Quelle: taz | 08.01.2017
Über Sidi Moumen wurde nach Silvester 2015 viel geredet. Besuch bei einem Mann, der in Deutschland sein Glück suchte – und nun zurück ist.
Die Jungs, sagt Boubker Mazoz, „die Jungs haben hier kaum Perspektiven.“ Er leitet das Kulturzentrum in Sidi Moumen, einem Stadtteil von Casablanca, Marokko. „Die meisten von ihnen träumen von Deutschland“, erzählt er.
Ein Traum, der für viele junge Männer seit der Kölner Silvesternacht vor einem Jahr in weite Ferne gerückt ist. Seitdem kennt man Sidi Moumen auch in Deutschland, das Viertel hat dort für Schlagzeilen gesorgt. Negative Schlagzeilen: Laut Polizeiberichten kamen viele der mutmaßlichen Täter, die am Kölner Hauptbahnhof Frauen belästigt haben, aus diesem Viertel, das auch in Marokko längst traurige Berühmtheit erreicht hat. Es gilt als Hochburg von Kriminellen, Drogenhändlern und Islamisten.
Begründet wurde der schlechte Ruf spätestens im Mai 2003 – damals war bekannt geworden, dass die Drahtzieher jener islamistisch motivierten Selbstmordanschäge, bei denen vierzig Menschen um ihr Leben kamen und über einhundert verletzt wurden, aus Sidi Moumen stammten.