Quelle: NZZ
Ein iranischer Asylbewerber, der sich in einem australischen Flüchtlingslager selbst angezündet hatte, ist am Freitag seinen Verletzungen erlegen.
Ein iranischer Asylbewerber, der sich in einem australischen Flüchtlingslager selbst angezündet hatte, ist am Freitag seinen Verletzungen erlegen. Er starb in einem Krankenhaus in Brisbane, wie das australische Einwanderungsministerium mitteilte.
Verzögerungen beim Krankentransport
Der 23-Jährige hatte sich am Mittwoch in dem Lager auf der Insel Nauru in Brand gesetzt, um gegen die strenge australische Asylpolitik zu protestieren. Die Regierung von Nauru teilte mit, an diesem Tag hätten Vertreter des Flüchtlingshilfswerks UNHCR die Insel besucht.
Seine Frau kritisierte am Freitag, dass der Transport von der Insel in ein Spital in Australien verzögert worden sei. Erst 22 Stunden nachdem sich ihr Mann in Flammen gesetzt habe, sei er nach Australien transportiert worden. Die medizinische Versorgung auf der Pazifikinsel sei zu schlecht gewesen, sagte sie. Als ihr Mann schliesslich im Spital von Brisbane angekommen sei, habe man ihn mit seinen Verletzungen noch einmal fast zwei Stunden warten lassen.
Kritik an Lebensumständen
Australiens Immigrationsminister Peter Dutton wies die Vorwürfe zurück. Die Insel sei nun einmal 4500 Kilometer von Australien entfernt. Es gebe beim Transport einer schwer verletzten Person zudem auch medizinische Faktoren, die zu beachten seien.
Das Lager auf Nauru, das wie auch das zweite auf Manus Teil von Australiens «pazifischer Lösung» ist, steht seit langem in der Kritik von Menschenrechtsorganisationen. Seit 2013 weigert Australien sich, Asylbewerber aufzunehmen, die seine Küsten des Landes mit Booten erreichen; sie werden sofort nach Nauru und Papua Neu-Guinea deportiert. Diese beiden Staaten werden von Australien bezahlt, damit sie die Migranten in abgeschotteten Lagern unterbringen. Ärzte und Helfer, die bisweilen Zugang zu den Unterkünften haben, kritisieren die prekären Umstände, in denen die rund 1000 Flüchtlinge leben.
Widerstand aus Papua-Neuguinea
In dieser Woche hat das Oberste Gericht von Papua-Neuguinea, wo sich ein zweites australisches Lager befindet, entschieden, dass die Unterbringung der Flüchtlinge rechtswidrig sei. Sie seien in ihrer Freiheit derart eingeschränkt, dass dies gegen die Verfassung verstosse. Der Regierungschef will das Lager nun schliessen lassen.
Australiens Regierungschef Malcolm Turnbull sagte daraufhin, dass die 850 Asylbewerber in Papua-Neuguinea trotz der angekündigten Schliessung niemals nach Australien werden einreisen dürften. Einem Radiosender in Melbourne sagte er: «Ich will in dieser Frage ganz klar sein. Diese Leute werden nicht nach Australien kommen. Punkt.»
Asylbewerbern, die den Zuständen in den Entwicklungsstaaten entkommen wollen, bleibt nichts anderes übrig als die Rückkehr in die Heimat. Im Falle Naurus gibt es noch die Möglichkeit der Ausreise nach Kambodscha. Australien zahlt dem mausarmen südostasiatischen Land 40 Millionen Dollar, damit es Bootsflüchtlinge aus Nauru aufnimmt. Bisher haben ganz wenige Personen diesen Transfer vollzogen.