Süddeutsche Zeitung | 10.10.2017
Seit einiger Zeit kommen wieder zunehmend Migranten aus Tunesien übers Mittelmeer. Die Route galt eigentlich längst als unwichtig. Aber nun sieht es so aus, als hätten die tunesischen Schleuser italienische Komplizen.
Von Oliver Meiler, Rom
Ein Bootsunglück rückt eine alte Fluchtroute über das Mittelmeer mit neuer Dringlichkeit ins Zentrum der italienischen Aufmerksamkeit. Zugetragen hat es sich vor den Kerkennah-Inseln, einem tunesischen Archipel. In der Nacht auf Montag kollidierten dort ein Fischerboot mit ungefähr 70 Passagieren, das in Sfax abgelegt hatte, und ein Schiff der tunesischen Marine. Wie das passieren konnte, ist noch unklar. Wahrscheinlich lief eine Kontrolle schief. Das Boot ging sofort unter. 38 Menschen konnten gerettet werden, acht wurden tot geborgen, zwanzig gelten als vermisst. Die Reise hätte sie nach Lampedusa oder Sizilien bringen sollen.