29. August 2016 · Kommentare deaktiviert für „Norwegen baut mitten in der Einöde einen Grenzzaun“ · Kategorien: Skandinavien · Tags:

Quelle: Die Welt

Die Balkanroute ist dicht, das Mittelmeer unberechenbar. Nun fällt auch noch Norwegen als Transitland weg – das Land schottet den Schengenraum ab. Die Flucht nach Europa wird zunehmend schwerer.

Schon lange kam kein Flüchtling mehr über die Grenze von Russland nach Norwegen. Dennoch rüstet das Land in Erwartung eines neuen Flüchtlingsstroms auf. Als Zeichen der Abschreckung baut es einen 200 Meter langen Zaun. So soll die Kontrolle über die sogenannte arktische Route verbessert werden. Der Zaun ist gleichzeitig die Außengrenze des Schengenraums und für Russland eine militärische Grenze zur Nato.

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Die nördliche Route von Russland nach Norwegen entwickelte sich Ende 2015 abseits der Hauptflüchtlingsroute über den Balkan und das Mittelmeer. Rund 5500 Menschen – vor allem aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und dem Iran – gelangten so in das skandinavische Land. Viele Flüchtlinge mussten dafür zu Wucherpreisen Fahrräder mieten, weil Russland die Grenzüberquerung zu Fuß nicht zulässt und Norwegen die Fahrer von Flüchtlingstransportern als Schleuser behandelt.

Die Route der Flüchtlinge führte in der Vergangenheit meist mit dem Auto oder Bus über Moskau, die Hafenstadt Murmansk zu dem Grenzort Nikel. Von dort radelten die Flüchtlinge dann die rund 40 Kilometer über den Grenzübergang Storskog nach Norwegen. Da viele Touristen diese Strecke nutzen, wirken die Flüchtlinge auf den Rädern wie normale Reisende. Da Norwegen dem Schengenraum angehört, können Menschen dort relativ einfach in EU-Länder weiterreisen.

Bislang existiert lediglich ein Rentierzaun

Ursächlich für die Entstehung der Route war das Gerücht, Norwegen nehme jegliche Flüchtlinge bedingungslos auf. Es verbreitete sich 2015 in sozialen Medien. Das Land reagierte mit einer Abschreckungskampagne.

Der Zaun, etwa 1000 Kilometer Luftlinie nördlich von Oslo, ist ein weiterer Schritt in Richtung Abschottung. Das Land baut ein neues Tor direkt am Grenzübergang und erneuert einen alten Rentierzaun drumherum. Auf der einen Seite reicht der dreieinhalb Meter hohe Stahlzaun bis zu einem See, auf der anderen bis zu einem anderen Rentierzaun. Auch Russland rüstete auf – mit einem Zaun inklusive Bewegungsmeldern.

Auf Abschreckung setzt die norwegische Regierung bereits seit November 2015. Da kündigte sie an, die Asylregeln zu verschärfen. Im April verabschiedete sie neue Regeln. Unter anderem ermöglichen diese die Abweisung von Menschen direkt an der Grenze.

Auch Finnland schloss Anfang des Jahres die Grenze, wenn auch nur vorübergehend. Ab März durften nur noch Finnen, Weißrussen und Russen den Grenzübergang überqueren. Finnland teilt eine 1340 Kilometer lange Grenze mit Russland – sie bildet ebenfalls eine der Außengrenzen des Schengenraums.

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