02. August 2012 · Kommentare deaktiviert für Libyen, Tripolis: Internierungslager Sibrata Mentega Delila · Kategorien: Eritrea, Italien, Libyen · Tags: ,

Italien überstellt auf Hoher See Flüchtlinge an libysche Marine

21.07.2012

Eine Gruppe von 350 Personen, davon 50 Frauen – 6 Schwange – und zwei kleine Kinder befinden sich im Internierungslager Sibrata Mentega Delila (Tripolis). Zum Teil sind sie krank und brauchen ärztliche Hilfe. 76 von ihnen waren bereits auf dem Meer und waren in Seenot geraten.

Zunächst hatte eine Ölförderplattform im Mittelmeer Flüchtlinge aufgenommen und den Notruf ausgelöst. Die übrigen Flüchtlinge wurden dann von einem italienischen Schiff gerettet. Anschließend kam die libysche Marine und hat alle Flüchtlinge mit Gewalt auf ihr Schiff gebracht. Dann ging es zurück in libysche Gewässer und in den Hafen von Tripolis. Das war am 29.06.2012. Seitdem sind sie in dem genannten Lager.

Es handelt sich um eritreische Flüchtlinge. Die Praxis der koordinierten Rückschiebung geht auf italienisch-libysche Übereinkommen zurück.

Das genannte Internierungslager befindet sich noch im Bau. In diesen Tagen wurden weitere 125 eritreische Flüchtlinge dorthin gebracht. Sie wurden von libyschen Militärs bedroht, ihnen wurde kein Essen und nichts zu Trinken gegeben, sie mussten fasten wie Muslime, wie ihnen ausdrücklich gesagt wurde. Auch schwangere Frauen waren davon betroffen. Am Abend wurde nur Muslimen Essen gegeben.

Alle in diesem Lager fordern politisches Asyl.

Wir fordern die italienischen Behörden auf zu verhindern, dass die eritreischen Flüchtlinge nach Eritrea abgeschoben werden. Dort droht ihnen Lebensgefahr. Ausserdem fordern wir, dass diese Flüchtlinge sofort unter Schutz des UNHCR Tripolis gestellt werden, sowie: Religionsfreiheit, keine Folter!

Fr. Mussie Zerai
Chairman of Habeshia Agency
Cooperation for Development
E-mail: agenzia_habeshia@yahoo.it
http://habeshia.blogspot.com
Phon+39.3384424202
Phon: +41(0)765328448

02. August 2012 · Kommentare deaktiviert für Immigration in Katar · Kategorien: Golfstaaten

Rechtlosigkeit und Überausbeutung

Lediglich 6 % der Erwerbsbevölkerung sind katarische Staatsangehörige. Für die Ausrichtung der
Fußballweltmeisterschaft  2022  müssten  eine  Million  neue  Arbeitsmigranten  eingestellt  werden,
zusätzlich zu den rund 1,2 Millionen, die bereits in Katar leben (die meisten Wanderarbeitskräfte
kommen aus Pakistan, Indien, Nepal, den Philippinen, Bangladesch und Sri Lanka) und von denen
506.000 in der Baubranche arbeiten.
»Viele  dieser  Wanderarbeitskräfte  haben  unter  immenser  Ausbeutung  zu  leiden:  extrem niedrige
Löhne  (häufig  weniger  als  ihnen  vor  der  Abreise  versprochen  wurde),  verspätete  Zahlung  oder
Nichtzahlung der Löhne, extreme Gefahren für die Gesundheit und die Sicherheit am Arbeitsplatz,
Konfiszierung  der  Pässe,  menschenunwürdige  Unterkünfte  usw.  {…}«    Es  erscheint
unwahrscheinlich,  dass  die  Behörden  Katars  bereit  sind,  die  Gesetze  aufzuheben,  »die
Wanderarbeitskräften das Vereinigungs-, das Tarifverhandlungs- und das Streikrecht vorenthalten.
Das Gesetz ermöglicht die Bildung von „Arbeitnehmerausschüssen“in Betrieben mit mindestens 100
katarischen Beschäftigten, denen (Arbeits-)Migranten jedoch nicht angehören dürfen.«

Zusammenfassung von Reinhold Schramm vom 20.07.2012

http://labournet.de/internationales/qa/menschenwuerde_rs.pdf
02. August 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Bericht Lampedusa Festival · Kategorien: Italien · Tags: , , ,

Lampedusa zwischen b4p und Filmfestival (3)

20.07.2012
Am 19.7.2012 wurde die 4. Edition von LampedusaInFestival eröffnet. Das Filmfestival wurde durch die unermüdliche Arbeit des lampeudsanischen Vereins Askavusa in Zusammenarbeit mit vielen Organisationen und Gruppen sowie Einzelpersonen ermöglicht. Eröffnet wurde das Festival mit einer Ausstellung von Zeichnungen internationaler Künstler/innen zur Migration und der Präsentation des Projektes „Watch the Med“ mit Lorenzo Pezzani (”  https://watchthemed.crowdmap.com/). Das Projekt hat das Ziel, die „Kontrolleure zu kontrollieren“, die Homepage erlaubt jeder/m, Informationen zu Migrant/innen auf See können in Echtzeit interaktiv auf die Seite eingetragen werden.
Die Aktion boats4people wurde mit einer Pressekonferenz auf der „Oloferne“, bei der von ihrer Reise durch das Mittelmeer und den Ergebnissen der Reise berichtet wurde, offiziell beendet. Der erste Schritt diente der Vernetzung der beiden Ufer des Mittelmeeres, Ziel aller ist die Veränderung der Migrationspolitik in Europa und die Vermeidung des Sterbens auf See, der Zurückweisungen und der zahlreichen Menschenrechtsverletzungen.
Am Nachmittag gab es an der Porta d’Europa, dem Kunstwerk, das die Tür nach Europa darstellen soll, eine Gedenkfeier für die Toten auf See. Blumen wurden von der Oloferne und einem weiteren Boot ins Meer geworfen und die diesjährigen Schiffbrüche, Zurückweisungen und Opfer im Kanal von Sizilien von zwei Migranten, die selber auf Lampedusa angekommen waren, verlesen.
Der Gedenkfeier folgten eine Rede der neuen Bürgermeisterin Giusi Nicolini, das Theaterstück „Invisibili – Unsichtbare“ von Mohamed Ba und ein Konzert von Alessio Greco und Giacomo Sferlazzo (Askavusa). Alle beteiligten Gruppen und Vereine, u.a. auch amnesty international, forderten, dass auf allen Ebenen, sozial, kulturell und politisch, der Kampf gegen die Toten auf See verstärkt werden müsse. Das Mittelmeer soll ein Ort der Begegnung und des Austausches werden, die Bewegungsfreiheit jedes Menschen muss garantiert sein.
Am Abend wurde in der Cala Palme, einem der Veranstaltungsorte des Festivals, der Film „Mare chiuso – verschlossenes Meer“ von Andrea Segre und Stefano Liberti gezeigt. Hier kommen Flüchtlinge zu Wort, die 2009 nach Libyen zurückgeschoben wurden. Die italienische Regierung wurde für diese illegale Zurückweisung vom europäischen Menschenrechtsgerichtshof verurteilt (der so genannte „Fall Hirsi“).

Hier das Festival Programm

http://siciliamigrants.blogspot.it/2012/07/lampedusa-zwischen-b4p-und-filmfestival.html

02. August 2012 · Kommentare deaktiviert für Asylbewerberleistungsgesetz · Kategorien: Deutschland

Kommentierung zum AsylbLG Urteil des BVerfG, Stand 24.07.2012
www.fluechtlingsinfo-berlin.de/fr/asylblg/Zum_AsylbLG_Urteil_des_BVerfG.doc

Tabelle Grundleistungen nach § 3 AsylbLG 2011 und 2012 nach dem Urteil des BVerfG (Update)
www.fluechtlingsinfo-berlin.de/fr/asylblg/Tabelle_AsylbLG_BVerfG_2012.doc

Wichtig: Musterantrag und -Widerspruch, den ALLE Leistungsberechtigten schnellstmöglich einlegen sollten, um zu verhindern dass ergangene Bescheide bestandskräftig werden, und so rückwirkende Leistungsansprüche zu sichern
www.fluechtlingsinfo-berlin.de/fr/asylblg/Widerspruch_AsylbLG_BVerfG.doc

Ich arbeite weiter an allen drei Texten und freue mich über Anregungen, Kommentare und Kritik. Bitte meine Texte nur als URL bzw. Link weitermailen oder online stellen! Nur so habe ich die Möglichkeit, die Dateien zu aktualisieren.

Verschleppungstaktik der Sozialämter

Das Berliner Landessozialamt „LaGeSo“ hat uns angekündigt, frühestens ab 1.8. – möglicherweise noch später – die verfassungskonformen Leistungen auszuzahlen.

Dabei ist es sehr wichtig, jetzt SOFORT – ohne Sozialamtstermin!!! – WIDERSPRUCH einzulegen, um z.B. Bescheide aus Ende Juni bzw. Anfang Juli anzugreifen und die Nachzahlung der erhöhten Beträge auch für Juni und Juli noch rechtlich zu sichern!!!

Hier unser Schriftwechsel mit dem LaGeSo Berlin:
www.fluechtlingsinfo-berlin.de/fr/asylblg/verzoegerte_Umsetzung_BVerfG-Urteil_Berlin.pdf

Runderlass Brandenburg vom 23.07.2012 zum BVerfG-Urteil
www.fluechtlingsinfo-berlin.de/fr/asylblg/MASFF_BB_AsylbLG_BVerfG_RS06-2012.pdf

Es geht um viel Geld! Bei Sachleistungen/Gutscheinen hat sich der Barbetrag für Kinder auf ca. 80 € vervierfacht, für Erwachsene auf 133 € verdreifacht. Die Grundleistungen bei Bargeldauszahlung haben sich im Schnitt um gut 100 €/Monat/Person erhöht. Siehe dazu die Tabelle.

Claudius Voigt, dem ich für Hinweise danke, hat ebenfalls eine erste Kommentierung erstellt:
www.einwanderer.net/fileadmin/downloads/AsylbLG/aylblg-urteil-verfassungsgericht-neu.pdf
ebenso RA Volker Gerloff, Berlin
http://www.vdj.de/index.php?id=45,451,0,0,1,0

Georg Classen, georg.classen@gmx.net

 

02. August 2012 · Kommentare deaktiviert für Starker Anstieg des informellen Sektors in Algerien · Kategorien: Algerien · Tags:

Im Laufe eines Jahres hat sich die Zahl von ArbeiterInnen und UnternehmerInnen im informellen Sektor von 1,65 auf 3,92 Mio. Personen erhöht. Im gesamten algerischen Beschäftigungssektor ist dessen Anteil – nach Angaben des Staatlichen Statistikamts (Office national des statistiques – ONS) – auf inzwischen 62,4 Prozent gewachsen.

http://www.elwatan.com/economie/60-des-travailleurs-independants-activent-dans-l-informel-26-07-2012-179749_111.php

02. August 2012 · Kommentare deaktiviert für Indische Arbeiter streiken in algerischer Erdölraffinerie – wegen Illegalisierung · Kategorien: Algerien · Tags:

Wie die Tageszeitung Le Quotidien dOran am 27.07.2012 meldete, sind 500 indische Arbeiter in der Erdölraffinerie in Skikda in Streik getreten. Anlass war die Verhaftung ihrer Kollegen, die über den Flughafen Algier ausreisen wollten. Ihre Aufenthaltspapiere waren – wie auch in Algerien üblich – nicht rechtzeitig verlängert worden.

http://www.lequotidien-oran.com/index.php?news=5171214

02. August 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Versuch einer Zusammenfassung des Workshops “MigrantInnenrechte” · Kategorien: Libyen, Tunesien · Tags: ,

Choucha und Kämpfe im Maghreb

1. Teil: Situation im Camp Choucha an der tunesisch-libyschen Grenze und Handlungsmöglichkeiten

Am 11.7. eine international zusammengesetzte Delegation aus 11 AktivistInnen aus Europa und Afrika in Choucha. Ihr Ziel war, VertreterInnen der verschiedenen Flüchtlings-Communities, die zum Forum nach Monastir eingeladen wurden, abzuholen. Die Delegation wurde vom Militär daran gehindert, das Camp zu betreten (das sei nur mit offizieller Erlaubnis des Verteidigungsministeriums möglich, und dieses hatte nach einem Anruf des UNHCR den Zutritt verweigert). Es war jedoch möglich, sich vor dem Camp mit Flüchtlingen zu treffen, und da einige der schon vorher Eingeladenen aus verschiedenen Gründen nicht mit nach Monastir kommen konnten (z.B. wegen Anhörungsterminen) oder wollten (aus Angst vor Repressionen) bzw. nicht erreicht werden konnten, wurde eine neue Gruppe aus acht VertreterInnen von Flüchtlingen aus Äthiopien (darunter zwei Oromo-Frauen), Sudan, Darfur, Somalia, Tschad und Bangladesch zusammengestellt, die am 12.7. zusammen mit der Delegation nach Monastir fuhr.

Zu Beginn des Workshops stellten sich alle Flüchtlinge vor, einige wollen aber anonym bleiben, da sie sonst Repressionen befürchten. Deshalb hier nur eine Kurzfassung ihrer Beiträge ohne Namen:

– Eine junge Äthiopierin beklagte, dass ihr Asylantrag vom UNHCR abgelehnt wurde, obwohl ihr nach ihrer Flucht aus Libyen gesagt wurde, in Choucha würde ihr geholfen, woanders hin zu kommen.

– Ein Sudanese, der 21 Jahre in Libyen gelebt hat, sagte, es seien Subsahara-AfrikanerInnen gewesen, die Libyen mit ihrem Schweiß aufgebaut hätten, und seit der Flucht vor dem Krieg dort sei er ohne Papiere außer seinem 21 Jahre alten Pass.

– Ein Flüchtling aus Darfur sagte, dass er vorher in Libyen war und seit 1 1/2 Jahren in Choucha sei und einer der wenigen, die den Flüchtlingsstatus bekam. Er beklagte die Hitze im Camp, wo er auf Resettlement (Übersiedlung in ein Aufnahmeland) wartet.

– Ein junger Mann aus Bangladesch, der seit März 2011 in Choucha ist, stellte die Probleme in seinem Land dar (Überschwemmungen, Überbevölkerung), die aber nicht als Asylgründe anerkannt werden. In Libyen hatte er auch große Probleme, weil manche Bangladeschi unter Gaddafi gute Posten hatten und deshalb von den Rebellen/neuen Machthabern alle als Gaddafi-Anhänger verfolgt werden.

– Ein Flüchtling aus Somalia versuchte zusammen mit anderen, per Boot nach Italien zu gelangen, aber bei der Überfahrt ging ihnen das Wasser aus. Ein tunesisches Boot half ihnen und rief ein tunesisches Militärschiff. Dort sagte man ihnen, man werde sie nach Italien bringen. Aber tatsächlich mussten sie sich an Bord hinsetzen, ohne sich zu bewegen und wurden nach Choucha gebracht. Dort sagte ihnen der UNHCR, dass sie zu spät kämen – es würden keine Asyl- und Resettlementverfahren mehr durchgeführt seit Ende 2011. So ist er ohne Papiere und Perspektive im Camp, wo es im Winter eiskalt und im Sommer zu heiß ist.

– Ein Mann aus dem Tschad, der im März 2011 in Choucha ankam, bekam vom UNHCR gesagt, dass es in seinem Land keine Probleme gebe, und ihm wurde die Registrierung verweigert. Bei 85% der Menschen aus dem Tschad wurde der Asylantrag abgelehnt. Es gebe 47 Nationalitäten im Camp. Ca. 2900 Asylanträge wurden anerkannt, 300 abgelehnt, darunter 150 aus dem Tschad. Der Konflikt in Libyen habe sie nach Choucha getrieben, da es Leute aus dem Tschad gab, die mit Gaddafi kämpften und deshalb alle als dessen Söldner betrachtet werden. Einige versuchten, zurück zu gehen nach Libyen und wurden dort getötet. Jetzt gebe es ein neues Angebot: 700 Euro für eine freiwillige Rückkehr – aber die meisten könnten nicht zurück in ihre Herkunftsländer.

Anschließend wurde entlang dem Entwurf der Presseerklärung (siehe Endversion im Anhang), die am 11.7. zusammen mit einigen der Flüchtlinge geschrieben wurde, die allgemeine Situation im Camp Choucha dargestellt. Flüchtlinge aus Choucha und einige Workshop-TeilnehmerInnen schlugen Ergänzungen zum Text vor, z.B. zur Situation von Frauen im Camp, insbes. was die hygienischen Bedingungen betrifft, zur Situation der Kinder und zur mangelnden medizinische Versorgung, z.B. auch von Flüchtlingen, die harte Arbeiten in der Umgebung des Camps ausführen, um etwas Geld zu verdienen und die dabei verletzt wurden. Ihnen werde nur gesagt: “Ihr habt kein Recht, das Camp zu verlassen, also seid Ihr selbst schuld!” Ein Flüchtling beklagte auch die mangelnden Bildungsmöglichkeiten im Camp. Vorgeschlagen wurde, noch mehr zu betonen, dass den Flüchtlingen in Choucha das Recht auf jegliche (Bewegungs-)Freiheit verweigert werde, es also nicht nur um die schlechten Lebensbedingungen im Camp gehe. Alle müssten das Recht haben, sich irgendwo anders niederzulassen! Ein Aktivist aus Mali zeigte sich schockiert davon, dass in Tunesien nach der Revolution eine solche Behandlung von MigrantInnen existiere. Man müsse die tunesische Öffentlichkeit informieren!

In der Diskussion wurde von einem Aktivisten aus Mauretanien vorgeschlagen, mit einerDelegation des Forums nach Choucha zu fahren. Die meisten Flüchtlinge lehnten das jedoch als wenig nützlich, evtl. sogar gefährlich für sie ab. Es habe schon viele Delegationen gegeben, und nichts sei dabei herausgekommen. Wichtiger sei, dass die AktivistInnen und die Medienauf die Regierungen in ihren Ländern und beim UNHCR Druck machen, dass es eine Lösung für die Flüchtlinge in Choucha gibt. (Letzlich wurden die Flüchtlinge am 14.7. von zwei tunesischen Aktivisten nach Choucha begleitet, da einige von ihnen sich allein nicht sicher fühlten auf der Reise.)

2. Situation und Kämpfe von MigrantInnen in Mali und im Maghreb allgemein

Vertreter der AME und der ARACEM (malische Organisationen zur Unterstützung Abgeschobener) stellten die veränderte Situation in Mali seit der Rebellion der Tuareg und der Abspaltung des Nordens dar. Dadurch sind auch viele TransitmigrantInnen blockiert, und viele wollen zurück, können es aber nicht. Insbesondere die Frauen sind in einer sehr schwierigen Situation.

Ein in Tunesien lebender Malier, der auch in Algerien war, stellte die Situation in beiden Ländern dar: In Algerien gebe es keinen Status für MigrantInnen, und viele würden an die Grenzen zurück geschoben. Nach Tunesien kämen viele MigrantInnen per Flugzeug (kein Visum nötig) und hätten dann ein Aufenthaltsrecht von 90 Tagen, viele können (oder wollen) aber nicht zurück und können dann jederzeit festgenommen werden. Vor der Revolution wurden sie, falls sie nicht selbst ihren Rückflug bezahlen können, an die libysche Grenze zurück geschoben. Das passiere jetzt nicht mehr. Sie würden meist nach einiger Zeit freigelassen und lebten dann als sans papiers in Tunesien, was schwierig sei wegen der Kontrollen, aber auch mangels Arbeitsmöglichkeiten. Ein Asylgesetz gibt es bisher in Tunesien nicht, es ist aber in Arbeit.

Rym, eine Aktivistin aus Algerien, ergänzte, dass bei ihnen in Algier täglich ca. 30-35 MigrantInnen empfangen würden, meist Asylsuchende. Sie erhalten ein papier, das aber weder Schutz noch Rechte gibt.

Eine Aktivistin der GADEM aus Marokko stellte die rechtliche und politische Situation dort dar: Marokko hat zwar die Genfer Flüchtlingskonvention unterzeichnet und ein Gesetz “02/03” betr. Migration verabschiedet, aber selbst für vom UNHCR anerkannte Flüchtlinge gibt es nur einen UNHCR-Ausweis, der keine Rechte in Marokko gibt außer dem, nicht abgeschoben zu werden. In der letzten Zeit nahmen Razzien und Aussetzungen an der (geschlossenen)n algerischen Grenze, die es 2007/2008 massenhaft gab, wieder stark zu, und vor ein paar Tagen gab es einen Versuch von mehreren MigrantInnen, die Zäune von Ceuta und Melilla zu überwinden, wobei ein marokkanischer Polizist zu Tode kam und viele MigrantInnen verletzt wurden. Als Reaktion darauf wurden in Nador (nahe Melilla) 400 MigrantInnen, darunter 26 schwangere Frauen, festgenommen und nach Oujda (an der algerischen Grenze) zurück geschoben.

Emmanuel vom Netzwerk Afrique-Europe-Interact, urspr. aus der DR Kongo, lange Aktivist in Marokko und jetzt in den Niederlanden, stellte Kämpfe von MigrantInnen in Marokko dar, in denen es um die Respektierung der Rechte von Flüchtlingen und Asylsuchenden ging. „Ich habe diesen Kampf begonnen, während ich noch Asylsuchender war und das hatte Auswirkungen auf meinen Status. Ich musste lange warten, um die Flüchtlingsanerkennung zu bekommen, aber trotzdem kämpfte ich weiter. Aber heute, nachdem ich aus dem Flüchtlingscamp Choucha komme, habe ich das Gefühl, dass dieser Kampf ein Misserfolg war und wir weitermachen müssen, dafür zu kämpfen, dass die Rechte aller Flüchtlinge überall anerkannt werden. Deshalb fordere ich unsere Freunde, die Flüchtlinge in Choucha, auf, nicht aufzugeben. Wie immer die Bedingungen sind. Unter denen sie leben, müssen sie für die Verteidigung ihrer Rechte kämpfen. Unsere tunesischen Freunde frage ich, ob die Revolution, die sie gemacht haben, für die Verteidigung von universellen Werten, Rechten und Freiheiten war. Und diese Werte müssen für alle gelten, einschließlich der Flüchtlinge, Asylsuchenden und subsaharischen MigrantInnen, die in Tunesien leben. Man kann nicht von Europa fordern, die Rechte tunesischer MigrantInnen zu respektieren, während man hier in Tunesien die Rechte subsaharischer MigrantInnen nicht respektiert.“

Mohamed von der marokkanischen Gewerkschaft ODT stellte die Gründung der ersten Gewerkschaft von eingewanderten ArbeiterInnen in einem arabischen Land dar. Hintergrund ist, dass viele MigrantInnen inzwischen über 10 Jahre in Marokko leben, also nicht mehr im Transit sind. Viele arbeiten, aber unter übelsten Bedingungen, und es müsse darum gehen, Rechte zu erkämpfen. Am 1. Mai 2012 seien subsaharische MigrantInne gemeinsam mit marokkanischen ArbeiterInnen als Block auf der Demonstration aufgetreten.

Leider blieb keine Zeit, über solche und andere Perspektiven migrantischer Kämpfe zu diskutieren.

Hingewiesen wurde darauf, dass am 6./7. Oktober 2012 in Oujda ein “Sozialforum der MigrantInnen” stattfinden wird.

 

02. August 2012 · Kommentare deaktiviert für B4p Rückblick auf Boats4people im Juli (1) · Kategorien: Nicht zugeordnet · Tags: ,

Nach dem Monastir-Forum ist es Zeit, sich zu vernetzen

(aus dem Italienischen)

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