zu EU-Rückschiebungen ist erschienen, mit Interviews Abgeschobener. U.a. sind Abschiebungen von AfrikanerInnen aus den Magreb-Staaten dokumentiert. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Rückschiebungen Richtung Osten.
Ausführliches Interview mit dem Soziologen Aïssa KADRI (Université Paris) zu den Boat-People, die Algerien verlassen, und zu den Inhaftierungen und Abschiebungen afrikanischer Flüchtlinge in Algerien.
Kadri benennt auch Rückwirkungen der illegalisierten Emigration/Transitmigration auf Gesellschaft und Politik in Algerien.
«Reconnaître que même les enfants cherchent à partir, c’est admettre la faillite totale du système sociopolitique»
„Schon mal ein Frontex-Boot zerbissen?“ – Unter diesem Motto fand am 23.2. im legendären Berliner Veranstaltungsort SO36 ein Abend zur Boats4people-Aktionsidee statt. Gut 300 Leute waren der Einladung der Berliner b4p-Gruppe gefolgt und machten klar, dass Aktionen für Bewegungsfreiheit durchaus auf großes Interesse stoßen. Und das bei weitem nicht nur bei altbekannten Szene–Aktivist_innen.
Tunesische Regierung trifft UNHCR
Die tunesische Regierung und der UNHCR arbeiten an einem tunesischen Gesetz zum Flüchtlingsschutz in Krisenzeiten.
TAP 06.03.2012: www.tap.info.tn
Harraga in Rai und Rap
Ein wachsendes Selbstbewusstsein der Boat-People äußerst sich in Tunesien, Algerien und Marokko auch in der populären Musik: Vor allem im Rap werden Themen der „harraga“ aufgegriffen. Gabriele del Grande hat eine Auswahl zusammengestellt: