NZZ | 02.09.2917
Europa ist es gelungen, den Migrantenstrom aus Libyen markant zu drosseln. Ganz verschwinden wird der Menschenschmuggel aber kaum. Die libyschen Milizen benutzen ihn genauso als politisches Faustpfand wie es Ghadhafi tat.
von Christian Weisflog
Wenn du einen Feind nicht besiegen kannst, dann mache ihn dir zum Freund. Mit dieser Volksweisheit im Kopf ist es Italien offenbar gelungen, den Migrantenstrom von der libyschen Küste aus massiv zu drosseln. Mitte Juli brach die Zahl der Ankömmlinge an Italiens Küste abrupt ein. Erreichten zuvor bis zu 5000 Bootsflüchtlinge pro Tag europäischen Boden, waren es danach nur noch wenige hundert. Glaubt man den Berichten ausländischer Reporter in Libyen, dann hat Italien das Schlepperwesen mit dessen ureigenen, korrupten Methoden ausgehebelt. Rom bezahlte den lokalen Milizen ganz einfach einen höheren Preis als die Menschenschmuggler.