taz | 27.06.2018
Die UN-Mission in Mali bestätigt, dass Soldaten der multinationalen Sahel-Eingreiftruppe „G5-Sahel“ schwere Menschenrechtsverletzungen begehen.
von Dominik Johnson
Sie ist Europas Vorzeigeprojekt beim Versuch, in der Sahelzone die Abwehr islamistischer Terroristen und nebenbei die Verhinderung von Migration durch afrikanische Truppen erledigen zu lassen: die auf 5000 Mann angesetzte Eingreiftruppe G5-Sahel aus Mauretanien, Mali, Burkina Faso, Niger und Tschad. Aufgebaut wird sie von Frankreich, die EU und ihre Mitgliedsstaaten sagten dafür auf einem Gipfel in Brüssel im Februar 176 Millionen Euro zu. Aber jetzt bestätigt die UN-Mission in Mali (Minusma), dass G5-Soldaten schwere Menschenrechtsverletzungen begehen.
Eine Untersuchung habe ergeben, dass Soldaten des malischen G5-Bataillons am 19. Mai „summarisch und/oder wahllos 12 Zivilisten auf dem Viehmarkt von Boulkessy hingerichtet haben“, erklärte die UN-Mission in Malis Hauptstadt Bamako am Dienstagabend. Der Untersuchungsbericht sei den malischen Behörden zwecks Strafverfolgung zugeleitet worden. Malis Regierung und die G5-Sahel sollten „ihre Militäroperationen im Einklang mit den internationalen Menschenrechten und dem humanitären Völkerrecht durchführen und die Zivilbevölkerung schützen“, mahnte Minusma-Chef Mahamat Saleh.
Boulkessy liegt im Zentrum von Mali unweit der Grenze zu Burkina Faso – eine Region, in der sich neuerdings islamistische bewaffnete Gruppen festgesetzt haben. Am 19. Mai war eine Patrouille der malischen Armee auf dem Markt des Ortes angegriffen worden, ein Soldat starb. Eine andere Armeeeinheit schlug zurück und tötete, wie es in zeitgenössischen Berichten hieß, 12 bis 15 Menschen, die offiziell als „neutralisierte Terroristen“ dargestellt wurden, in Wahrheit aber Zivilisten waren.