12. März 2018 · Kommentare deaktiviert für „Deutschland rüstet den Mittleren Osten auf“ · Kategorien: Deutschland · Tags:

Der Tagesspiegel | 12.03.2018

In Zeiten politischer Spannungen werden weltweit wieder mehr Waffen verkauft, besonders in den Mittleren Osten. Europa und die USA bleiben die Hauptexporteure.

Angesichts anhaltender Konflikte haben die Länder im Mittleren Osten in den vergangenen fünf Jahren deutlich mehr Waffen und Rüstungsgüter importiert. Das geht aus einem neuen Bericht des schwedischen Friedensforschungsinstituts Sipri hervor.

Die meisten Länder in der Region seien direkt an gewalttätigen Auseinandersetzungen beteiligt gewesen, erklärte Sipri-Experte Pieter Wezeman. Zwar habe es in Westeuropa und Nordamerika politische Debatten darüber gegeben, weniger Waffen in die Region zu liefern. „Trotzdem bleiben die USA und europäische Staaten die Hauptexporteure.“

Fast jede dritte Waffe ging nach Nahost

Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut verglich den weltweiten Waffenhandel der vergangenen fünf Jahre (2013-2017) mit dem Zeitraum 2008 bis 2012. Die Staaten des Mittleren Ostens hätten ihre Importe mehr als verdoppelt, erklärten die Wissenschaftler. Fast jede dritte verkaufte Waffe (32 Prozent) sei in den vergangenen fünf Jahren in diese Region gegangen.

Insgesamt wuchs der internationale Waffenhandel – also Export und Import – um zehn Prozent. Mehr Rüstungsgüter flossen neben dem Nahen Osten auch nach Asien und Ozeanien, weniger – teils wegen Wirtschaftskrisen – nach Afrika und Amerika sowie nach Europa.

Deutschland, der weltweit viertgrößte Rüstungsexporteur, fuhr seine Verkäufe insgesamt zwar um 14 Prozent zurück. In den Mittleren Osten aber verkaufte Deutschland laut Sipri trotz heftiger politischer Debatten doppelt so viele Waffen (plus 109 Prozent) wie im Vergleichszeitraum.

Indien ist größter Rüstungsimporteur

Größter Waffen-Importeur blieb Indien mit einem Weltmarktanteil von 12 Prozent. „Die Spannungen zwischen Indien auf der einen Seite und Pakistan und China auf der anderen, befeuern Indiens wachsende Nachfrage nach Waffen, die sie selbst weiterhin nicht produzieren können“, erklärte Sipri-Forscher Siemon Wezeman.

Zweigrößter Importeur war Saudi Arabien, das seine Waffenkäufe mehr als verdreifachte, vor Ägypten, den Arabischen Emiraten und China. Die Volksrepublik fuhr ihre Importe um fast ein Fünftel zurück – laut Wezeman, weil sie zunehmend selbst Waffen produziert. Chinas weltweite Waffenexporte nahmen daher auch deutlich um 38 Prozent zu. Das Land liefert vor allem nach Pakistan, aber auch nach Algerien und Bangladesch.

Deutschland verkauft weniger, bleibt aber auf Rang vier

Weltgrößter Waffenexporteur bleiben die USA mit einem Marktanteil von 34 Prozent. Die Vereinigten Staaten steigerten ihren Export im Vergleichszeitraum um ein Viertel und verkauften Rüstungsgüter an 98 Staaten. Die USA nutzen Waffenhandel nach Ansicht der Friedensforscher als außenpolitisches Instrument, um strategische Partnerschaften zu schmieden. Rund jede zweite US-Waffe ging in den Mittleren Osten.

Durch die Verträge, die unter dem damaligen Präsidenten Barack Obama geschlossen wurden, habe die USA den höchsten Waffenexport-Stand seit den späten 1990er Jahren erreicht, sagte Sipri-Expertin Aude Fleurant. „Diese Deals und weitere 2017 unterschriebene Verträge werden dafür sorgen, dass die USA in den kommenden Jahren der größte Waffenexporteur bleiben.“ Das zweigrößte Exportland, Russland, verkaufte 7,1 Prozent weniger Waffen.

Die Importe der europäischen Staaten sanken um 22 Prozent. Nach Ansicht der Friedensforscher werden sie in den kommenden Jahren durch zunehmende Spannungen mit Russland aber wieder steigen. So seien 2017 Verträge über Raketenabwehrsysteme geschlossen worden, die in den kommenden Jahren geliefert würden. Auch Verträge mit US-Firmen über Kampflugzeuge trieben die Importzahlen wieder nach oben.

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FAZ | 12.03.2018

Waffenimporte im Nahen Osten verdoppeln sich

Die Waffenlieferungen in den Nahen Osten sind laut einer Studie in den vergangenen zehn Jahren stark gestiegen. Auch deutsche Rüstungsfirmen machen in der Region gute Geschäfte.

Die Geschäfte globaler Rüstungshersteller laufen glänzend: Der weltweite Waffenhandel wuchs zwischen 2013 und 2017 um zehn Prozent im Vergleich zum Zeitraum von 2008 bis 2012, wie das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri am Montag bekanntgab. Dies sei vor allem auf mehr Waffenlieferungen nach Asien und Ozeanien sowie in den Nahen Osten zurückzuführen.

Nach Jahren des Rückgangs wachse das globale Geschäft mit Rüstungsgütern seit 2003 wieder deutlich, erklärte Sipri. Die fünf größten Exporteure waren die Vereinigten Staaten, Russland, Frankreich, Deutschland und China. Zusammen stehen diese für 74 Prozent aller internationalen Rüstungslieferungen der vergangenen fünf Jahre. Die wichtigsten Abnehmer waren Indien, Saudi-Arabien, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate und China.

Waffen für den Nahen Osten

In den Nahost-Staaten stiegen die Rüstungsimporte laut Sipri in den untersuchten Zeiträumen um 103 Prozent und machten einen Anteil von 32 Prozent aller globalen Waffeneinfuhren aus. „Die weit verbreiteten Konflikte im Nahen Osten sowie Sorgen über Menschenrechtsverletzungen haben in Westeuropa und den Vereinigten Staaten zu Debatten über Beschränkungen im Waffenhandel geführt“, sagte Forscher Pieter Wezeman. Dennoch blieben die Vereinigten Staaten und europäische Staaten die Hauptexporteure für diese Region und hätten beispielsweise mehr als 98 Prozent aller von Saudi-Arabien importierten Waffen geliefert.

Mit einem Weltmarktanteil von 34 Prozent bleiben die Vereinigten Staaten Export-Spitzenreiter. So steigerten sie ihre Waffenexporte zwischen 2013 und 2017 im Vergleich zu den fünf Jahren davor um 25 Prozent und lieferten Rüstungsgüter in 98 Staaten. Obwohl Russlands Rüstungslieferungen zwischen 2013 und 2017 im Vergleich zu den fünf Jahren davor laut den Sipri-Daten um 7,1 Prozent zurückgingen, liegt das Land mit einem Weltmarktanteil von 22 Prozent weiterhin auf Platz zwei. Frankreichs Ausfuhren wuchsen innerhalb dieses Zeitraums um 27 Prozent, damit belegt das Land Rang drei.

Deutschlands Waffenexporte brachen den Zahlen zufolge zwar im Schnitt um 14 Prozent ein. Dennoch liegt Deutschland, das seine Rüstungslieferungen in den Nahen Osten um 109 Prozent gesteigert habe, mit einem Weltmarktanteil von 5,8 Prozent auf dem vierten Platz. Dahinter folgt China, dessen Ausfuhren insgesamt um 38 Prozent wuchsen.

Als weltweit größter Waffenimporteur steigerte Indien seine Einfuhren um 24 Prozent. Dahinter folgt Saudi-Arabien, dessen Importe um satte 225 Prozent wuchsen. Drittgrößter Abnehmer war Ägypten, das innerhalb dieser Zeit ein Einfuhrplus von 215 Prozent verzeichnete. „Die Spannungen zwischen Indien auf der einen sowie Pakistan und China auf der anderen Seite heizen Indiens Nachfrage nach größeren Waffensystemen an, die es selbst nicht herstellen kann“, erklärte Sipri-Forscher Siemon Wezeman. China hingegen sei zunehmend in der Lage, seine eigenen Waffen zu produzieren und verstärke dadurch seine Beziehungen zu Pakistan, Bangladesch und Myanmar.

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