30. Juni 2015 · Kommentare deaktiviert für „Seawatch“: 1. Bericht – [DE] [EN] · Kategorien: Alarm Phone, Italien, Libyen · Tags: ,

Es war soweit: Am 20.06.2015, dem Tag der Flüchtlinge, ist die “Sea-Watch“ von Lampedusa Richtung Libysche Küste zu ihrer ersten Einsatzfahrt ausgelaufen. Keine 24 Stunden später erreichte das Schiff der erste Notruf.

Insgesamt beteiligte sich die MS “Sea-Watch“ während der ersten Einsatzfahrt an drei sog. “Search and Rescue“-Operationen im Auftrag des Italienischen MRCC (Mediteranian Rescue Coordination Center), bei denen insgesamt über 1.000 Geflüchtete gerettet werden konnten.

Auch wenn sich der Einsatz zunächst immer weiter nach hinten verschoben hatte, sind wir sehr stolz darauf, dass wir das Projekt “Sea-Watch“ in gerade mal einem halben Jahr von der Idee bis Einsatzbeginn umsetzen konnten.

Beobachtungen und Erfahrungen beim 1. Einsatz

Die letzte Woche hat gezeigt, dass wir auf dem richtigen Kurs sind. Die MS “Sea-Watch“ ist zwar kein klassisches Rettungsschiff. Es zeigte sich jedoch, dass sie auf dem Mittelmeer eine sinnvolle und wichtige Ergänzung darstellt.

Das Schiff verfügt über sehr gute Kommunikationssysteme – z.B. eine Satellitenanlage. Dies konnten wir nutzen, um die Kommunikation zwischen dem Frachter MS Isabelle sowie der Küstenwache und der Reederei des Schiffes zu ermöglichen. So konnten wir zum reibungslosen Ablauf der Rettung von über 100 Geflüchteten an Bord der MS Isabelle beitragen.

Der Kommandant der Küstenwache auf Lampedusa zeigte sich sehr erfreut über die Tatsache, dass die “Sea-Watch“ mit einem professionellen nautischen wie medizinischen Team an Bord unterwegs ist. Sollte es zum Beispiel auf einem der Handelsschiffe, die einen Großteil der Rettungsoperationen übernehmen, zu einem medizinischen Notfall kommen, können die Mediziner der “Sea-Watch“ mit dem Schnellboot sehr schnell vor Ort sein. Somit stellt die “Sea-Watch“ auch für die Küstenwache eine wichtige Ressource dar.

Vorteil von unserem Schnellboot

Oftmals sind die Positionen, an denen ein Flüchtlingsboot gemeldet wird, sehr ungenau. Hier können wir unser Schnellboot nutzen, um Suchraster abzufahren und so ein Boot ausfindig machen. Der erste Einsatz hat gezeigt, dass die “Sea-Watch“ hier ein großes Potenzial hat, das im Rahmen der nun folgenden Einsätze ausgebaut werden soll.

Was der erste Einsatz verdeutlicht

Gleichzeitig zeigte der erste Einsatz noch einmal, dass auch die Rolle der MS “Sea-Watch“ als schwimmendes Auge auf See, eine wichtige Aufgabe darstellt. Sobald die MS “Sea-Watch“ ihren Kurs in Richtung eines Bootes in Seenot änderte, setzte sich auch die Küstenwache in Bewegung. Wir gehen davon aus, dass allein unsere Anwesenheit einen entsprechenden Handlungsdruck bei den Rettungsbehörden aufbauen kann.

Hinzu kommt die weitere Eskalation der Situation vor der Libyschen Küste durch die Europäische Union und ihren möglicherweise völkerrechtswidrigen Militäreinsatz gegen Fluchthelfer. Während unserer Einsatzfahrt waren wir das einzige zivile Hilfs-Schiff vor der Libyischen Küste, die Schiffe von „Ärzte ohne Grenzen“ sowie MOAS waren zu diesem Zeitpunkt nach Rettungseinsätzen im Hafen. Gleichzeitig ist die Situation vor Ort latent angespannt: In der Nacht zum 24.06.15 wurde die MS “Sea-Watch“ von einem Kriegsschiff, das sich nicht identifizierte, zu einer Kursänderung aufgefordert.

MS “Sea-Watch“ als Beobachter, Berichterstatter von möglichen, militärischen Operationen

Wir halten es für extrem wichtig, dass die Zivilgesellschaft – gerade vor dem Hintergrund einer möglichen militärischen Eskalation –unabhängige Berichterstatter auf dem Mittelmeer hat. Denn es geht uns nicht darum, Selbstdarstellung zu betreiben und einen „Big-Brother“-Container auf See zu errichten, wie Harald Höppner im Interview mit dem Tagesspiegel darlegt.

Es geht uns um die Situation auf dem Mittelmeer! Es geht darum, dass niemand mehr stirbt und darum, dass es endlich Wege geben muss, wie Migranten in die EU kommen können, ohne dafür ihr Leben riskieren zu müssen. Jetzt erst recht!

Wir bedanken uns sehr herzlich bei der ersten Crew, die in den Einsatzgefahren ist – ohne wirklich zu wissen, was letztendlich auf sie zukommt und wir wünschen der zweiten Crew alles Gute, Mast und Schotbruch für den zweiten Einsatz ab Anfang Juli.

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It finally happened: on 20 06 2015, international day of the refugee, the ‚Sea-Watch’set sail from Lampedusa in the direction of the Lybian coast for its first mission. Not even 24 hours later the first distress call was received.

During the first mission, the MS ‚Sea-Watch‘ took part in three ‚Search and Rescua‘ operations under supervision of the Italian MRCC (Mediteranian Rescua Coordination Center). In total more than 1,000 refugees could be saved.

Even when the deployment is pushed back more and more, we are very proud that we were able to make an idea into reality within half a year.

Observations and experiences during the first deployment.

The last week has shown that we are on the right track. The MS ‚Sea-Watch‘ is hardly a classic rescuevessel, but still it shows that her presence in the Mediteranean Sea is an important addition.

The ship is equiped with a very good communicationsystem, for example its satelite system. This was used to establish the communication between the freighter MS Isabelle, the coastguard and the shipping company. In this way we could help with the smooth finalization of the rescue of more than 100 refugees on board of the MS Isabelle.

The commander of the coastguard on Lampedusa was very enthusiast about the fact that the ‚Sea-Watch‘ is on the waters with a professional nautical and medical team. Would, for example, on a commercial vessel, who take part in a big share of the rescue operations, a medical emergency arise, then the medics of the ‚Sea-Watch‘ would be able to react very quick with the speedboat. Thus, also for the coastguard the ‚Sea-Watch’is an important resource.

The advantage of our speedboat.

Often, the positions that are provided when a refugeeboat calls for help are quite unspecific. Here our speedboat is useful, to search within the area and find the boat. The first mission has shown that the ‚Sea-Watch‘ has a great potential here, which will be expanded in the next mission.

What the first mission makes clear.

At the same time, the first mission showd once again the important role of the MS ‚Sea-Watch‘ as swimming eyes at sea. As soon as the MS ‚Sea-Watch‘ changed its course for a boat in distress, also the coastguard started moving. We presume that our presence alone can put pressure on the rescue-agencies.

This is added to the ongoing escalation of the situation in front of the Lybian coast because of the EU and military actions against helpers of refugees which might even in defiance of international law. During our mission, we were the only civil rescuevessel near th Lybian coast, as the vessels from MSF and MOAS were at this point back in the harbour after rescue-operations.
At the same time, the situation is tense: in the night of 24 06 2015 the MS ‚Sea-Watch‘ was forced by a military ship, that refused to identify itself, to change its course.

MS ‚Sea-Watch‘ as observer and reporter of possible military operations

We think it is extremely important, especially in the light of a possible military escalation, that the civil society has independent reporters on the Mediteranean Sea. Because, as Harald Hoppner says in an interview with the Tagesspiegel, we do not do this for ourselves nor do we intent to build our own big brother container at sea.

It is about the situation at the Mediterranean Sea! It is about, putting an end to the dying, and about finally opening routes for migrants to come to the EU without risking their life! And this time for real!

We would like to thank the first crew, which took part in the mission, without really knowing what was about to come, and we wish all the best to the second crew, for the second mission in july.

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