14. Januar 2015 · Kommentare deaktiviert für Frontex Studie: „Der Weg nach Europa führt über Facebook“ – N24 · Kategorien: Libyen, Mittelmeer, Türkei · Tags: , , , ,

N24

Neue Studie zu Flüchtlingen: Der Weg nach Europa führt über Facebook

„Soziale Netzwerke brachten vor vier Jahren die Aufstände des Arabischen Frühlings in Schwung. Heute befördern sie eine andere Massenbewegung: den Flüchtlingsstrom über das Mittelmeer.

Soziale Netzwerke spielen im Geschäft mit der illegalen Einwanderung nach Europa inzwischen eine zentrale Rolle. Eine aktuelle Studie der EU zeigt, wie ausgefeilt das System inzwischen ist. Und die Online-Plattformen dienen demnach als wichtige Dienste zum Austausch von Informationen darüber, wie und wo sich die Grenzen am besten überwinden lassen. Grundlage der Studie waren vor allem Befragungen von Flüchtlingen, die von den europäischen Behörden aus Seenot gerettet wurden. Dabei wird deutlich, wie flexibel und mitunter einfallsreich die Schlepper vorgehen.

Wichtigster Ausgangspunkt der lebensgefährlichen Überfahrten war bis vor Kurzem noch Libyen. Angesichts der zunehmend kriegerischen Lage dort haben sich inzwischen aber bereits neue Routen etabliert – aktuell machen vor allem Kriminelle in der Türkei große Profite: Tausende Afrikaner zahlen bereitwillig bis zu 2000 Euro für einen Platz in einem überfüllten Schlauchboot. Wohlhabende Syrer legen ohne Weiteres 9600 Euro auf den Tisch, um auf einem verrosteten Frachtschiff mitgenommen zu werden.
Die Reise-Planung beginnt für viele Flüchtlinge in einer geschlossenen Facebook-Gruppe. Hier erfahren sie nicht nur, welche Grenzen am einfachsten zu überwinden sind. Oft erhalten sie auch Tipps, wie sie nach geglückter Einreise den Behörden am geschicktesten aus dem Weg gehen. Zum „Service“ dieser Plattformen gehören in der Regel zudem Informationen zu den Asylverfahren in verschiedenen Ländern.

Eine solche Facebook-Seite – mit mehreren Tausend „Gefällt-mir“-Klicks – stellt über kostenlose Messaging-Dienste wie Viber und WhatsApp die Verbindung zu einem Büro in Istanbul her. Zu dessen Angeboten zählt eine sichere Zahlungsabwicklung für Überfahrten von der Türkei in das EU-Land Griechenland. In einigen Fällen werden laut der aktuellen Studie der Europäischen Union auch Kontakte zu den Schleppern selbst vermittelt.
Zum Teil werde dabei aber auch schon vor bestimmten Schleppergruppen gewarnt, die nur auf das Geld der Flüchtlinge aus seien, heißt es. Nach Angaben der EU-Grenzschutzagentur Frontex ist das Internet außerdem ein virtueller Marktplatz für alte Frachtschiffe, mit denen die Flüchtlinge schließlich über das Mittelmeer gebracht werden.

[…] Obwohl auch die Schlepper über das Internet Informationen austauschen, gibt es bisher keine Anzeichen dafür, dass sie als größere Bande zusammenarbeiten. Die Besatzungen der aufgebrachten Schiffe waren mal russisch, mal ägyptisch. Ein Muster, das die Schlepper mit größeren kriminellen Strukturen in Verbindung bringt, liegt nach Angaben der Frontex-Ermittler nicht vor. „Es gibt keine Belege dafür, dass die einzelnen Netzwerke zusammenarbeiten. Möglicherweise ist es ganz einfach so, dass bestimmte Personen in der Türkei hier die Chance zu einem neuen Geschäft ergriffen haben“, sagt Cooper. […]“

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