08. Dezember 2016 · Kommentare deaktiviert für „Reportage aus Beirut: Planet der Geflüchteten“ · Kategorien: Libanon

Quelle: medico Newsletter

Im Libanon kreuzen sich viele Katastrophen des Nahen Ostens. Nun auch die syrische.

Von Katja Maurer

„Wir haben Glück gehabt“, sagt Wesam Sabaaneh und steckt sich eine neue Zigarette an, während er die Hamra-Straße Richtung Büro schlurft. Von Ferne leuchtet das Meer im Sonnenlicht blau und in unserem Rücken erhebt sich ein markanter Turm der saudischen Botschaft, der wie ein überdimensioniertes Teleskop ein wachendes Auge auf alles wirft. Auf der kurzen Strecke vom Hotel bis zum Büro durch das einst berühmte Beiruter Vergnügungsviertel Hamra erzählt Wesam, dass sein Vater jahrzehntelang Kämpfer der palästinensischen Fatah gewesen sei. Er lebt noch. Das bezeichnet er als Glück in der palästinensischen Vergeblichkeit. Die Familie, die eigentlich aus Jenin stammt, hat es nach Syrien verschlagen, wo Wesam im palästinensisch geprägten Yarmouk aufwuchs, einem Stadtteil von Damaskus. Auf einer Strecke von 500 Metern landet man unversehens in der Erzählung eines permanenten Exils, das viele palästinensische Familien in alle Winde verstreut hat. Seit Beginn des Bürgerkrieges in Syrien überlebt die von Wesam, bis auf einen Bruder, der in Schweden lebt, in Beirut.

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