aus:
http://www.maghreb-observateur.qc.ca/news/148/ARTICLE/1807/2012-01-01.html
Forschungsgesellschaft Flucht & Migration
Am Freitag, dem 30.11.2012, haben sich die Unruhen auch in anderen Städten ausgebreitet. In Kef versuchten Demonstranten, das Gefängnis zu stürmen. Als das verhindert wurde, gingen sie gegen den tunesischen Zoll – nahe der Grenze zu Algerien – vor. Die Armee zog vor den staatlichen Einrichtungen in Kef vor.
Auch in Jendouba kam es in der Nacht vom 29. auf den 30.11.2012 zum Barrikadenbau, zu Plünderungen und zu Zusammenstößen mit der Polizei.
In Siliana gab es den ganzen Tag Demonstrationen und Barrikaden. Zu Tausenden verliessen die Bewohner des Städtchens symbolisch den Ort. In den kommenden Wochen werden einige zusammen mit anderen Protestlern wie aus Sidi Bouzid nach Tunis ziehen. – Derm 30.11.2012 ist der 5. Tag des inzwischen regionalen Generalstreiks, der vollständig umgesetzt wird.
Bei Einbruch der Dunkelheit begannen am 30.11.2012 wieder heftige Zusammenstöße mit der Polizei und der Nationalgarde. Wieder hat die Polizei geschossen, es heisst, Warnschüsse seien es gewesen. Ein Polizist wird zitiert, dass er bei einem richtigen Schießbefehl ganz anders gegen die Demonstranten vorgehen würde. UGTT Vertreter forderten die Demonstranten vergeblich auf, nach Hause zu gehen.
Italienische Firmen, die in der Region für Niedrigstlohn Textilien anfertigen lassen, drohen mit Abzug, wenn die Proteste weiter gehen.
http://www.romandie.com/news/n/_Tunisie_tirs_de_sommation_a_Siliana_les_affrontements_s_intensifient66301120121825.asp?http://fr.news.yahoo.com/tunisie-affrontements-entre-manifestants-policiers-%C3%A0-siliana-141422641.html
http://www.tap.info.tn/fr/fr/component/content/article/378-actualite/37652-actes-de-violence-et-de-pillage-a-jendouba.html
Auch am 29.11.2012, am 4. Tag in Folge, findet in Siliana und der umliegenden Region ein Generalstreik statt, mit Straßenblockaden, Demonstrationen, Versammlungen und Zusammenstößen mit Nationalgarde und Polizei. Die Armee soll versucht haben, die Fronten voneinander zu trennen.
Für Freitag den 30.11.2012 wurde der Beginn eines Marschs Richtung Tunis beschlossen. Die Hauptstadt liegt gut 100 km entfernt. Nach der Flucht hatten Märsche aus den verarmten Provinzen des Landesinneren in die Hauptstadt mehrmals zum Sturz von Übergangsregierungen und zur Fortführung der Revolution geführt.
Die politische Opposition schließt sich um das Thema des Aufstands in Siliana mehr und mehr zusammen. Selbst an der Regierungsfront bröckelt es. Es geht nicht mehr allein um den Gouverneur von Siliana und die Freilassung der Demonstranten von April 2012, sondern um eine verfehlte Wirtschaftspolitik. Die Armut und die Einkommenslosigkeit im Landesinneren wächst.
Zudem stößt der anhaltende polizeiliche Einsatz von Schrotflinten auf Empörung in der Öffentlichkeit. Auch die maßlosen Rechtfertigungen des Innen- und des Justizministers sorgen für Protest. Sie erklärten, dass ausländische Manipulationen und Terroristen hinter dem Lokalaufstand steckten und dass die Bleikugeln aus Schrotflinten nicht so gefährlich seien.
In Tunis, Kef, Mahdia, Monastir, Kairouan, Sfax und in Städten des Landesinneren fanden Solidaritätsdemonstrationen statt.