G. Feldman: The Migration Apparatus
Autor(en): Feldman, Gregory
Titel: The Migration Apparatus. Security, Labor, and Policymaking in the European Union
Ort: Stanford
Verlag: Stanford University Press
Jahr: 2011
ISBN: 978-0-804-76107-9
Umfang/Preis: 248 S.; € 19,00
Rezensiert für den Rezensionsdienst „Europäische Ethnologie / Kulturanthropologie / Volkskunde“ bei H-Soz-u-Kult von:
Jens Adam, Humboldt-Universität zu Berlin, E-Mail: JensCAdam@
Wie lassen sich komplexe, räumlich schwer begrenzbare und institutionell vielfältig verflochtene Systeme zur Regulierung von Bevölkerungen oder zur Steuerung politischer „Probleme“ ethnographisch untersuchen? So lautet eine zentrale Fragestellung in den gegenwärtigen Diskussionen zu einer Anthropologie politischer Felder[1], zu denen Gregory Feldman mit seinem Buch „The Migration Apparatus“ einen wichtigen Beitrag leistet. Im Fokus steht das sich zunehmend verdichtende System der EU zum „Migrationsmanagement“, mit dem europäische Politiker und Beamte versuchen, das „Problem“ einer unkontrollierten Wanderung von Migranten aus dem globalen Süden nach Europa in den Griff zu bekommen. Dieses „Problem“ – so zeigt Feldman auf – ist nicht nur politisch und diskursiv produziert, sondern verweist auf dominante Formen des Umgangs europäischer Öffentlichkeiten mit Migration entsprechend einer Logik der Abwehr, Abgrenzung und Restriktion, welche die längerfristigen und strukturellen Rahmenbedingungen dieser Wanderbewegungen auszublenden versucht. Dass dieses System nicht nur die massiven Ungleichheiten einer globalen Wirtschaftsordnung verteidigt und reproduziert, sondern gewaltdurchzogen ist und regelmäßig zu tödlichen Konsequenzen führt, wird als Reaktion auf die Geschehnisse vor und auf Lampedusa vermehrt auch von einer breiteren Öffentlichkeit wahrgenommen.[2]