19. Februar 2016 · Kommentare deaktiviert für „Das Geschäft mit den Flüchtlingen“ · Kategorien: Deutschland

Quelle: FAZ

18. Februar 2016 – Mehr als eine Million Menschen kamen 2015 nach Deutschland. Und es hört nicht auf. Inzwischen gibt es ein ganz großes Flüchtlings-Business: Hotels, Caterer, Ärzte, Wohlfahrtsverbände – sie alle verdienen mit. Je verzweifelter die Städte, desto teurer wird es für die Bürger.

Von Ralph Bollmann, Lisa Nienhaus und Lena Schipper

Als Peter Kilian Rausch im Juli 2014 sein Hotel in eine Flüchtlingsunterkunft umwandelte, war er noch ein Exot. Rausch hatte eine europäische Ausschreibung gewonnen und sein Spreehotel in Bautzen für 350.000 Euro umgerüstet, damit es den Anforderungen genügte: einen hohen Zaun drum herum gebaut, eine Videoüberwachung eingerichtet. 250 Flüchtlinge wohnen seither hier. Tunesier, Syrer, Afghanen, Somalier – immer mal wieder wechseln sie. Rausch bekommt dafür je Person und Tag 13 Euro vom Landkreis. Das macht im Jahr mehr als eine Million Euro, die er verdient. „Für mich hat es sich wirtschaftlich gelohnt“, sagt er. „Ich bin aus der Talsohle heraus. Aber ich bekomme das Geld auch nicht geschenkt.“ Der Betrieb des Vier-Sterne-Hotels hatte sich zuvor nicht mehr rentiert.

Für die Hoteliers, die nach ihm auf dieselbe Idee gekommen sind, lohnt sich das noch viel mehr. „Heute muss keiner mehr an einer europaweiten Ausschreibung teilnehmen oder Geld für Sicherheitsmaßnahmen ausgeben“, sagt Rausch. „Wenn man eine Immobilie hat, die sich eignet, ruft man einmal an der richtigen Stelle an, und zack hat man den Auftrag.“ Heute könnte Rausch sicher auch den doppelten Preis verlangen, schätzt er. Aber das will er gar nicht. In Berlin gab es zuletzt eine ganze Hotelkette, die Zimmer für 50 Euro in der Nacht vermieten wollte. „Das finde ich zutiefst unmoralisch“, sagt er. „Wenn ich das verlangen würde, könnte ich mich nach einem Jahr zur Ruhe setzen.“

Wer sich darauf versteht, Herbergen zu betreiben, in denen man Flüchtlinge unterbringen kann, der macht derzeit ein fast bombensicheres Geschäft. Seit die Städte und Länder nicht mehr wissen, wohin mit den vielen Menschen, die über die Grenze kommen, ist das ganz große private Flüchtlings-Business zur Betreuung, Bewirtung und Verarztung der Neuankömmlinge entstanden. Und die Bezahlung ist gut. Je mehr Flüchtlinge kommen, desto höher steigen die Preise. So ist das im Kapitalismus.

Mittlerweile lohnt sich das Geschäft mit den Flüchtlingen. Es lohnt sich so sehr, dass es beginnt, andere Geschäfte zu verdrängen. Zunächst waren es nur kleine, sehr schlecht besuchte Landpensionen, Hostels oder heruntergekommene Hotels mit wenigen Gästen, die zum Flüchtlingsbetrieb wurden. Nun interessieren sich sogar schon große Ketten dafür, in ihren schlechter besuchten Hotels reguläre Gäste gegen Flüchtlinge auszutauschen und das Geschäft auf Staatskosten zu verstetigen. Auch viele Jugendherbergen haben in der Winterzeit auf Flüchtlingsbetrieb umgestellt.

Das Geschäft mit der Erstversorgung

Nicht nur Hotels und Immobilienbesitzer profitieren. In Deutschland ist rund um die Flüchtlinge eine vielgestaltige Boom-Branche entstanden. Feldbettenhersteller und Containerbauer profitieren genauso wie Caterer, Putzfirmen, Ärzte, Krankenkassen, Sprachlehrer und Baufirmen. Und überall steigen die Preise.

Rein ökonomisch gesehen, ist das ganz normal. Wenn die Nachfrage steigt, dann gehen die Preise hoch. Der Markt funktioniert. Das tut er selbst dann, wenn der größte Teil dieser Nachfrage vom Staat kommt, vom Land oder von der Kommune, also von einem eigentlich fast monopolistischen Nachfrager. Doch die Anzahl an Unterkünften, Heimen und Sprachkursen, für die er sorgen muss, ist so groß, dass er seine Monopolmacht nicht mehr richtig ausspielen kann. Zumal sich die Kommunen auch untereinander Konkurrenz machen.

Einerlei, mit wem man spricht in diesen Tagen. Fast jeder aus dem Flüchtlings-Business kann irgendeine Horrorgeschichte erzählen von Preisen, die aus dem Ruder laufen, von Flüchtlingsprofiteuren, die ihren Reibach machen. Da ist der Großcaterer, der namentlich nicht genannt werden will, aber zugibt: „Wir können die Preise für die Bewirtung der Flüchtlinge diktieren. Es gibt einen so großen Bedarf, dass wir natürlich eine ordentliche Gewinnmarge einkalkulieren.“ Da sind die Kommunen, die nicht darüber sprechen wollen, wie viel sie einem Betreiber eines Flüchtlingsheims im Jahr zahlen, aber raunen: „Die Preise sollen schließlich nicht weiter steigen.“ Mancher spricht auch ganz offen über die Folgen. Etwa der Leiter des städtischen Rettungsdiensts der Stadt Frankfurt, Leo Lattasch. Er ist dafür zuständig, dass Ärzte in die Flüchtlingsheime kommen. Den Ärzten, die sich dazu bereit erklären, zahlt er 60 Euro in der Stunde, am Wochenende oder Feiertag 100 Euro je Stunde. „Das reicht auch“, findet er. „Aber in Rheinland-Pfalz zahlen sie den Ärzten schon 200 Euro in der Stunde, das sind doch verrückte Preise.“

Insgesamt kommt da ordentlich etwas auf die Steuerzahler zu. Die Schätzungen über die Kosten für das Jahr 2016 gehen weit auseinander. Während die Deutsche Bank mit 12 Milliarden Euro rechnet, prognostizierte das Institut der deutschen Wirtschaft Köln vor wenigen Tagen schon 22 Milliarden Euro. Das sorgt dafür, dass sich ganz schön was tut in Deutschland. Mehr als eine Million Flüchtlinge sind im vergangenen Jahr gekommen. Knapp die Hälfte davon hat bislang offiziell Asyl beantragt. Und schon das sind mehr als im bisherigen Rekordjahr 1992. In Windeseile hat insbesondere die Wohlfahrtsindustrie darauf reagiert. Verbände von Caritas bis Rotes Kreuz sind aktiv, wenn es darum geht, Flüchtlingsheime zu betreiben oder Räumlichkeiten für Notunterkünfte umzurüsten. Sie bieten Sanitätsdienste und Sozialberatung für die Migranten.

Das Deutsche Rote Kreuz ist die dominante Kraft am Markt. Es betreibt derzeit 480 Notunterkünfte mit mehr als 141.000 Flüchtlingen. Noch 2014 war davon nichts zu ahnen. „Das war ein Wachstum von null auf 480 in einem Jahr“, sagt ein Sprecher. Heute sind rund 15.000 Mitarbeiter des Roten Kreuzes in der Flüchtlingshilfe tätig, ein Drittel davon hauptamtlich. In Nordrhein-Westfalen und Hessen ist auch der Arbeiter-Samariter-Bund stark. 206 Unterkünfte mit 53.000 Flüchtlingen betreut der ASB nach eigenen Angaben mittlerweile in Deutschland. Im Jahr 2014 waren es nur 13 Einrichtungen. Rund 4500 Mitarbeiter sind für Flüchtlinge tätig, ein Großteil von ihnen neu eingestellt.

Das schafft Arbeitsplätze. Sozialpädagogen sind mittlerweile gefragt. Auch Erzieher und Sanitäter sind gesucht – und Menschen mit Organisationstalent. Wie viele Arbeitsplätze eine einzige Flüchtlingseinrichtung schafft, zeigt ein Beispiel. Im Frankfurter Osten hat das Land Hessen vor wenigen Wochen eine Erstaufnahmeeinrichtung eingerichtet. Im alten Gebäude des insolventen Versandhändlers Neckermann leben nun 1600 Flüchtlinge, davon 455 Kinder, für einige Wochen, bevor sie an die Kommunen weiterverteilt werden.

Betreiber des Hauses ist der Arbeiter-Samariter-Bund. Er allein beschäftigt 68 Menschen: 28 Sozialarbeiter, 34 Organisationskräfte, vier Leute im Leitungsteam und zwei Ehrenamtskoordinatoren, die meisten sind neu eingestellt. 25 Ehrenamtliche kommen dazu. Außerdem gibt es einen Sicherheitsdienst, der für Ordnung sorgt in einem Haus, in dem die Zimmer teils mit mehr als 60 Betten vollgestellt sind. Bei der Essenausgabe etwa sind die Sicherheitsleute stets mit drei Personen dabei, damit die Menschen, die in einer zeitweise hundert Meter langen Schlange warten müssen, am Ende friedlich und in Kleingruppen ihre Mahlzeiten entgegennehmen. Die Firma Optimal erledigt den Putzdienst für die drei Etagen. Für den Caterer Schubert Speisenversorgung, eine Tochtergesellschaft des Dienstleistungskonzern Wisag, stehen vier bis fünf Leute hinter dem Tresen der einstigen Neckermann-Kantine.

Dazu kommen Ärzte. An sieben Tagen in der Woche sind zwei Ärzte jeweils mindestens zwei Stunden da, darunter immer ein Kinderarzt. Von diesen praktizieren in Frankfurt nicht genug, die sich nebenher auch noch um Migranten kümmern können. Deshalb hat Leo Lattasch, der Rettungsdienst-Leiter, sich an gerade in den Ruhestand gegangene Kinderärzte gewandt, die die Arbeit gegen Honorar übernehmen. Rund 8000 Euro im Monat kostet allein die ärztliche Versorgung im Neckermann-Haus. 24 Stunden am Tag ist zusätzlich mindestens ein Sanitäter oder ein anderer medizinischer Helfer da. „Die Versorgung ist besser als die der Frankfurter Obdachlosen“, sagt Lattasch.

Wie viel der komplette Betrieb am Ende kostet, darüber mag das Regierungspräsidium Darmstadt, das hier zuständig ist, keine Auskunft geben. In Hessen insgesamt hat die Landesregierung im Haushalt für 2016 rund 1,3 Milliarden Euro für die Flüchtlinge eingeplant, 312 Millionen Euro gehen dabei an landeseigene Erstaufnahmeeinrichtungen. Doch welche Firmen und Betreiber wie viel von dem Geld bekommen – solche Informationen bleiben unter Verschluss. Mit ihrer Informationspolitik wollen die Behörden nach eigenem Bekunden Verteilungskonflikte verhindern: „Wir wollen nicht Diskussionen darüber provozieren, warum Millionen für die Flüchtlingshilfe ausgegeben werden, während das Schlagloch vor der Haustür seit Jahren nicht repariert wird“, heißt es aus Wiesbaden. Sonderlich überzeugend klingt diese Begründung nicht.

Dass in solchen Konflikten politischer Sprengstoff steckt, zeigt sich vor allem dort, wo andere verdrängt werden. Das gilt insbesondere für die Großstädte, in denen es – anders als etwa in einigen Teilen Ostdeutschlands – kaum leerstehende Gebäude oder Hotels gibt, die man mal eben in Flüchtlingsheime umwandeln kann. Wenn dort Neue kommen, müssen zuweilen Alte weichen. Da gehen die Bürger schnell auf der Straße. Als etwa einem Frankfurter Hort kürzlich die Räumlichkeiten gekündigt werden sollten, um Flüchtlingskinder in dem Gebäude unterzubringen, empörten sich verständlicherweise die Eltern mächtig. Danach wurde die Kündigung schnell wieder zurückgenommen, man sucht seither nach Alternativen.

Unterkünfte, die Caterer, die Sicherheitsdienste wiederum wollen nicht in den Ruch kommen, aus der Not anderer Menschen Profit zu schlagen. „Es ist vielen peinlich, zuzugeben, dass das für sie ein sehr lukratives Zusatzgeschäft ist“, sagt einer, dem es selbst so peinlich ist, dass er ungenannt bleiben will. Eine kleine Rechnung kann man allerdings anstellen, denn laut Sozialministerium leben aktuell „rund 20.000 Flüchtlinge in den vier hessischen Erstaufnahmeeinrichtungen und deren 37 Außenstellen“. Man nimmt an, dass die Zahl noch auf 60.000 steigt im Verlauf des Jahres. Macht bei Gesamtkosten von 312 Millionen Euro für jeden Flüchtling 5200 Euro im Jahr. Das würde für eine Einrichtung mit 1600 Flüchtlingen wie im Frankfurter Neckermann-Gebäude jährliche Kosten von mehr als 8,3 Millionen Euro bedeuten. Allerdings ist da auch der Verwaltungsapparat in Gießen, der die Erstaufnahmeeinrichtungen koordiniert, eingerechnet. Dass der Betrieb der Einrichtung mehrere Millionen Euro im Jahr kostet, kann man aber getrost annehmen.

Das Geschäft mit der Sprache

Transparenter ist ein Teil des Flüchtlings-Business, der gerade erst so richtig anläuft: die Sprachkurse. Im Jahr 2014 hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) 244 Millionen Euro für die Finanzierung von Deutsch-Integrationskursen ausgegeben. 2015 waren es 269 Millionen. Jetzt soll sich dieser Betrag beinahe verdoppeln: Im Haushalt für 2016 sind 559 Millionen vorgesehen. Hinzu kommen zusätzliche Gelder von der EU und unzählige Einzelinitiativen.

Das Geld landet zum Beispiel an der Volkshochschule (VHS) in Frankfurt, wo an einem grauen Mittwochmorgen im Februar 15 Schüler im Deutschkurs von Viola Remter Modalverben üben. Die Teilnehmer sind zwischen Mitte 20 und Ende 40 und stammen aus neun verschiedenen Ländern, darunter Syrien, Irak und Afghanistan. Sie lachen und scherzen noch miteinander, als Remter mit der Stunde beginnt, doch sobald sie die erste Frage gestellt hat, gibt es sofort mehrere Wortmeldungen eifriger Kursteilnehmer, die den Satz „Können Sie mir helfen?“ in die richtige Reihenfolge bringen wollen. Trotz der Motivation hapert es ein wenig mit der Grammatik, es vergeht eine Weile, bis der Satz richtig an der Tafel steht.

Man merkt, dass es in dem Kurs nicht nur um Sprachvermittlung geht, sondern auch darum, den Teilnehmern die Bewältigung ihres Alltags zu erleichtern. Die Stunde simuliert einen Besuch beim Einwohnermeldeamt. Die Funktion von „müssen“ und „können“ lernen die Teilnehmer anhand von Sätzen wie „Entschuldigung, ich verstehe das Formular nicht, können Sie mir helfen?“ und „Hier müssen Sie Ihren Familienstand eintragen“. Behördengänge, das jedenfalls ist die Botschaft dieses Deutschkurses, sind offenbar ein zentraler Bestandteil der neuen Lebenswirklichkeit.

Trotz des zusätzlichen Geldes, das in diesem Jahr vom Bamf kommt, dürfen sich die Teilnehmer in Remters Kurs privilegiert fühlen. Sie haben es schon weiter gebracht als die gut zwei Dutzend Menschen, die sich zwei Stockwerke unter dem Klassenzimmer vor der Beratungsstelle der VHS drängeln, um den notwendigen Einstufungstest zu absolvieren und sich für einen Deutschkurs anzumelden. Mehrere hundert seien es jede Woche, sagt Truda Ann Smith, die Leiterin der Frankfurter Volkshochschule: „Die Nachfrage nach den Kursen ist enorm.“ Im vergangenen Jahr hat sie 960 Integrationskurse angeboten, 130 mehr als im Jahr zuvor. Dieses Jahr sollen es noch einmal mehr werden.

Insgesamt wurden in Deutschland im ersten Halbjahr 2015 rund 53.000 Teilnahmeberechtigungen für Integrationskurse an Neuzuwanderer ausgestellt. Im gleichen Zeitraum im Vorjahr waren es nur 32.000.

Die größten Profiteure dieses Andrangs sind die Lehrer. Die Leitung von Integrationskursen wird gut bezahlt: Das Bamf schreibt einen Mindestlohn von 23 Euro pro Stunde vor, an der VHS in Frankfurt reicht die Spanne bis knapp unter 30 Euro. An privaten Sprachschulen erhalten Lehrer bisher üblicherweise kaum halb so viel.

An der VHS dürfen sie sich mittlerweile Hoffnungen auf Gehaltserhöhungen und bessere Bedingungen machen – Forderungen, für die Kursleiter in Wiesbaden schon in Streik getreten sind. Der Wettbewerb verschiebt sich zu ihren Gunsten, weil Deutschlehrer mittlerweile auch anderswo gefragt sind – zum Beispiel in Schulen, die ebenfalls Flüchtlingskinder unterrichten müssen. Mit der Anzahl der Kurse steige allerdings auch der organisatorische Aufwand, weswegen sich die Kosten schneller erhöhten, als frisches Geld ankomme, sagt die Leiterin der Frankfurter VHS. Auf derlei Erfahrungen berief sich im Oktober vergangenen Jahres auch der deutsche Volkshochschulverband, als er forderte, das Bamf solle statt 3,10 Euro je Stunde und Teilnehmer besser 3,60 Euro zuschießen.

In den Sprachkursen ist es also wie im gesamten Flüchtlings-Business: die Preise, sie steigen.

Das Geschäft mit den Lebensmitteln

Das gilt noch mehr für die Versorgung der Zuwanderer mit Lebenswichtigem: etwa dem Essen. Eigentlich wollen die Behörden, dass die Flüchtlinge selbst kochen. Doch in den großen Einrichtungen geht das nicht. So ist es zum Beispiel in der Erstaufnahmeeinrichtung in Neu-Isenburg. 460 Menschen leben hier im Moment, bis zu 1000 hätten Platz in der weitläufigen Halle einer ehemaligen Druckerei. Der Arbeiter-Samariter-Bund, der die Einrichtung betreibt, organisiert auch das Catering. Frühstück, Mittag- und Abendessen werden aus der eigenen Großküche in Frankfurt geliefert und von den Mitarbeitern ausgegeben.

Um die Mittagszeit bilden sich vor der Essensausgabe, wo heute Lammfrikadellen mit Reis und Joghurt verteilt werden, lange Schlangen. Bevor sich einer sein Essen holen darf, wird noch kurz Fieber gemessen, um die Verbreitung von Krankheiten zu vermeiden, eine Handvoll Sicherheitsleute in neongelben Westen haben ein Auge auf die Schlange. Frauen, Kinder und junge Männer sitzen auf Bierbänken an langen Tischen, essen und schwatzen. Das Essen sei schon okay, sagt Djib, der ursprünglich aus Nordindien kommt und nach Jahren in Schottland in Neu-Isenburg gelandet ist – auf welchem Weg, ist nicht ganz klar.

Abgesehen von der Frage, ob das Essen schmeckt, birgt die Versorgung der Flüchtlinge auch eher unerwartete Herausforderungen. „Am Anfang mussten wir uns an einiges gewöhnen“, sagt Ulrich Meier, der Leiter der Einrichtung in Neu-Isenburg. „Zum Beispiel hatten wir immer zu wenig Zucker.“ An der Essensausgabe gibt es neben sauberem Trinkwasser aus einer Aufbereitungsanlage nämlich auch Tee – und den trinken die Bewohner gern süß, süßer als in Deutschland bisher üblich. Mittlerweile haben sich Meier und seine Kollegen darauf eingestellt. „Der Bedarf liegt so bei 30 Kilo am Tag“, sagt er.

Viele Unterkünfte müssen ähnlich rundum versorgt werden wie die Einrichtung in Neu-Isenburg. Deswegen sind neben den gemeinnützigen Trägern mittlerweile auch nahezu alle großen Catering-Unternehmen in der Flüchtlingsversorgung aktiv. Der Preis für die Vollversorgung durch einen Caterer schwankt zwischen 10 und 16 Euro je Flüchtling und Tag. Das ist viel mehr als die Summe, die einem Hartz-IV-Empfänger je Tag für die Ernährung zusteht: rund fünf Euro.

Obwohl die Catering-Unternehmen selbst keine Zahlen dazu veröffentlichen, kann man hochrechnen, wie substantiell das Geschäft ist. So beliefert etwa die Wisag-Holding nach eigenen Angaben über ihre Sozialsparte Schubert Speisenversorgung, die auch das Frankfurter Neckermann-Gebäude beliefert, insgesamt 15 Erstaufnahmeeinrichtungen in Deutschland. Laut Wisag summiert sich das Geschäft im Jahr auf rund zwei Millionen „Beköstigungstage“. Legt man nur den niedrigsten Satz von 10 Euro je Tag und Flüchtling zugrunde, so erwirtschaftet die Wisag mit dem Flüchtlingscatering allein 20 Millionen Euro im Jahr. Das entspricht mehr als einem Fünftel des Gesamtumsatzes im Jahr 2014, der bei rund 94 Millionen Euro lag. Ein kräftiges Wachstum für die zuvor stagnierende Catering-Sparte.

Kapitel Vier: Das Geschäft mit der Gesundheit

Neben Essen, einer Unterkunft und einem Sprachkurs brauchen die Flüchtlinge vor allem eins: ärztliche Versorgung. Manche haben verletzte Füße, nachdem sie Hunderte Kilometer gelaufen sind. Andere leiden an Läusen, Durchfallerkrankungen oder Erkältungen. Schwangere brauchen besondere Aufmerksamkeit. Und dann gibt es noch die Sonderfälle wie den Mann, der auf der Durchreise in der Türkei eine Bypass-Operation hatte. Außerdem werden alle Neuankömmlinge auf Impfungen geprüft und auch geimpft, wenn sie dazu bereit sind.

Gesundheit aber ist ein teures Gut in Deutschland. Die Erstuntersuchungen und Impfungen laufen noch relativ standardisiert ab. In Hessen etwa gibt es eine „Medical Check“-Einheit der Malteser, die herumfährt und mit Ärzten und Medizinstudenten, die sich freiwillig dafür melden, Neuankömmlinge untersucht, nach lebensbedrohlichen oder ansteckenden Krankheiten fahndet und impft. Die Ärzte in dieser Einheit verdienen rund 10 Euro je Flüchtling. Die Malteser haben zudem einen Vertrag, nach dem sie keine Details in Sachen Bezahlung verraten.

Viele dieser Erstuntersuchten sind jung und gesund. Kompliziert und teurer wird es dann, wenn die Flüchtlinge richtig krank werden. Sie haben Anspruch darauf, behandelt zu werden, es zahlt die Kommune – allerdings nicht in jedem Fall. Im Vergleich zu gesetzlich Versicherten gelten Einschränkungen, etwa beim Zahnersatz oder der Psychotherapie.

Bislang läuft dieser Teil der medizinischen Versorgung vielerorts chaotisch ab. Flüchtlinge, die aus ihrer Unterkunft heraus zum Arzt wollen, müssen Berechtigungsscheine ausgestellt bekommen. Das kann auch mal zu lang dauern. Für den Arzt ist es ebenfalls kompliziert, weil er eine Einzelrechnung ausstellen muss.

Eine Krankenkasse in Norddeutschland macht es anders. Die AOK Bremen/Bremerhaven hat die Flüchtlinge als Kunden entdeckt. Schon seit dem Jahr 2005 verteilt sie in Zusammenarbeit mit den Sozialbehörden in Bremen Gesundheitskarten an Asylbewerber. Damit können diese ganz normal zum Arzt gehen, der Arzt rechnet mit der Kasse ab wie bei einem gesetzlich Versicherten – und die Krankenkasse bekommt die Kosten der Behandlungen am Ende von den Sozialbehörden erstattet. Zusätzlich bekommt sie 10 Euro je Asylbewerber und Monat als Pauschale für Verwaltungskosten.

Mittlerweile hat die AOK Bremen/Bremerhaven auch einen Vertrag mit Hamburg. Vor drei Monaten betreute sie noch 15.000 Flüchtlinge, nun sind es schon 25.000. Das macht allein drei Millionen Euro jährlich, die die Kasse an Verwaltungseinnahmen hat. Zudem hofft Thorsten Schönherr, stellvertretender Direktor der AOK, dass viele der Flüchtlinge am Ende auch bei der Kasse bleiben, wenn ihr Asylantrag angenommen wird und sie nach 15 Monaten in die gesetzliche Versicherung übergehen. 231.000 Versicherte hat die AOK Bremen/Bremerhaven derzeit. Würde auch nur die Hälfte der Flüchtlinge bleiben, hätte sie auf einen Schlag fünf Prozent mehr Kunden. „So ein Wachstum hat man nicht alle Tage“, sagt Schönherr. Er ist sich sicher, dass sein Modell für den Staat außerdem billiger ist als das vielerorts praktizierte Chaos. Anderswo allerdings lehnt man das Modell aus dem Norden bislang ab. In Nordrhein-Westfalen ergab eine Umfrage unter Kommunen kürzlich, dass vielen die Verwaltungskosten für eine solche Gesundheitskarte für Flüchtlinge zu hoch sind.

Eine Krankenkasse in Norddeutschland macht es anders. Die AOK Bremen/Bremerhaven hat die Flüchtlinge als Kunden entdeckt. Schon seit dem Jahr 2005 verteilt sie in Zusammenarbeit mit den Sozialbehörden in Bremen Gesundheitskarten an Asylbewerber. Damit können diese ganz normal zum Arzt gehen, der Arzt rechnet mit der Kasse ab wie bei einem gesetzlich Versicherten – und die Krankenkasse bekommt die Kosten der Behandlungen am Ende von den Sozialbehörden erstattet. Zusätzlich bekommt sie 10 Euro je Asylbewerber und Monat als Pauschale für Verwaltungskosten.

Mittlerweile hat die AOK Bremen/Bremerhaven auch einen Vertrag mit Hamburg. Vor drei Monaten betreute sie noch 15.000 Flüchtlinge, nun sind es schon 25.000. Das macht allein drei Millionen Euro jährlich, die die Kasse an Verwaltungseinnahmen hat. Zudem hofft Thorsten Schönherr, stellvertretender Direktor der AOK, dass viele der Flüchtlinge am Ende auch bei der Kasse bleiben, wenn ihr Asylantrag angenommen wird und sie nach 15 Monaten in die gesetzliche Versicherung übergehen. 231.000 Versicherte hat die AOK Bremen/Bremerhaven derzeit. Würde auch nur die Hälfte der Flüchtlinge bleiben, hätte sie auf einen Schlag fünf Prozent mehr Kunden. „So ein Wachstum hat man nicht alle Tage“, sagt Schönherr. Er ist sich sicher, dass sein Modell für den Staat außerdem billiger ist als das vielerorts praktizierte Chaos. Anderswo allerdings lehnt man das Modell aus dem Norden bislang ab. In Nordrhein-Westfalen ergab eine Umfrage unter Kommunen kürzlich, dass vielen die Verwaltungskosten für eine solche Gesundheitskarte für Flüchtlinge zu hoch sind.

Schon jetzt ist die Gesundheit neben der Unterkunft einer der größten Kostentreiber in der Rechnung der Kommunen. Schaut man sich Beispielrechnungen an, dann geben die Städte und Gemeinden insgesamt monatlich rund 1059 Euro je Asylbewerber aus. Davon rund 200 Euro für die Gesundheit, genauso viel wie für die Unterkunft. Dazu kommen 143 Euro Taschengeld, 216 Euro für Ernährung und Kleidung sowie 300 Euro für Sonstiges, darunter die Verwaltung. Sprachkurse sind hier nicht enthalten, da sie größtenteils vom Bund gezahlt werden.

Das Geschäft mit den Unterkünften

Ökonomen rechnen gerne vor, dass die staatlichen Ausgaben für Flüchtlinge in diesem Jahr wie ein kleines Konjunkturpaket wirken werden. Der Sachverständigenrat für Wirtschaft etwa rechnet damit, dass das Wirtschaftswachstum 2016 um 0,2 Prozentpunkte höher ausfällt, als das ohne Flüchtlinge der Fall wäre. Statt um 1,4 Prozent wächst die deutsche Wirtschaft demnach um 1,6 Prozent. Die Deutsche Bank rechnet sogar mit einem noch etwas stärkeren Plus.

Wenn Konjunkturprogramme von langer Hand vom Staat geplant werden, wirken sie aber meist anders. Dann profitieren oft große Branchen: die Automobilwirtschaft etwa durch die Abwrackprämie oder der Straßenbau, wenn das Geld in die Infrastruktur investiert wird. Die Flüchtlinge bescheren nun eher den staatsnahen oder kirchlichen Sektoren einen Konjunkturschub: der Wohlfahrtsindustrie, einigen Ärzten, Krankenkassen, den Volkshochschulen. Außerdem ein paar Privatfirmen, etwa Caterern, sowie Putz- und Securitydiensten.

Und schließlich werden diejenigen einen Schub erleben, die es immer braucht, wenn es mehr Leute im Land gibt: die Baufirmen. Zuletzt ohnehin schon im Aufschwung, hofft der Bau nun auf ein großes Geschäft. Im vorigen Jahr haben Bauunternehmen bundesweit 265.000 Wohnungen fertiggestellt, davon knapp die Hälfte in Mehrfamilienhäusern. Für 2016 rechnete die Branche ursprünglich mit 300.000 neuen Einheiten. Jetzt hat sie die Zahl auf 400.000 korrigiert. „Der Zusatzbedarf von 100.000 Wohnungen zielt in erster Linie auf die Unterbringung von Zuwanderern ab“, erklärt der Bundesverband der Bauindustrie.

Das ist eine erstaunliche Entwicklung, in mehrfacher Hinsicht. Manche großen Immobilienentwickler hatten sich vor Jahren schon aus dem Geschosswohnungsbau zurückgezogen, andere hatten sich auf Luxusobjekte konzentriert. Ganz gewöhnliche Unterkünfte für den Massenmarkt: Das galt als schlechtes Geschäft. Alle Prognosen sagten einen Rückgang der Bevölkerungszahl voraus, der Staat zahlte vielerorts Abrissprämien für die Beseitigung überzähligen Wohnraums.

Einen Faktor aber übersahen die Planer zunächst: die Migration. Polen, Bulgaren oder Spanier kommen schon seit Jahren nach Deutschland, die Jugend zieht es vom Land in die Ballungsräume. Jetzt kommen die Flüchtlinge noch hinzu, sie machen aus dem Trend einen Boom.

Der Bauingenieur André Büttner zeigt, wie das aussieht. Er steht auf einer Baustelle an der Gleimstraße in Berlin-Wedding, dem bisherigen Berliner Armutsbezirk, direkt an der Grenze zum Bohemeviertel Prenzlauer Berg. Gut hundert neue Wohnungen baut die landeseigene Firma Degewo auf dem Grundstück, wo bis vor kurzem noch ein leerstehendes Seniorenheim vor sich hin gammelte. Jetzt ist der Rohbau fertig, im Gebäude stolpert der Besucher schon über Leitungen. Am 1. September sollen die ersten Mieter hier einziehen. Auch anerkannte Flüchtlinge werden darunter sein.

Die Degewo ist die größte der städtischen Wohnungsbaugesellschaften in Berlin. Rund 75.000 Wohnungen gehören ihr derzeit, weitere 16.000 will sie in den kommenden Jahren neu bauen. Die Degewo hat eigens Bauingenieure wie Büttner neu eingestellt und ein Planungsbüro aufgebaut, um den Bauboom bewältigen zu können.

Entsprechend ausgelastet sind die Baufirmen. Die Zahl der Angebote, die auf die Ausschreibungen der Degewo eingehen, hat sich zuletzt deutlich reduziert. Meist bekommen Mittelständler den Zuschlag, im Wedding etwa die Berliner Firma Bateg. Und auch hier greift die ökonomische Regel von Angebot und Nachfrage, die Baupreise sind gestiegen: in den vergangenen beiden Jahren um insgesamt fünf Prozent, etwas mehr als die allgemeine Inflationsrate. Wenn die Wohnungen für die Flüchtlinge noch dazukommen, kann man davon ausgehen, dass die Preise bald deutlich stärker in die Höhe gehen. Schon jetzt müssen die Planer den Zeitablauf sorgfältig kalkulieren, um das Material rechtzeitig zu bekommen. Das gilt besonders für Fertigteile. Auch wenn Planer das nicht gerne hören, weil der Begriff ihnen allzu negativ klingt: Die Flüchtlinge bringen den Plattenbau zurück.

Denn besonders originell sind die neuen Gebäude nicht, und das ist durchaus Programm. Aus den Fenstern des Neubaus fällt der Blick auf ein Mietshaus der achtziger Jahre, mit kleinen Erkerchen und einigem Zierrat. Das konnte man sich damals leisten. Heute geht es darum, möglichst viel Wohnraum in möglichst kurzer Zeit hochzuziehen. Das geht nur mit Elementen aus der Fabrik. Balkone, Decken, Treppen: All das wird fertig angeliefert und vor Ort nur noch eingebaut.

„Serielles Bauen“ heißt das neue Prinzip, das auf der Baustelle im Wedding erst teilweise angewandt wird, das aber die Zukunft des Wohnungsbaus angesichts der vielen Einwanderer bestimmen wird. Viele ähnliche Häuser, mit vielen Fertigteilen aus der Fabrik: Das spart Planungs- und Baukosten.

Die Kosten für den Wohnungsneubau lassen sich damit drücken. Lagen sie bisher oft bei 3000 Euro pro Quadratmeter, so errichtet die Degewo ihr Haus im Wedding für nur 1800 Euro je Quadratmeter. Das ermöglicht Mieten von neun bis zehn Euro je Quadratmeter, für eine Dreizimmerwohnung macht das rund 700 Euro im Monat. Bei geförderten Sozialwohnungen ist es noch weniger.

Für die Baufirmen ist das trotzdem ein gutes Geschäft, sie verdienen an der schieren Masse der neuen Wohnungen. Davon profitieren Firmen wie der Bauzulieferer Max Bögl aus der Oberpfalz. Das Unternehmen ist schon lange auf Fertigteile spezialisiert, die es bundesweit in sieben Werken produziert. Bisher gab es eine hohe Nachfrage vor allem für gewerbliche und öffentliche Gebäude: Krankenhäuser, Schulen, Institute. Nun wird der Beton statt zu Büros auch zu Wohnungen gegossen.

Max Bögl produziert Teile nicht nur fürs „serielle“, sondern auch fürs „modulare“ Bauen. Hier werden nicht einzelne Teile vorgefertigt, sondern gleich ganze Wohneinheiten. Sie müssen an Ort und Stelle nur noch aufeinandergestapelt werden – wie bei einem Containerdorf, nur dauerhafter. Billiger ist das nicht unbedingt, aber es lässt sich bedeutend schneller realisieren. Und das ist wichtig angesichts des Zwangs, möglichst viele Flüchtlinge möglichst schnell unterzubringen. Die Firma aus der Oberpfalz hat für die anstehenden Ausschreibungen schon einen speziellen Prospekt gedruckt.

Auch Berlin plant solche Fertigbauten. Die städtische Degewo hat dafür schon ein Grundstück ins Auge gefasst: die „Wiesenburg“, das Gelände eines ehemaligen Obdachlosenheims aus der Kaiserzeit, nur einen Kilometer Luftlinie vom Mietshaus an der Gleimstraße entfernt. Hier will sie noch in diesem Jahr Fertigwohnungen aufeinanderstapeln. Bislang gab es gegen die Bebauung des Areals starken Widerstand. Mit Verweis auf den Flüchtlingsnotstand will sich der Senat jetzt darüber hinwegsetzen.

Womöglich ist das sogar jener Aspekt der neuen Einwanderung, der den Baufirmen am meisten hilft. Die Flüchtlinge sind ein gutes Argument, hartnäckigen Widerstand gegen Bauprojekte zu überwinden, restriktive Vorschriften außer Kraft zu setzen, bürokratische Verfahren zu beschleunigen. Am Bau geschieht nun das, was für Hotels, Jugendherbergen, Pensionen längst gilt. Komplizierte Ausschreibungen, hohe Auflagen – wie 2014 noch für das Spreehotel von Peter Kilian Rausch in Bautzen notwendig – gibt es nicht mehr. Die bürokratischen Hürden sind abgebaut. Die Firmen können so schneller handeln und oft auch besser verdienen.

Doch man kann sich auch ordentlich verkalkulieren. Denn die Städte und Gemeinden lassen sich zwar viel, aber nicht gar alles gefallen. Jüngst bekamen Gäste, die für die Buchmesse ein Zimmer im Hotel Ibis City in Leipzig gebucht hatten, eine Mail: Der Hotelbetrieb werde zum 29. Februar eingestellt. Eine krasse Mieterhöhung habe, wie ein Firmensprecher auf Nachfrage sagt, den Betrieb als Hotel unrentabel gemacht. Offenbar hoffte der Eigentümer der Immobilie auf ein besseres Geschäft. Er bot das Haus der Stadt Leipzig als Flüchtlingsunterkunft an. Allerdings zu horrenden Preisen, „die nahe an den Hoteltarifen lagen“. So heißt es aus Kreisen, die mit den Verhandlungen vertraut waren.

Nimmt man als Grundlage die 66 Euro, die bei frühzeitiger Buchung im Ibis-Hotel zu zahlen waren, wären das pro Monat und Zimmer rund 2000 Euro – und bei den 126 Zimmern, über die das Hotel verfügt, insgesamt ungefähr 250.000 Euro im Monat oder 3 Millionen Euro im Jahr. Das waren ein paar entscheidende Euro zu viel. Leipzig zahlt für Gästebetten für Flüchtlinge bislang im Schnitt 20 Euro pro Person und Nacht. Die Stadt lehnte das Angebot des Eigentümers daher ab. Das Hotel steht nun erst einmal leer.

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