Dokumentation:
Nach dem Staatszerfall
In der arabischen Welt zeichnet sich noch keine neue Ordnung ab
von Rainer Hermann
Internationale Politik 5, September/Oktober 2014, S. 8-15
„Die politische Landkarte im Nahen und Mittleren Osten löst sich auf. Syrien, Irak, Libyen, Jemen, Ägypten – die Liste der zerfallenden Staaten ist lang. Dafür entstehen konfessionell legitimierte Ordnungen oder neue Entitäten, die durch lokale Milizen und Warlords beherrscht werden.
Die Proteste des Jahres 2011, die wegen der unzutreffenden Bezeichnung „Arabischer Frühling“ unrealistische Erwartungen geweckt hatten, haben einen Prozess angestoßen, der unvermeidbar war: den Zerfall von Staaten, die nie Nationalstaaten waren, und die Auflösung von Grenzen, die einst von den Kolonialmächten gezogen worden sind. Hundert Jahre später geht die postkoloniale Übergangsepoche im Nahen und Mittleren Osten zu Ende, ohne dass sich bereits die Konturen einer neuen arabischen Ordnung abzeichneten.
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