30. August 2016 · Kommentare deaktiviert für „Küstenwache rettet 6.500 Migranten an einem Tag“ · Kategorien: Europa, Griechenland, Italien, Mittelmeerroute

Quelle: Zeit Online

In 40 Rettungseinsätzen hat die italienische Küstenwache Tausende Flüchtlinge vor Libyen gerettet. Insgesamt kommen weniger Migranten, die Zahl der Toten steigt aber.

Von Marion Bergermann

Die italienische Küstenwache hat am Montag einen ihrer intensivsten Rettungstage hinter sich gebracht: Rund 6.500 Flüchtlinge wurden aus Seenot im Mittelmeer gerettet. Das Kommandozentrum habe 40 Rettungseinsätze koordiniert und sei Tausenden Schutzsuchenden vor Libyen zur Hilfe gekommen, schrieb die Küstenwache auf Twitter.

An den Einsätzen waren Schiffe der Küstenwache und der italienischen Marine beteiligt. Auch die EU-Marinemission Sophia zum Kampf gegen Schlepper, die EU-Grenzschutzagentur Frontex und humanitäre Organisationen halfen bei der Rettung der Flüchtlinge.

Neueste Zahlen belegen indessen, dass in diesem Jahr bisher weniger Menschen nach Europa flohen als im Vorjahr. Gleichzeitig stieg die Zahl der Toten. Auf der Flucht starben dieses Jahr bereits fast so viele Migranten wie im gesamten Jahr 2015. Laut UN-Flüchtlingswerk sind bis Ende August 3.167 Menschen im Mittelmeer gestorben. Im gesamten Jahr 2015 waren es 3.771 Menschen. Die weniger Überfahrten, die stattfinden, sind damit für die Flüchtlinge gefährlicher geworden.

Den Weg über das Mittelmeer nach Europa versuchten laut UN-Flüchtlingswerk bis Ende August diesen Jahres bisher 271.218 Menschen. Im Vorjahr waren es insgesamt 1.015.078 Menschen. Die Zahl der ankommenden Menschen hat sich somit zwar verringert. Trotzdem kommen weiterhin mehr als 90 Prozent der Migranten, die sich an einer europäischen Grenze registrierten, über das Meer nach Europa. Die verschiedenen Routen zwischen nordafrikanischen Ländern und den südeuropäischen Staaten werden nach wie vor täglich frequentiert. Italien und Griechenland liegen weiterhin als Ankunftsländer, in denen die Migranten registriert werden, vor den Staaten auf der Balkanroute.

Laut Zahlen der europäischen Grenzschutzbehörde Frontex kamen dieses Jahr die meisten Menschen über die östliche Mittelmeerroute zwischen der Türkei und Griechenland. Auch die zentrale Mittelmeerroute, auf der meist von Libyen und Ägypten Boote nach Italien übersetzen, gehört weiterhin zu den am stärksten befahrenen Routen. Weniger Flüchtlinge setzen von Marokko aus nach Spanien über. Die marokkanische Grenze gilt als gut bewacht. Ende 2015 hatte die Europäische Kommission angekündigt, 1,8 Milliarden Euro an die marokkanische Regierung „zur Bewältigung der grundlegenden Ursachen illegaler Migration in Afrika“ zu zahlen.

Seit dem EU-Türkei-Abkommen im März 2016 sind jedoch besonders die Zahlen auf der östlichen Mittelmeerroute zwischen der Türkei und Griechenland gesunken. An der türkischen Küste versuchen Flüchtlinge, auf die griechischen Inseln überzusetzen.

Besonders in den mitteleuropäischen Ländern auf der sogenannten Balkanroute sind die Zahlen der ankommenden und weiterreisenden Flüchtlinge gesunken. Seit etwa im Oktober 2015 in Ungarn an den Grenzen zu Serbien und Kroatien ein Zaun errichtet wurde, hat sich laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) die Zahl der ankommenden Flüchtlinge in Ungarn verringert.

Auch in den mitteleuropäischen Ländern wie Deutschland sank die Zahl der ankommenden Flüchtlinge im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig sind die Unterkünfte und Camps in den Grenzregionen Griechenlands, der Türkei, Italiens und auf der Balkanroute weiterhin überfüllt. Laut IOM hat sich seit dem EU-Türkei-Abkommen im März 2016 die Zahl der Migranten, die in Griechenland gestrandet sind, um 43 Prozent erhöht. In der Türkei geht die Europäische Union von momentan 3,1 Millionen Flüchtlingen aus.

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