24. September 2017 · Kommentare deaktiviert für „Gekidnappt, gefoltert, vergewaltigt: Wie die 14-jährige Neda aus Eritrea floh“ · Kategorien: Eritrea, Sudan · Tags: ,

ze.tt | 24.09.2017

Neda ist 14 Jahre alt und will am liebsten Gedichte schreiben. Weil ihr das Militär droht, flieht sie aus Eritrea – der Beginn einer furchtbaren Odyssee.

Lea Wagner & Swinde Wiederhold

Der Jeep rast auf Neda* zu, er bremst ab, so abrupt, dass die Reifen blockieren. Männer mit Turbanen und weißen Gewändern reißen die Türen auf und springen aus dem Wagen. Sie haben Schlagstöcke und Gewehre und brüllen Befehle auf Arabisch. Wahllos greifen sie in die Menge und schleifen ihre Opfer zum Auto. Wer kann, rennt weg. Raus in die Nacht, in die Sesamfelder, zurück ins Geflüchtetenlager – irgendwohin, nur weg von den Männern mit den Waffen. Neda ist wie gelähmt. „Renn weg!“, ruft ein Junge, doch Neda kann nicht. Ein paar Sekunden steht sie nur da.

Es sind Sekunden, die sie ihre Freiheit kosten. Die Männer steuern auf sie zu. Neda rennt weg, endlich, doch nach wenigen Schritten stolpert sie und fällt hin. Die Männer halten sie fest, einer an jedem Arm, sie rütteln an ihr und hauen ihr mit Stöcken ins Genick, bis sie das Bewusstsein verliert.

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08. August 2017 · Kommentare deaktiviert für „Blocked in the Balkans: the refugees that Europe won’t allow in“ · Kategorien: Balkanroute, Schengen Migration, Serbien · Tags:

The Guardian | 08.08.2017

Many of Serbia’s 7,600 refugees had hoped to live elsewhere in the EU but are trying to adapt to life in the Balkans

Finnian James

When the Faqirzada family set out for a future in Europe, they did not imagine it like this. As far as they were concerned, Europe meant Germany: their oldest son was already at university in Munich, and they would surely join him in the country.

The five – two parents and three teenage children – followed the same route through the Balkans that brought about 1 million people into the EU in 2015-16. But then borders began shutting.

And so for the past eight months, Muhammad Shafi Faqirzada and his wife and children have been marooned in Serbia. Slowly, they are beginning to realise they might be here for a long time.

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04. August 2017 · Kommentare deaktiviert für „Migranten in Tunesien : Die Gestrandeten“ · Kategorien: Libyen, Tunesien · Tags: ,

Zeit Online | 03.08.2017

Auf dem Weg von Libyen nach Europa landen viele Schiffbrüchige in Tunesien. Dort stehen sie vor dem Nichts, doch eine Rückkehr in die Heimat ist für viele ausgeschlossen.

Von Andrea Backhaus, Zarzis

Zum Beispiel Hasan. Hasan brach 2016 von Gambia nach Algerien auf, in Algier arbeitete er einige Monate als Fliesenleger. Als er genug Geld für die Fahrt nach Italien zusammen hatte, brachten ihn Schmuggler durch die Sahara nach Libyen, in die Küstenstadt Sabratha. Dort war Hasan eine Weile im Weißen Haus. So nennen sie die weiß getünchte Anlage, in der Migranten untergebracht sind. Tausende Menschen aus Gambia, Mali, Nigeria warten hier auf ihre gefährliche Reise nach Europa. Doch weit gekommen ist Hasan nicht.

Hasan ist einer der vielen Migranten, deren Boot auf dem Weg von Libyen nach Italien zu kentern drohte und der nun im Aufnahmezentrum Le Foyer in der tunesischen Stadt Medenine festsitzt. Rund 500 Menschen sind in zwei Aufnahmezentren in Medenine untergebracht, die meisten kommen aus subsaharischen Ländern, viele waren auf dem gleichen Boot wie Hasan. Sie sind die Gestrandeten von Tunesien.

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27. Juli 2017 · Kommentare deaktiviert für „Flüchtlinge in Serbien: Ein Leben ohne viel Hoffnung“ · Kategorien: Balkanroute, Serbien, Ungarn · Tags:

Deutschlandfunk Kultur | 26.07.2017

Seit Ungarn seine Grenze dicht gemacht hat, dürfen nur noch fünf Geflüchtete pro Tag den Grenzzaun passieren. Wer illegal übertritt, wird zurück nach Serbien geschickt. Das Land droht damit vom Transitland zu einer der größten Wartehallen für Flüchtlinge im Herzen Europas zu werden.

Grenzübergang Horgos. Der Fahrer verlässt die Autobahn, wir folgen einem Schleichweg. Zwischen Feldern. Meterhohes Schilfgras, Lehmwege. Dann flattern  ein halbes Dutzend Zelte im Wind vor uns. Der Geruch von Gaskochern und Reis in der Luft.

„Hier ist die Grenze nach Ungarn. Drüben, auf ungarischer Seite, stehen die Container. Ein geschlossenes Lagersystem. Die Flüchtlinge werden durch eine Schleuse mit Stacheldraht geführt. Dann verschwinden sie in den Containern drüben. So endet das für uns hier.“

Amir, stämmig, mit Schnäuzer und Baseballcap, ist Anfang 20. Er hat den Iran verlassen im vergangenen Jahr. Politischer Druck, sagt er nur.

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29. Juni 2017 · Kommentare deaktiviert für „Vanuit Gambia naar Europa, dwars door de woestijn“ · Kategorien: Afrika, Europa · Tags: ,

Trouw | 28.06.2017

Vanuit Gambia naar Europa, dwars door de woestijn

Vertrekken via de achterdeur. Zo noemen West-Afrikanen de tocht naar Europa die ze door de woestijn, over land en de Middellandse Zee maken. Waarom vertrekken ze, wat betekent dat voor de achterblijvers? Wie profiteren, wie maken vuile handen en wie betaalt de prijs? Deel 1 van een serie: het vertrek.

Seada Nourhussen

Kleine trucks en auto’s persen zich door het woud aan kraampjes met tweedehands kleding en snackkarretjes met gebakken vis en rijst. Meisjes met schalen vol kokos op hun hoofd, jongens met zonnebrillen en horloges aan hun arm en schoolkinderen in uniform slalommen op de fiets om gefrustreerd fluitende verkeersagenten heen. De grote markt in de West-Gambiaanse stad Brikama, waar je terecht kunt voor fruit, flatscreens, stoffen en smartphones , is ’s avonds een gezellige chaos. Een labyrint van winkeltjes op meterkastformaat, opslaghuizen vol ‚attaya‘- Chinese groene thee, de nationale delicatesse – en werkplaatsen voor meubelmakers. Sommigen tellen hun dagopbrengst terwijl anderen zich naar de moskee haasten voor het avondgebed.

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23. April 2017 · Kommentare deaktiviert für „Reportage über Flüchtlinge (2006): Die afrikanische Odyssee“ · Kategorien: Afrika, Lesetipps · Tags: ,

[Diese Reportage aus dem SPIEGEL, Ausgabe 26/2006, gewann 2007 den 1. Henri Nannen-Preis.]

Spiegel Online | 22.04.2017

John Ampan brauchte vier Jahre, um von Ghana bis nach Spanien zu kommen. Im Treck der Verzweifelten begann er immer wieder von vorn – eine preisgekrönte Reportage, wiederentdeckt zum 70. SPIEGEL-Geburtstag.

Von Klaus Brinkbäumer

Reisen gibt es, die den Reisenden verändern und zu einem anderen Menschen machen. Vielleicht wäre er hinterher, nach seiner Reise, gern wie vorher, aber es geht nicht, seine Welt ist nun eine andere.

John Ampan hat Afrika seine Heimat genannt in den Jahren seiner Reise. Dann verlor er seine Sicherheit. Seine Freunde, seine Bräuche, seine Sprache, sein Lachen. Er wollte Europäer werden. Er zieht sich an wie ein Europäer, arbeitet wie einer, kauft die Fernseher und Waschmaschinen der Europäer.

„Ich werde nie einer“, sagt er.

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24. März 2017 · Kommentare deaktiviert für Protokolle der Überlebenden: „Es begann wie ein Abenteuer“ · Kategorien: Libyen · Tags:

taz | 24.03.2017

Auftakt der taz-Serie „Protokolle der Überlebenden“: Der junge Bengale Samir gerät auf der Suche nach Arbeit nach Libyen und flüchtet erneut.

Mein Name ist Samir*, ich bin 17 Jahre alt. Meine Familie habe ich im Herbst 2016 verlassen. Ich stamme aus der Region Sylhet im Nordosten von Bangladesch. Dort gibt es tropischen Wald und Teeplantagen. Wenn es nach mir gegangen wäre, wäre ich dort geblieben. Aber das war nicht möglich.

In meiner Gegend leben die Menschen meist von Ackerbau oder Fischzucht. Meine Familie hatte aber kein Land und keinen Fischteich. Vor vier Jahren wurde mein Vater am Herzen krank. Er war Rikschafahrer, aber er konnte nicht mehr arbeiten. Das Fahren ist harte Arbeit, vor allem in der Regenzeit, wenn alles im Schlamm versinkt. Als mein Vater nicht mehr arbeiten konnte, musste ich mich um die Familie kümmern und die ­Rikscha fahren. Da war ich 12.

Als ich 16 war, kam ein Mann in mein Dorf, der in Libyen gelebt hatte. Er erzählte, dass es dort fünfmal mehr Geld zu verdienen gibt als in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch. Meine Familie hat sich dann das Geld für meine Reise geliehen.

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18. März 2017 · Kommentare deaktiviert für „Wie abgeschobene Flüchtlinge in Afghanistan leben“ · Kategorien: Deutschland · Tags: ,

Welt | 17.03.2017

Alles auf Null: Der Neustart in Afghanistan fällt abgeschobenen Flüchtlingen schwer. Während die einen nur mit wirtschaftlichen Nöten kämpfen, schweben andere in Lebensgefahr. Hilfsangebote gibt es wenige.

Badam Haidari lebt im Nirgendwo. 70 Minuten aus Kabul raus, von der Schnellstraße runter, rein in die Berge auf schlammigen Pfaden, nur noch kahle Bäume, Wind und Lehmmauern. Im Januar war Badam aus Deutschland abgeschoben worden. Seitdem ist der 34-Jährige von einer Zuflucht auf Zeit zur nächsten getingelt. Gerade darf er ein paar Tage bei einem alten Mann bleiben, entfernter Familienfreund.

Haidari wartet am Straßenrand. Reingehen? Lieber nicht, sagt Haidari unbehaglich. Wer weiß, wer uns hier sieht. Komm, wir fahren ins Tal und reden im Auto. Haidari schaut regelmäßig über die Schulter. Für ihn ist dies nicht die Heimat. Es ist Feindesland.

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28. Februar 2017 · Kommentare deaktiviert für „Abschiebung: Zurück ins Land der Traumata“ · Kategorien: Deutschland · Tags: ,

Zeit Online | 28.02.2017

Gegen alle Widerstände starten regelmäßig Abschiebeflüge von Deutschland nach Afghanistan. Viele Rückkehrer stehen in ihrer alten Heimat vor dem Nichts.

Von Ferdinand Otto

Shams A. weiß nicht genau, an welcher Straßenecke er gerade ist. Schon wieder dröhnt es in seinem Kopf. So sehr, dass er seinen Schädel gegen die nächste Wand schlagen will, wie er sagt. Krankheit schützt eigentlich vor Abschiebung. Und doch ist Shams wieder in Kabul und hat keine Ahnung, wie er an den Ort gekommen ist, wo er jetzt sein Handy abnimmt. Auf Nachfrage am Telefon sagt er nur: „Ich bin in Sicherheit“, und schiebt nach: „vorerst“. Denn was heißt schon sicher in Afghanistan, in einem Land, in dem 2016 laut Vereinten Nationen über 11.000 Zivilisten getötet oder verletzt wurden? Shams schläft außerdem auf der Straße, weil er keine Wohnung hat.

Trotzdem will die Bundesregierung Tausende ausreisepflichtige Afghanen abschieben, deren Asylanträge abgelehnt wurden. Anfang Februar startete vom Münchner Flughafen eine Maschine mit 18 Afghanen. Kurz zuvor, Ende Januar, saß Shams an Bord eines Fluges von Frankfurt nach Kabul. Viele Heimkehrer landen so in einem Land, das ihnen fremd geworden ist, in dem sie nichts zu erwarten haben. Und wo sie mit dem Schlimmsten rechnen müssen: Vor wenigen Wochen wurde ein Abgeschobener in Kabul bei einem Selbstmordanschlag verletzt.

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27. Februar 2017 · Kommentare deaktiviert für „Folgen des Türkei-Flüchtlingpakts: Nie wieder Rakka“ · Kategorien: Europa, Türkei · Tags:

taz | 26.02.2017

Was bringt das Flüchtlingsabkommen zwischen EU und Türkei den Betroffenen? Die Geschichte einer Syrerin in der Türkei, die nun eine rote Bankkarte hat.

Christian Jakob

ISTANBUL/URFA Es ist der 1. Februar, 16.49 Uhr, als Sabha al-Mustafas goldfarbenes Smartphone eine neue SMS anzeigt. „Ihr Antrag wurde geprüft. Sie wurden als berechtigt eingestuft“, steht da. Tags darauf holt sie ihre rote Karte in einer Bankfiliale an der Atatürkstraße in der Innenstadt von Urfa ab, die ihr damit nun zusteht. Bald soll sie damit nun Geld abheben können, zum ersten Mal, seit sie vor einem halben Jahr die Türkei erreichte. Das Geld kommt von der EU. Dass sie es bekommt, ist ein Teil des Deals mit der Türkei vom März 2016.

Ihre Wohnung befindet sich im ersten Stock eines Hauses in einem Außenbezirk von Urfa, im Süden der Türkei. Draußen sieht man das Gebirge, das den Frieden vom Krieg trennt, es leuchtet ockerfarben, dahinter liegt die Grenze, und durch den eisblauen Himmel darüber ziehen sich die Streifen der Bomber der US-Armee auf ihrem Weg zum „Islamischen Staat“. Al-Mustafa trägt einen türkisfarbenen Mantel und ein schwarzes Kopftuch, ihre Züge sind hart. Sie ist 42 Jahre alt, die Kinder sind 6, 7 und 8, der Altersabstand zur Mutter ist ungewöhnlich in einer Region, in der viele Frauen Kinder bekommen, bevor sie volljährig sind. Aber al-Mustafa hat studiert, spät geheiratet; einen Zimmermann, der meist in Saudi-Arabien arbeitete.

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