20 Minuten | Schweiz
Watch the Med ist eine Notrufhotline für Flüchtlinge in Seenot. Simon Sontowski steht im Team Zürich in Ausbildung. Er spricht über Wut, Angst und tiefe Überzeugung.
In der Nacht auf Sonntag sind bis zu 900 Bootsflüchtlinge auf dem Weg nach Italien ertrunken. Sie waren an Bord eines Kutters, der kenterte, als sich ein Frachtschiff näherte, um Hilfe zu leisten. Nur 28 Menschen überlebten. Man spricht von der grössten Flüchtlings-Schiffskatastrophe in der neueren Geschichte des Mittelmeers.
Herr Sontowski, Sie stehen derzeit in Ausbildung bei der neu gegründeten Notrufhotline Watch the Med (siehe Box), wie haben Sie die letzten Tage erlebt?
Simon Sontowski: Es war der Wahnsinn. Wir standen letzte Woche mit rund 20 Schiffen im Kontakt. Das ist verhältnismässig viel. Von Oktober bis Mitte März bekamen wir insgesamt rund 30 Anrufe. Man teilte uns mit, dass alle Personen auf den Booten, mit denen wir zu tun hatten, aufgegriffen und sicher nach Italien gebracht worden waren. Das war ein riesige Erleichterung. Schliesslich kam dann aber die Nachricht, dass dennoch 400 Menschen auf anderen Booten ertrunken sind. Auch da dachte ich noch, dass sind im Verhältnis wenig. Schliesslich hatten sich 10’000 Flüchtlinge auf den Weg gemacht. Die Hiobsbotschaft von letzter Nacht hat uns dann aber erschüttert.
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