04. April 2016 · Kommentare deaktiviert für „Erste Flüchtlinge von Lesbos zurück in der Türkei“ · Kategorien: Europa, Griechenland, Türkei · Tags:

Quelle: Die Welt

Griechenland hat die ersten Flüchtlinge zurück in die Türkei gebracht – damit gilt die Route über die griechischen Inseln als geschlossen. Doch es sind kaum Syrer unter den Zurückgeschobenen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihr Ziel erreicht: Die Flüchtlingsroute über die griechischen Inseln kann als geschlossen gelten. Gegen neun Uhr vormittags legte die erste Fähre mit Flüchtlingen von der griechischen Insel Lesbos im Hafen des türkischen Küstenortes Dikili an. An Bord nach Angaben der EU-Grenzschutz-Behörde Frontex: 68 Menschen, vornehmlich aus Pakistan und Bangladesch. Eine zweite Fähre mit 61 Personen war unterwegs. Zudem kam ein weiteres Boot mit 136 Flüchtlingen von der Insel Chios an.

Bis vor ein paar Wochen war die Gegend um Dikili, rund 130 Kilometer nördlich von Izmir, eine der wichtigsten Durchgangsorte für Flüchtlinge. Am Montagmorgen warteten am Hafen hunderte türkische und ausländische Journalisten auf das erste Boot, mit dem das Abkommen zwischen der Türkei und der Europäischen Union in Kraft trat. Gemäß dieser Vereinbarung werden so viele Syrer aus der Türkei legal nach Europa reisen dürfen wie die Türkei illegal ausgereiste syrische Flüchtlinge aufnimmt. Diese syrischen Flüchtlinge sollen auf die EU-Mitgliedsstaaten verteilt werden.

Am Nachmittag sollte in Istanbul ein Flugzeug mit 32 syrischen Flüchtlingen starten. Das Ziel: Hannover. Doch unter den 338 Menschen, die heute in Dikili erwartet wurden, sollen sich nur zwei syrische Staatsbürger befinden, für die das Abkommen dann gelten würde.

Sofortige Abschiebung für Nicht-Syrer

Die Menschen aus Afghanistan, Pakistan, dem Irak und anderen Herkunftsländern wollen weder die EU-Staaten noch die Türkei. In der Vergangenheit hatten die türkischen Behörden auch nichtsyrische Staatsangehörige, die bei der illegalen Ausreise aufgegriffen oder aus Seenot gerettet worden waren, in den allermeisten Fällen laufen lassen. So dass sie einen neuen Versuch unternehmen konnten einzureisen.

Das soll sich nun ändern. Wer nicht aus Syrien stammt, sollte heute am Hafen registriert und sofort mit den bereitgestellten Bussen in Abschiebezentren in Izmir und Kirklareli bei Istanbul gebracht werden.

Die Syrer hingegen sollen in die Flüchtlingslager in der Nähe der türkisch-syrischen Grenze geschickt werden. Am Wochenende hatten angeführt vom sozialdemokratischen Bürgermeister mehrere tausend Bewohner von Dikili gegen ein Flüchtlingslager demonstriert.

Am Montag warteten neben den zahlreichen Journalisten und einer Handvoll Aktivisten, die ein Transparent mit der Aufschrift „Stop deportations – open borders“ („Stoppt Deportation – offene Grenzen“) entrollt hatten, Hunderte von türkischen Polizisten, Mitarbeitern der Migrationsbehörde und medizinisches Personal auf die Ankunft der Flüchtlinge. Außerdem war die Küstenwache mit Booten und Hubschraubern präsent. Welch Gegensatz zu der Szenerie, die sich ihnen geboten haben muss, als sie die gefährliche Überfahrt antraten. Trotz der Risiken und Kosten werden sich für diese Menschen die Hoffnungen auf ein besseres Leben in Europa nicht erfüllen.

Auch nach dem Inkrafttreten des Abkommens am 20. März waren jeden Tag mehrere hundert Menschen auf den Inseln angekommen. Erst am Morgen wurden etwa 55 Flüchtlinge, darunter Pakistanis von der türkischen Küstenwache aufgegriffen. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks befinden sich derzeit rund 6100 Flüchtlinge auf Lesbos, Chios und den übrigen Inseln. Rund 850.000 Menschen kamen dort im vergangenen Jahr an; in diesem Jahr waren es rund 150.000.

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