11. April 2016 · Kommentare deaktiviert für Idomeni: 10. April 2016 · Kategorien: Griechenland, Mazedonien · Tags: ,

Quelle: The Guardian

Refugees and migrants break through Greece-Macedonia border fence – video

Refugees and migrants stranded near the Greek village of Idomeni tear through a border fence into Macedonia. Riot police fire tear gas at the migrants who throw some of the shells back at officers. Several of them break the fence at multiple places and enter Macedonia, only to be returned back to Greece by police

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siehe auch: Zeit Online

Idomeni: Tränengas und Blendgranaten gegen Flüchtlinge

In Idomeni haben Polizisten Tränengas gegen Flüchtlinge eingesetzt, die die Grenze überqueren wollten. Griechische und mazedonische Beamte beschuldigen sich gegenseitig.

Polizisten haben im griechischen Grenzort Idomeni Tränengas und Blendgranaten gegen Hunderte Flüchtlinge eingesetzt. Diese hatten versucht, Absperrungen zu durchbrechen und die abgeriegelte Grenze zu Mazedonien zu überqueren. Daraufhin hätten mazedonische Beamte die Menschen mit Tränengas und Blendgranaten abgewehrt, teilte die griechische Polizei mit. Ein Regierungsvertreter sagte Spiegel Online, Athen verurteile den Einsatz von Tränengas gegen Personen auf griechischer Seite. Das Außenministerium bereite eine Reaktion vor.

Ein Vertreter der mazedonischen Polizei sagte hingegen, die griechischen Sicherheitskräfte seien für das Tränengas verantwortlich. Einige Flüchtlinge seien nach dem Tränengaseinsatz umgekippt, berichtete der griechische Sender Ert.

Videos von Reportern vor Ort zeigen, wie die Menschen über eine große Weide in Richtung Grenzzaun rennen. Sie werfen Steine, die mazedonischen Sicherheitskräfte antworten mit Tränengas, dumpfe Explosionen sind zu hören. Andere Tweets zeigen Menschen, die nach dem Einsatz von Tränengas behandelt werden müssen.

Ausgangspunkt für die Aktion der Flüchtlinge war ein Flugblatt, dass am Samstag in Idomeni verteilt worden war. Darin waren die etwa 11.000 Bewohner des Lagers in arabischer Sprache für Sonntagmorgen zum „Marsch auf die mazedonische Grenze“ aufgerufen worden. Griechische Medien berichteten, dass sich diese Nachricht schnell auch in anderen Flüchtlingslagern in Grenznähe verbreitet habe. Flüchtlinge seien deshalb am Sonntag extra in der Hoffnung nach Idomeni gereist, die Grenze passieren zu können. Zudem hatten Gerüchte kursiert, dass die Grenze geöffnet werden würde. Spiegel Online berichtet von einem Mann aus dem Irak, der am Morgen gesagt haben soll: „Wenn Gott will, werden wir die Grenze heute übertreten.“

Bereits Mitte März hatte ein ähnliches Flugblatt für Aufregung gesorgt. Rund 2.000 Flüchtlinge waren damals der Aufforderung gefolgt, einen reißenden Fluss zu überqueren. Drei Menschen waren dabei ertrunken. Wer es nach Mazedonien schaffte, wurde von den dortigen Sicherheitskräften umgehend zurückgeschickt. Griechische Medien vermuten, dass Aktivisten hinter diesen Aktionen steckten, aber Beweise gibt es dafür nicht.

In dem Grenzort Idomeni sitzen mehr als 11.000 Menschen fest, seit die Fluchtroute über den Balkan vor wenigen Wochen abgeriegelt wurde. Seitdem fordern sie die Öffnung der Grenze zu Mazedonien, um von dort aus weiter Richtung Deutschland und in andere europäische Länder zu kommen.

Regelmäßig gibt es in Idomeni Proteste gegen die Grenzschließung. Bemühungen der griechischen Behörden, die Flüchtlinge dazu zu bewegen, Idomeni zu verlassen und nahegelegene Registrierungszentren aufzusuchen, waren bislang kaum erfolgreich.

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siehe auch: Spiegel Online

Sturm auf Zaun bei Idomeni: Mazedonische Grenzer feuern mit Tränengas auf Flüchtlinge

Aus Idomeni berichtet Giorgos Christides

Plötzlich fliegen Steine. Einige Flüchtlinge versuchen, den Stacheldrahtzaun zu durchbrechen, Hunderte drängen an die Grenze, Menschen schreien. Es sind einmal mehr chaotische Szenen im griechischen Idomeni, wo seit Wochen Tausende Hilfesuchende ausharren. Die Polizisten auf mazedonischer Seite setzen Tränengas ein. Es sind Szenen wie im Krieg.

Was ist passiert? Hunderte Migranten waren am Sonntag einem arabischen Flugblatt gefolgt, das seit dem Vortag in der Zeltstadt kursiert. Der Aufruf, so vermuten es Medien, stammt von Aktivisten: Die Hilfesuchenden, so heißt es darin, sollen sich versammeln und nach Mazedonien marschieren.

Drei Polizeiwagen und Dutzende Uniformierte standen den Menschen gegenüber, als diese sich versammelten. Nach einigen Diskussionen erlaubten die Sicherheitskräfte fünf Vertretern der Flüchtlinge bei den Mazedoniern vorzusprechen. Doch die Polizisten auf der anderen Seite des Zauns wollen weiter niemanden durchlassen.

„Ich werde die Menge nicht kontrollieren können“, sagte einer aus der Delegation. Er soll recht behalten. Als er ins Lager zurückkehrt und den Wartenden die Botschaft überbringt, eskaliert die Situation. Offenbar werden mehrere Personen verletzt, viele haben Atemprobleme. Die griechische Polizei ist da längst nicht mehr zu sehen.

Stattdessen sagt ein Regierungsvertreter SPIEGEL ONLINE, Athen verurteile den Einsatz von Tränengas gegen Personen auf griechischer Seite. Das Außenministerium bereite eine Reaktion vor.

Zaun nimmt nicht die Hoffnung

„Wenn Gott will, werden wir die Grenze heute übertreten“, hatte ein Mann, etwa Mitte 20, aus dem Irak am Morgen noch gesagt. Seine Frau und seine beiden Kinder begleiteten ihn. Eines sitzt im Rollstuhl. Wasser, Essen, ihr Hab und Gut – alles hatte die Familie zusammengepackt.

Der Stacheldrahtzaun nimmt den Menschen offenbar die Hoffnung nicht, doch noch nach Nordeuropa zu gelangen. „Wir werden Idomeni niemals verlassen, bis man uns erlaubt, unsere Reise nach Deutschland fortzusetzen“, sagte der Mann.

Der Protest zeugt von vielen traurigen Wahrheiten in der Zeltstadt, wo über 11.000 Männer, Frauen und Kinder unter katastrophalen Bedingungen leben. Die Behörden schaffen es nicht, die Menschen davon zu überzeugen, in die rund 40 organisierten Lager in Griechenland zu gehen.

In einem Interview mit SPIEGEL ONLINE hatte Vize-Verteidigungsminister Dimitris Vitsas gesagt, das Lager in Idomeni werde bis Ende des Monats geräumt. Doch einmal mehr zeigt sich: Selbst ein anonymes Flugblatt, ein Eintrag auf Facebook oder Gerüchte haben für die verzweifelten Menschen vor Ort mehr Überzeugungskraft.

Ähnliches Flugblatt im März

Bereits Mitte März hatte ein ähnliches Flugblatt für einen Sturm auf den Grenzzaun gesorgt. Rund 2000 Flüchtlinge waren damals der Aufforderung gefolgt, einen reißenden Fluss zu überqueren. Wer es nach Mazedonien schaffte, wurde von den dortigen Sicherheitskräften umgehend zurückgeschickt. Auch damals wurden Aktivisten verdächtigt. Die freiwilligen Helfer stehen in Griechenland zunehmend in der Kritik, weil sie zum Teil eigene politische Ziele wie die Grenzöffnung verfolgen.

Egal, was die Regierung jedenfalls sagt: Die Flüchtlinge glauben lieber Männern wie Mohamed, einem jungen Mann aus Syrien. Offensichtlich treibt er die Proteste an. Er sagte den Flüchtlingen, wohin sie gehen, wo sie sitzen, was sie sagen sollen. „Wir haben einen Plan“, hatte er im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE gesagt. Da war alles noch ruhig. „Wartet ab. Was können sie uns antun? Uns töten?“ Die Menschen um ihn herum jubelten und applaudierten.

Wahrscheinlich bleibt die Grenze dicht. Doch den Flüchtlingen ist die Aufmerksamkeit sicher. „Wir müssen sichtbar sein“, sagte eine junge Frau, die einen Kinderwagen mit zwei Säuglingen schob. „Wenn wir nichts machen, vergessen die Menschen, dass wir existieren.“

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siehe auch: DW

Tränengas und Blendgranaten gegen Flüchtlinge

An der Grenze zu Griechenland haben mazedonische Polizisten Gewalt gegen hunderte Flüchtlinge eingesetzt. Die waren einem Flugblatt gefolgt, das erneut zu einem „Marsch auf die Grenze“ aufrief.

Im griechischen Grenzort Idomeni spitzt sich die Lage erneut zu. Mehrere Hundert Flüchtlinge und andere Migranten versuchten, an verschiedenen Stellen die abgeriegelte Grenze zu Mazedonien zu überqueren. Mazedonische Sicherheitsbeamte wehrten die Menschen mit Tränengas und Blendgranaten ab, wie die Athener Tageszeitung „Kathimerini“ berichtete.

Einige Flüchtlinge seien nach dem Tränengaseinsatz umgekippt, berichteten die griechische Polizei und der griechische Senders ERT. Die mazedonische Polizei bestätigte die Vorfälle an der Grenze, wies aber den Einsatz von Tränengas zurück. Dafür sei „die griechische Polizei“ verantwortlich. Auf mazedonischer Seite sei es „ruhig“, erklärte ein Vertreter.

Steinwürfe und Explosionen

Der Zaun steht nicht exakt auf der Grenzlinie, sondern einige Meter landeinwärts auf mazedonischem Gebiet. Videos von Reportern vor Ort zeigen, wie die Menschen über eine große Weide in Richtung Grenzzaun rennen. Sie werfen Steine, die mazedonischen Sicherheitskräfte antworten mit Tränengas, dumpfe Explosionen sind zu hören. Tweets von Beobachtern vor Ort zeigen Menschen, die nach dem Einsatz von Tränengas behandelt werden müssen.

Ausgangspunkt für den erneuten Sturm auf die Grenze war demnach ein Flugblatt auf Arabisch, das bereits am Samstag verbreitet worden war. Darin wurden die rund 11.000 Bewohner des wilden Lagers aufgerufen, sich am Sonntagmorgen um neun Uhr für einen „Marsch auf die mazedonische Grenze“ zu versammeln. Wer die Flugblätter verteilt und an Strommasten aufgehängt habe, sei bisher nicht bekannt.

Bereits Mitte März hatte ein ähnliches Flugblatt für einen Sturm auf den Grenzzaun gesorgt. Rund 2000 Flüchtlinge waren damals der Aufforderung gefolgt, einen reißenden Fluss zu überqueren. Drei Menschen waren dabei ertrunken. Wer es nach Mazedonien schaffte, wurde von den dortigen Sicherheitskräften umgehend zurückgeschickt. Griechische Medien vermuten, dass Aktivisten hinter diesen gefährlichen Aktionen stecken. Die freiwilligen Helfer stehen in Griechenland zunehmend in der Kritik, weil sie zum Teil eigene politische Ziele wie die Grenzöffnung verfolgen.

Sinkende Zahlen

Unterdessen zeigt das Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei laut aktuellen Zahlen messbare Wirkung. In den drei Wochen, seit das Verfahren in Kraft ist, seien 80 Prozent weniger Migranten über die Ägäis nach Griechenland gekommen, berichtet die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“. Neuen Angaben der EU-Grenzschutzbehörde Frontex zufolge sind es derzeit im Durchschnitt nur noch 337 Personen täglich – gegenüber zuvor 1676.

Eine NATO-Sprecherin wollte laut der Zeitung noch keine endgültigen Schlussfolgerungen ziehen; zunächst solle ein längerer Zeitraum beobachtet werden. Sie sagte aber, dass sich „nach bisherigen Informationen unsere Präsenz in der Ägäis positiv darauf auswirkt, einen Beitrag gegen illegalen Menschenschmuggel und illegale Migration in der Ägäis zu leisten“. Nach Angaben der Zeitung ging auch die Zahl der ertrunkenen Flüchtlinge zurück. Bis zum 21. März ertranken in diesem Jahr demnach 90 Personen im Mittelmeer, seither noch 5.

In Griechenland gestrandet

Am Wochenende setzten erneut 162 Flüchtlinge und andere Migranten von der türkischen Küste nach Griechenland über. Die Asylsuchenden kamen vor allem auf den Ägäis-Inseln Chios und Lesbos an, wie der Athener Flüchtlings-Krisenstab mitteilte. In ganz Griechenland halten sich den Angaben zufolge mittlerweile mehr als 53.000 Flüchtlinge und andere Migranten auf. Sie stecken fest, nachdem mehrere Staaten ihre Grenzen entlang der sogenannten Westbalkanroute für Menschen ohne gültige Reisedokumente und Visa geschlossen hatten.

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