Quelle: Spiegel Online | 19.11.2016
Was passiert, wenn das Flüchtlingsabkommen zwischen EU und Türkei scheitert? Gerald Knaus, der als Architekt des Deals gilt, warnt vor einer „Katastrophe“: Der komplette Balkan würde destabilisiert.
Ein Interview von Hasnain Kazim
SPIEGEL ONLINE: Herr Knaus, das Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei gilt seit gut einem halben Jahr, aber immer wieder droht es zu scheitern. Hat es eigentlich je funktioniert?
Knaus: Die Anzahl der Menschen, die sich auf den gefährlichen Weg über die Ägäis nach Europa machen, ist stark gesunken. Noch Anfang März kamen bis zu 1500 Menschen täglich in Griechenland an. Nach Inkrafttreten des Abkommens am 20. März dieses Jahres wurden es sofort weniger. Im Juni und Juli kamen nur noch 50 am Tag. Auch die Zahl der Menschen, die in der Ägäis ertrinken, ist deutlich gefallen. So gesehen funktioniert das Abkommen.