Frankfurter Rundschau | 26.08.2017
In Afghanistan steigt jährlich die Zahl der Anschläge, der Gefechte und der Toten. Dennoch will die Bundesregierung wieder abgelehnte Asylbewerber an den Hindukusch schicken. Das ist skandalös.
Andreas Schwarzkopf
Während in Kabul Bewaffnete beim Freitagsgebet in eine Moschee eindrangen und Gläubige töteten und verletzten, kommt die Bundesregierung in Berlin zu dem Schluss, man könne abgelehnte Asylbewerber wieder in das Land am Hindukusch abschieben. Ersteres ist tragisch, Letzteres skandalös.
Der vorläufige Abschiebestopp darf nicht ausgesetzt werden. Schließlich steigt in Afghanistan jährlich die Zahl der Anschläge, der Gefechte und der Toten.
Es geht nicht um Details – es geht um ein Signal
Zahlreiche Hilfsorganisationen schicken wegen der gefährlichen Situation kaum oder gar keine Helfer mehr dorthin.
Die Zahl der Binnenflüchtlinge ist enorm. Pakistan schickt verstärkt Afghanen zurück. All das ist den Verantwortlichen in den hiesigen Behörden bekannt. Sie können sich auch nicht einigen, ob das Land nun teilweise sicher ist oder nicht.
Aber darum geht es gar nicht.
Innenminister Thomas de Maizière schiebt ab, um weiter das Signal zu senden: Deutschland nimmt nicht alle Flüchtlinge auf und schickt sie auch zurück.
Details über die Lage in Afghanistan stören dabei nur.
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Derweil nehmen die selbstorganisierten Afghani-Proteste zu – an diesem Wochenende auch in Wien:
Since Friday evening dozens of refugees from Afghanistan have set up a protest camp in the city center of Vienna in order to demand Austria’s ongoing deportations to Afghanistan to stop. They follow the wave of protests which has erupted recently in Greece, Germany, Sweden and Finland.
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