Die Recherchen und Hinweise zum Hintergrund des Mordes an Chokri Belaid nehmen internationale Dimensionen an. Die Partei des Erschossenen (Parti du Mouvement des patriotes démocrates – Watad) hat am 10.03.2013 den Fall beim UN-Rat für Menschenrechte in Genf eingereicht. Die Aufklärung in Tunis wird dadurch behindert, dass der zuständige Staatsanwalt wichtige Kompetenzen an die ermittelnde Polizeibrigade abgegeben hat und die Ermittlungsarbeit nicht mehr selber kontrolliert.
Die Famlie von Chorki Belaid und das nach dem Mord gebildete Verteidigungskomitee nehmen inzwischen selbständige Ermittlungen vor und laden jetzt auch den Innenminister vor. Sie halten nach wie vor für glaubwürdig, dass der mutmassliche Mörder von Chokri Belaid – ein ehemaliger Polizist des Innenministeriums, der in den USA studiert und gelebt hat und im Besitz von 5 gefälschten Pässen war – vor einer Woche in Algerien gefasst und an Tunesien ausgeliefert wurde. Da der tunesische Innenminister dementiert, müsste er sich in geheimer Polizeihaft befinden.
Der algerische Innenminister hat dementiert, dass der mutmassliche Mörder in Algerien gefasst wurde.
Wenige Tage nach dem Mord an Chokri Belaid hat der belgischen Abgeordnete Laurent Louis im belgischen Parlament auf Katar als mögliches Auftragsland für den Mord hingewiesen. Katar ist derzeit die Drehscheibe für den nahöstlichen Waffenhandel. Laurent Louis gehört obskuren Verschwörungszirkeln an.
(hd)