13. Oktober 2017 · Kommentare deaktiviert für Greece: Island mayors raise alarm bell over congestion at hotspots · Kategorien: Griechenland · Tags:

Ekathimerini | 13.10.2017

In a series of letters to the Greek government, mayors and the Union of Municipalities and Communities of Greece (KEDE) have raised the alarm bell over the congestion at hotspots hosting asylum seekers in the islands of the northeastern Aegean.

Moreover, Doctors Without Borders and other non-governmental organizations have decried the dire living condition at these reception centers that are having a dismal impact on the lives and health of asylum seekers.

On Thursday, a man attempted suicide at the VIAL hotspot on Chios which is severely overcrowded with 1,964 people while the center’s capacity is 800.

Migrant flows have picked up recently with more than 100 people arriving daily on the Greek islands, while on Thursday alone another 245 people arrived. Since the beginning of the month until Thursday, a total of 1,535 migrants and refugees arrived on the Greek islands.

„The increased migrant flows of recent months, coupled with enormous delays in their relocation and minimal repatriation, disrupt social cohesion and feed into some minorities phenomena of intolerance and fanaticism,“ said KEDE President Giorgos Patoulis, who is calling for a meeting between Migration Commissioner Dimitris Avramopoulos, European Commissioner for Humanitarian Aid and Crisis Management Christos Stylianides, island mayors and KEDE representatives. Patoulis has also asked for a meeting with Prime Minister Alexis Tsipras.

More than 40 volunteer organizations and groups operating on the Greek islands and the mainland are urging local and central authorities to take urgent steps to avoid more deaths of refugees from the cold as winter approaches

:::::

taz | 12.10.2017

Flüchtlinge in Griechenland: Ganz normaler Ausnahmezustand

In Griechenland hat sich an den katastrophalen Lebensbedingungen für Flüchtlinge bisher wenig geändert. Nun naht der Winter.

Theodora Mavropoulos

Über 14.000 Flüchtlinge und Migranten sitzen auf den griechischen Inseln nahe der Türkei fest. Noch immer müssen sie in sogenannten Hotspots unter tragischen Bedingungen ausharren. Nun naht der nächste Winter. „Wir machen uns große Sorgen, denn der letzte Winter war dramatisch“, sagt Vassilis Voulgarakis von der Nichtregierungsorganisation Lesvos Solidarity.

Zahlreiche Menschen mussten in Zelten bei Minusgraden überwintern, weil die Kapazitäten in den Containern nicht ausreichten, erinnert sich der 43-Jährige. Sechs-Personen-Zelte waren mit bis zu 25 Menschen vollkommen überbelegt. Schwere Regenfälle durchnässten Decken, Schlafsäcke und Kleidung der Camp-Insassen. Sie hausten im Schlamm. Dann fiel Schnee.

„Wir beobachten, dass sich erneut eine solche Situation anbahnt“, sagt Voulgarakis. Wenn nicht bald etwas von Seiten der Autoritäten geschieht, werden die Menschen hier wieder einen bitteren Winter erleben müssen.“ Doch die Menschen, die sich vor Krieg und Elend nach Europa flüchteten, scheinen vergessen, sagt der Mann, der seit 2015 auf Lesbos lebt.

Noch immer gibt es kein durchgängig fließendes Wasser im regierungsgeführten Camp Moria. Immer wieder wird das Wasser abgestellt. Die sanitären Anlagen reichen längst nicht aus. So hat das Camp eine Kapazität für etwa 1.500 Menschen. Aktuell leben dort 5.000, darunter Hunderte Kinder. Die Bearbeitung der Asylanträge geht nur sehr langsam voran, sodass Tausende Menschen hier eng gedrängt leben müssen.

Im letzten Jahr gab es Tote

„Im letzten Jahr sind bereits Menschen wegen der katastrophalen Zustände ums Leben gekommen“, sagt Voulgaris. „Die verzweifelten Menschen entzündeten in ihren Zelten Feuer, um sich zu wärmen. Sie starben an Rauchvergiftung – so etwas darf in diesem Winter nicht wieder passieren“, fordert Voulgaris.

Die EU müsse endlich Verantwortung übernehmen und die Flüchtlinge aus diesen menschenunwürdigen Bedingungen herausholen. Asylentscheidungen müssen schneller getroffen und Leute umgesiedelt werden. Doch auch dieses Jahr werden wohl Tausende auf griechischen Inseln überwintern müssen.

Die Verzweiflung der Menschen macht sich in psychischen Erkrankungen immer stärker bemerkbar. Darauf weisen Ärzte ohne Grenzen hin. Auch die Zahl selbstmordgefährdeter Personen steigt. „Wir haben nicht genügend Psychologen zur Verfügung“, sagt eine Sprecherin von Ärzte ohne Grenzen. Zwar treffen weitere Psychologen ein, die sich um akute Fälle kümmern werden. Für dringend nötige Nachbehandlungen reichen die Kapazitäten aber längst nicht aus.

Wieder mehr Flüchtlinge und Migranten

Doch die Flüchtlingssituation in Griechenland wird jetzt im Gegensatz zu letztem Jahr nicht mehr als Ausnahmezustand bewertet. Auch wenn die Lage auf den Inseln schlimm sei, sagt Boris Cheshirkov, Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. „Wir haben die griechischen Behörden aufgefordert, die Camps auf den Inseln winterfest zu machen“, sagt er. Das schlechte Wetter komme, schon jetzt regne es oft und die Nächte sind kalt.

Doch ohne Anweisungen der griechischen Regierung könne der UNHCR nicht agieren, sagt der Sprecher. „Es ist nicht unsere Aufgabe, Geld der griechischen Regierung für die Flüchtlingshilfe zu verwalten.“ Das sei ein verbreitetes Missverständnis.

Die Zahl der Ankünfte von Flüchtlingen und Migranten sei wieder gestiegen, bestätigt Cheshirkov: Seit Jahresbeginn sind etwa 20.000 auf den griechischen Inseln angekommen, die Hälfte von ihnen ab Juli. Dennoch sei der UNHCR innerhalb der EU nicht dazu da, Zelte zu stellen, und Schlafsäcke oder Decken zu verteilen. Der UNHCR sorge vielmehr dafür, die Schwächsten unter den Flüchtlingen – Menschen mit Behinderung, Schwangere oder Alleinerziehende mit kleinen Kindern – herauszufiltern, um sie schnellstmöglich aufs Festland zu bringen. Die Entscheidung, wer transportiert werden dürfe, trage aber die griechische Regierung. Der UNHCR sei hauptsächlich zur Informationsvermittlung und Beratung dieser zuständig.

Doch die Aussagen der griechischen Regierung zur Strategie für den Winter sind vage. „Wir arbeiten an einem Plan, der die Flüchtlinge und Migranten auf den Inseln unter bestmöglichen und unter menschenwürdigen Bedingungen unterbringen wird“, sagt ein Sprecher des Migrationsministeriums.

 

Kommentare geschlossen.