Quelle: Einladung [pdf]

Die prekäre Lage am eigenen Leib erfahren

Einladung an die
Abgeordneten des Deutschen Bundestages zum Ortstermin:
13. Oktober 2015, 12.00 ­ 13.30 Uhr
Friedrich-­Ebert-­Platz, Spreebogen

Sehr geehrte Damen und Herren,

sehr geehrte Abgeordnete des Deutschen Bundestages,

mit unserem Hilfsschiff, der MS Sea­Watch, fahren wir seit Mitte Juni Rettungseinsätze im zentralen Mittelmeer. Fast alle zentralen Medien in Deutschland haben seit dem über den Einsatz der MS Sea­Watch berichtet. Bei unserer Rettungsmission treffen wir beinahe täglich auf Flüchtlingsboote in desolatem Zustand. Fast immer handelt es sich hierbei um Schlauchboote, die überfüllt und meistens manövrierunfähig auf dem Mittelmeer treiben. Trotz der großen Gefahren für Leib und Seele, befinden sich oft Familien mit Kindern an Bord. Was es bedeutet, an Bord eines solch labilen Schiffes mit 120 anderen Menschen zu sein, ist kaum vorstellbar und doch erleben wir es täglich bei unseren Einsätzen.

Am ​13. Oktober 2015 ​werden wir eines der Orginalboote, welches wir im Mittelmeer gerettet haben, vor dem Reichstag auf der Spree zu Wasser lassen. Wir laden Sie ​ab 12:00 Uhr als Abgeordnete dazu ein, persönlich an Bord zu kommen, um einen Eindruck zu gewinnen, was tausende Menschen jede Woche an Bord dieser Boote, bei der Überfahrt über das Mittelmeer durchstehen müssen.

Als Abgeordnete des Bundestages, haben Sie die Möglichkeiten und die Pflicht, Antworten auf die Krise im Mittelmeer zu finden und zu handeln. Wir möchten Ihnen deshalb die Möglichkeit bieten, einmal selbst zu erfahren, was es bedeutet, in solch einem Schlauchboot, die gefährliche Überfahrt zu riskieren, weil es kaum legale Wege gibt, in Deutschland einen Asylantrag zu stellen. Außerdem werden Menschen anwesend sein, welche mit solchen Booten gekommen sind, um von Ihren Erfahrungen zu berichten. Selbstverständlich werden auch Mitglieder unserer Crew dabei sein, um sich mit Ihnen über die Situation auf dem Mittelmeer auszutauschen und von unseren Einsätzen zu berichten bei denen bis jetzt über 2000 Menschen gerettet werden konnten.

Im Anschluss, ​ab ca. 13:00 Uhr, ​findet ein Test statt, bei dem 120 Menschen an Bord des Bootes gehen werden – so viele, wie von dem selben Boot aus Seenot gerettet wurden. Auch hierzu sind Sie herzlich eingeladen.

Gerne bieten wir Ihnen an, Sie vorab zu einem informellen Vorgespräch zu treffen.

Das Thema Flucht wird in den nächsten Monaten die politische Debatte dominieren. Umso mehr würden wir uns freuen wenn Sie als AbgeordneteR unser Angebot wahrnehmen würden und sich selbst, am Eigenen Leib einen Eindruck verschaffen würden.

Wir hoffen, Sie am Dienstag, 13. Oktober, begrüßen zu dürfen.

mit freundlichen Grüssen,

Frank Dörner (0176­95500546) & Ruben Neugebauer (0176­32122347) für das Sea­Watch Team