18. Januar 2013 · Kommentare deaktiviert für Mali: Kriegsberichterstattung ohne Reporter · Kategorien: Europa, Frankreich, Mali, Sahara · Tags:

FAZ 18.01.2013

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/mali-konflikt-auf-sich-allein-gestellt-12028572.html

„Doch so fulminant die französische „Opération Serval“ in der vergangenen Woche auch begann, so sehr droht sie jetzt zu einem Kampf an unzähligen Fronten zu werden. Seit Mittwoch sind zudem französische Einheiten in heftige Kämpfe in der Ortschaft Diabali 400 Kilometer nördlich von Bamako verwickelt. Die malische Armee behauptet, dort spiele sich Straßenkampf ab. Zu überprüfen ist das nicht, weil alle ausländischen Journalisten systematisch daran gehindert werden, in die Kampfgebiete zu gelangen. Das geschehe zu ihrer eigenen Sicherheit, heißt es im malischen Verteidigungsministerium, das sich offenbar einer entsprechenden Anweisung der französischen Streitkräfte umgehend gebeugt hat. […] Wie malische Offiziere schilderten, hatten sich die Islamisten in Diabali zuerst in einer katholischen Kirche verschanzt, um den Angriffen der französischen Hubschrauber zu entgehen. Als die französischen Truppen anrückten, hatten sie sich in den Häusern der Bewohner verschanzt und benutzen diese seither als lebende Schutzschilde. Dass es unter diesen Bedingungen keine zivilen Opfer gibt, ist eine Illusion. Womöglich wollen die Franzosen auch deshalb gegenwärtig keine unabhängigen Beobachter. „Wir wissen nicht einmal, mit wem wir es da überhaupt zu tun haben“, sagt der malische Hauptmann Touré.“

„Jedenfalls ist die Lage derzeit so unübersichtlich, dass nach Einschätzung des französischen Einsatzkommandos selbst die Stadt Segou auf halber Strecke zwischen Mopti und Bamako nunmehr zur „roten Zone“ zählt, in der jederzeit mit Angriffen gerechnet werden muss. Französische Soldaten besetzten am Mittwoch unweit von Segou die Brücke über den Niger, um sie mutmaßlich vor einem Bombenanschlag zu schützen. Eine Zerstörung dieser Brücke würden die Landwirtschaft entlang des Niger-Flusses und damit die Versorgung von Bamako mit Lebensmitteln kollabieren lassen.

Bald sollen Soldaten aus Tschad kommen, um die Franzosen und Malier zu unterstützen. Die Führung des Landes hat angekündigt, bis zu 2000 Mann zu entsenden. Dem Vernehmen nach ist das tschadische Kontingent, das aus einem Infanterie-Regiment und zwei Unterstützungsbataillonen besteht, schon auf dem Landweg nach Mali unterwegs. Die tschadische Armee gilt als extrem erfahren im Wüstenkampf und benutzt die gleichen Waffensysteme wie die Extremisten: schnelle und extrem geländegängige Pick-Ups mit schweren Maschinenwaffen auf der Ladefläche. Der Verteidigungsminister des Landes sagte, das Kontingent werde „selbstverständlich“ in Abstimmung mit der französischen Armee und der Eingreiftruppe der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) operieren Er lehnte es aber ab, die tschadischen Einheiten unter das Kommando der Ecowas-Truppe zu stellen. Der tschadische Präsident Idriss Déby hatte das operationelle Konzept dieser 3300 Mann starken Truppe vor kurzem als „totales Chaos“ bezeichnet.“

„Die malischen Soldaten sind alle im Einsatz, viele davon fern der relativ sicheren Hauptstadt Bamako. An eine geordnete Ausbildung, bei denen die Ausbilder den Kampfgebieten nicht zu nahe kommen, was beispielsweise der deutschen Regierung am Herzen liegt, ist überhaupt nicht zu denken.“

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