06. Februar 2014 · Kommentare deaktiviert für Lampedusa: „Im Winter übers Mittelmeer“ – nzz · Kategorien: Eritrea, Italien, Libyen, Syrien · Tags: , , , ,

nzz 06.02.2014

„Im Winter übers Mittelmeer
Flüchtlingszustrom reisst nicht ab

Trotz Kälte und Stürmen haben im Januar wieder über 2000 Bootsflüchtlinge von Afrika aus Italien erreicht. Die meisten kommen aus drei nahe gelegenen Krisenländern.

Die Zahlen sprechen für sich: Im Januar sind 2156 Flüchtlinge aus Afrika mit Booten an den Küsten Italiens gelandet. Im ganzen Jahr 2013 erreichten total 42 925 Bootsflüchtlinge Italien, dreimal so viele wie im Jahr 2012. 3818 von ihnen waren Minderjährige unter 18 Jahren, die ohne Angehörige ankamen. Die meisten von ihnen, nämlich 37 258, wurden schon auf See von Italiens Küstenwache aufgespürt und eskortiert. Auch am Mittwoch wurden wieder vier Boote mit insgesamt 550 Personen vor der Insel Lampedusa gesichtet.

Aus Kriegsländern
Die statistischen Angaben hat der italienische Vize-Innenminister Filippo Bubbico kürzlich präsentiert. Nicht auszuschliessen ist, dass einige weitere Flüchtlinge an italienischen Küsten landeten, ohne von den Behörden aufgegriffen und registriert zu werden. Über die Zahl der Flüchtlinge, die bei der Überfahrt ums Leben kamen, kann man nur spekulieren. Besorgniserregend ist, dass der Zustrom der Bootsflüchtlinge nun offenbar auch in den stürmischen Wintermonaten nicht abreisst.
Die Flüchtlinge kamen im vergangenen Jahr zu fast drei Vierteln aus Kriegs- oder Krisenländern: 11 307 aus Syrien, 9834 aus Eritrea, 9263 aus Somalia. […] Der weitaus grösste Teil der Flüchtlinge, nämlich 88 Prozent, landete auf Sizilien (23 133) oder auf Lampedusa (14 753), das nahe der libyschen Küste liegt. Dort werden sie in Auffanglagern untergebracht, nach gegenwärtiger Regelung für bis zu 18 Monate. In dieser Zeit sollen die Immigrationsbehörden über den Status der illegal Eingereisten befinden.

Behörden unter Druck
Letztes Jahr wurden 25 838 Anträge auf Legalisierung des Aufenthalts bearbeitet. 16 248 Immigranten haben einen legalen Aufenthaltsstatus erhalten, als politische Flüchtlinge oder als vorläufig Aufgenommene. 9542 erhielten einen negativen Bescheid, 2499 von ihnen, weil sie untergetaucht waren. Was mit den Abgewiesenen weiter passieren soll, bleibt unklar. Rückführungen dürften schwierig sein.
[…] Einen besseren Umgang mit den Migranten forderten auch 300 Demonstranten, die Lampedusa vor einigen Tagen «besetzten», mit Unterstützung der örtlichen Bürgermeisterin Giusi Nicolini. Sie verabschiedeten eine «Charta von Lampedusa» zum Schutz der Flüchtlinge.“

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