Herr Eke möchte bleiben
Eine Reportage von Carmen Eckhardt, Kamera Gerardo Milsztein
„Ich liebe dieses Land, das ist meine Heimat.“ sagt Mohamed Eke und meint damit Deutschland. In Essen ist er geboren und aufgewachsen, Er kennt nichts anderes als das Ruhrgebiet, hat viele deutsche Freunde, spricht perfekt deutsch.
Dann der Schock – die Essener Ausländerbehörde ermittelt: Mohameds Eltern sollen ihre Herkunft bei ihrer Einreise 1988 verschleiert haben. Sie gehören einer arabisch sprechenden Minderheit an, die aus dem Grenzgebiet der Südtürkei, Syrien und dem Libanon stammen. Um eine Aufenthaltsgenehmigung als Bürgerkriegsflüchtlinge zu erhalten, gaben sie sich als Libanesen aus. Ihnen wird die Aufenthaltsgenehmigung entzogen, sie werden in die Illegalität gestürzt und zusammen mit ihren in Deutschland geborenen Kindern in die Türkei abgeschoben – ohne Mohamed.
„ Eines Morgens, ich war 17 Jahre alt und hatte bei einem Freund übernachtet, kam ich nach Hause und unsere Wohnung war leer.“ Mohamed hatte nie etwas mit der Polizei zu tun gehabt, und plötzlich gilt er als Illegaler und Krimineller. “Kinder haften für ihre Eltern“ entscheidet die Ausländerbehörde Essen und ordnet an, Mohammed bis zu seiner Abschiebung mit 18 Jahren in ein Essener Kinderheim zu stecken, Er flieht aus dem Heim und wird zwei Jahre von der Polizei verhaftet. Es folgen neun Monate Abschiebehaft und dann die Abschiebung in die Türkei, ein Land, dessen Sprache er nicht einmal versteht.
Nach einem Jahr hält es Mohammed es nicht mehr aus und reist illegal wieder nach Deutschland ein. Seitdem muss er monatlich mit seiner Abschiebung rechnen.Die Reportage begleitet Mohameds verzweifelten Kampf um eine Chance in dem Land, das für ihn die Heimat ist. Es wird deutlich – Mohamed ist ein nicht ungewöhnlicher „Fall“ deutscher Integrationspolitik.