15. Januar 2015 · Kommentare deaktiviert für UNHCR: Syrische Flüchtlinge in Jordanien – Bericht · Kategorien: Libanon, Syrien · Tags: ,

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Lage syrischer Flüchtlinge verschlechtert sich dramatisch

Amman – Wegen des Ausmaßes der Syrien-Krise und fehlender internationaler Unterstützung rutscht ein Großteil der syrischen Flüchtlinge in alarmierendem Tempo in bittere Armut ab, sagte UN-Flüchtlingskommissar António Guterres bei der Vorstellung des neuen UNHCR-Berichts in der jordanischen Hauptstadt Amman.

Der Bericht „Living in the Shadows“ zeigt das Ausmaß einer sich verschlimmernden humanitären Krise. Während seines zweitägigen Besuches in Jordanien wird sich Guterres mit denen im Bericht erwähnten Flüchtlingen treffen und das Zaatari-Flüchtlingscamp besuchen.
„Ich bin hier um meine Solidarität mit den syrischen Flüchtlingen auszudrücken, während die Auswirkungen des Schneesturms Huda noch immer spürbar sind und eine weitere Belastung für die ohnehin schlimmen Lebensumstände darstellen.“ Guterres wird sich außerdem mit jordanischen Regierungsvertretern und Gebern treffen, um weitere Anstrengungen zu unternehmen, die Lebensbedingungen der Flüchtlinge zu verbessern sowie die Städte und Gemeinden und deren einheimische Bevölkerung zu unterstützen.
Die Studie, die UNHCR zusammen mit International Relief and Development (IRD) erstellt hat, basiert auf Daten, die durch Hausbesuche von 150.000 syrischen Flüchtlingen, die außerhalb der Flüchtlingscamps leben, gesammelt wurden.
Laut der Studie leben zwei Drittel der syrischen Flüchtlinge in Jordanien unter der Armutsgrenze. Einer von sechs Haushalten befindet sich in bitterster Armut und muss im Monat mit weniger als $40 pro Person auskommen.
Die Hälfte der Haushalte, die besucht wurden, hatten keine Heizung, ein Viertel keine verlässliche Stromversorgung und 20 Prozent keine funktionierende Toilette. Für Mietkosten wird die Hälfte des Haushaltseinkommens aufgewandt und sodass viele Flüchtlingsfamilien gezwungen sind Unterkünfte mit anderen zu teilen, um Kosten zu sparen.
„Falls die internationale Gemeinschaft nicht ihre Unterstützung für die Flüchtlinge erhöht, werden die Familien gezwungen sein noch drastischere Wege zu gehen“, sagte UN-Flüchtlingskommissar Guterres. „Mehr Kinder werden nicht mehr zur Schule gehen können, weil sie arbeiten müssen und mehr Frauen werden gezwungen sein sich prostituieren, um zu überleben.“
Fast vier Jahre nach Ausbruch des Konfliktes in Syrien werden immer mehr Flüchtlinge abhängig von Hilfsleistungen. Die Ressourcen und die Infrastruktur Jordaniens stoßen ebenfalls an die Grenzen des Leistbaren.
Als eine Maßnahme, um dieser kritischen Situation zu begegnen, leistet UNHCR für 21.000 der bedürftigsten syrischen Familien monatliche finanzielle Beihilfen, also für 14 Prozent der syrischen Flüchtlingsbevölkerung, die in Syrien außerhalb von Camps leben. 10.000 weitere Haushalte wurden bereits als ebenfalls berechtigt für solche Leistungen eingestuft. Wegen fehlender finanzieller Mittel konnte diese Unterstützung jedoch bislang nicht gewährt werden.
Durch die Ergebnisse des vorliegenden Berichtes wird deutlich, dass jede weitere Reduzierung der Hilfsleistungen unmittelbare und ernste Konsequenzen für syrische Flüchtlinge in Jordanien nach sich zieht. Die Situation ist besonders besorgniserregend für besonders verletzliche Flüchtlinge, wie alleinstehende Frauen mit Kindern und ältere Flüchtlinge.
Guterres betonte, die kritische Situation könne bewältigt werden, wenn die internationale Gemeinschaft ihre Anstrengungen erhöhen würde, das Leid der Flüchtlinge zu mindern. Er lobte den Hilfseinsatz der jordanischen Behörden, von UNHCR und seiner Partner während des schweren Schneesturms vergangene Woche.
Insgesamt leben in Jordanien 620.000 syrische Flüchtlinge, rund 84 Prozent von ihnen außerhalb von Camps.
„Damit lastet ein dramatischer Druck auf der Wirtschaft und der Gesellschaft des Landes, ganz zu schweigen von den Auswirkungen der Syrien-Krise auf die innere Sicherheit des Landes“, sagte Guterres.
„Die Generosität der jordanischen Bürgerinnen und Bürger sowie der Regierung muss durch eine massive Unterstützung der internationalen Gemeinschaft gewürdigt werden – Unterstützung sowohl für die Flüchtlinge als auch für die einheimische Bevölkerung, die sie aufgenommen hat. Zudem bedarf es Struktur- und Haushaltshilfen für die jordanischen Regierungen in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Wasser- und Energieversorgung, damit diese enorme Herausforderung bewältigt werden kann.“

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