06. August 2017 · Kommentare deaktiviert für „Schäm dich, Europa!“ · Kategorien: Italien, Mittelmeer · Tags: , ,

Sea Eye  | 06.08.2017

Von Michael Buschheuer, Vorsitzender von Sea-Eye e.V.

Die Iuventa wurde kürzlich von italienischen Sicherheitskräften festgesetzt und kann seitdem nicht mehr auf Rettungseinsätze fahren.

Die Vorwürfe gegen sie wiegen schwer, und alle Welt will nur noch wissen, ob sie im Herbst 2016 einen Fehler gemacht hat, oder ob sie mit den Behörden kooperiert hat oder nicht.

Was die Welt nicht wissen will ist, dass ihre Abwesenheit von der Rettung Tote nach sich zieht.

Was die Welt jetzt nicht interessiert, dass sie Abertausende gerettet hat, während andere weggesehen haben.

Die Sicherstellung von Seenotrettung ist eine hoheitliche Aufgabe von Staaten. Hier hat nicht nur Libyen versagt, sondern alle anderen 22 Anrainerstaaten des Mittelmeers.

Wenn Bürger Aufgaben des Staates übernehmen, gibt es meistens Probleme. Das hat mir selbst einer der Politiker gesagt, der mich in Rom in einem Parlamentarischen Ausschuss zur Seenotrettung befragt hat. Leider hat diese Erkenntnis nicht dazu geführt, dass Mare Nostrum oder ein ähnliches Programm aufgenommen wurde. Es blieb dabei: Bürger retten, und die Staaten ziehen sich weiter zurück.

Die Aufgabe der Rettung wird jetzt aber jemandem anvertraut, der noch problematischer ist, als die Rettung durch Bürger: Der sogenannten libyschen Küstenwache.

Skrupellos, durchsetzt mit Schleusern, gewalttätig und bestechlich.

Deutlich orientiert am Zugewinn der Macht.

Der Druck der europäischen Populisten auf die Regierungen ist groß. Da steigt das Verständnis für solche Lösungen. Der Zweck heiligt scheinbar doch die Mittel.

Beim Zurückdrücken.

Beim Schließen der Route.

Bei der Grenzsicherung.

Nicht aber bei der Rettung.

Scheinbar fällt hier der Druck, obwohl jedes Jahr weitere 5000 Tote im Mittelmeer die Welt beschämen – jeden Monat über 400 und jeden Tag 14.

Die Iuventa liegt, weil sie nicht in die hässliche Zeit passt.

Weil sie Verantwortung übernommen hat und Risiko. Tausendfach. Ohne nach Bürokratie zu fragen, nach Zuständigkeit und eigenen Einbußen.

Weil sie sich nicht zurück gezogen hat auf das was sie muss, sondern das getan hat, was die Basis eines jeden einzelnen Rechts bei uns ist: Nächstenliebe und Fairness.

Angemessen wäre es, die hässliche Zeit weg zu sperren. Diejenigen die seit Jahren wegsehen aus ihren Zimmern zu zerren.

Die die sich seit Jahren hinter ihren Schreibtischen verstecken, hervor zu zerren.

Sie nun endlich dazu zu verdonnern, zu helfen. Einen „Code of Conduct« für die Untätigen! Das Wegsehen verbieten.

Es ist nicht so bedeutend, ob ein Flüchtlingsboot im Eifer des Gefechts vielleicht eine Stunde zu früh von einer NGO gerettet wurde oder eine Stunde später von staatlicher Stelle. Wichtig ist, dass es gerettet wird.

Was zählt sind die Taten.

Ich sehe die Taten der Iuventa.

Vor diesen ziehe ich den Hut.

Hundertfach.

Wenn die Iuventa Fehler gemacht hat, muss sie für diese gerade stehen. Wie das für alle bei uns gelten sollte. Aber mehr nicht.

Ihren Verdienst an der Hilfe für Hilflose schmälert das nicht. Ich hoffe, dass sie bald wieder das tut, wofür sie gebaut ist.

Retten.

Ich hoffe, dass sie das genauso kompromisslos wie vorher tut.

Chapeau Iuventa.

Shame on you EU.

Wir sind bei Euch.

Unterschreiben Sie jetzt die Petition zur Freigabe der Iuventa: https://rettung-ist-kein-verbrechen.de

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