03. Dezember 2012 · Kommentare deaktiviert für Vautier Tunesien – „Die Verrückte von Toujane oder wie man zum Feind im Inneren wird“ · Kategorien: Algerien, Frankreich, Tunesien · Tags:

Samstag, 08.12.2012

La Folle de Toujane
18.00 Uhr

La Folle de Toujane ou comment on devient un ennemi de l’interieur
Die Irre von Toujane oder wie man ein Feind im Innern wird
TUN/F 1974, P: Unité de Production Cinématographique de Bretagne, R: René Vautier, Nicole Le Garrec, K: Pierre Clément, Yann Le Masson, René Vautier, Mitwirkende: Gilles Servat, Micheline Welter, 142’    OmU

La Folle de Toujane ist Vautiers zweiter und letzter langer Spielfilm. Er erzählt die Geschichte von Roger (gespielt von dem bretonischen Sänger Gilles Servat), der die Bretagne verlässt, um als Lehrer nach Tunesien zu gehen. So trennt sich sein Weg von dem seiner Jugendfreundin Gwen, die in Paris eine Karriere beim Radio verfolgt. Gwen bleibt als gelangweilte Stimme aus der Metropole weiter präsent, doch Rogers Erfahrungen mit den (post)kolonialen Strukturen schieben sich zwischen die beiden. Der Krieg in Algerien wird auch in Tunesien spürbar. Roger versucht, einer traumatisierten, irre gewordenen Frau zu helfen und scheitert furchtbar. Er gesteht sich ein, dass er nur leben, kämpfen, etwas verändern kann – chez soi, das heißt dort, wo er sich zuhause fühlt. In der Bretagne soll ein Truppenübungsplatz eingerichtet werden. Der Rückkehrer Roger findet sich in einem Kampf gegen die Resignation der Dorfgemeinschaft wieder.
La Folle de Toujane ist ein renitenter Film, in den Le Garrec und Vautier älteres dokumentarisches Material von Vautier und den kompletten Kurzfilm Le Remords integriert haben. Er wurde produziert von der Unité de Production Cinématographique de Bretagne – Vautiers zehn Jahre währender Initiative für ein „Anderes Kino” in der Bretagne. (sb)

 

Umkämpfte Geschichte
21.00 Uhr


Techniquement si simple

Technisch ganz einfach
F 1971, R: René Vautier, K: Bruno Muel, 15′    OmU

À propos de… l’autre détail
Und übrigens … noch ein Detail
F/ALG 1985, R: René Vautier, 45′    Beta SP, OmU

Déstruction des Archives au fort du Conquet
Die Zerstörung der Archive im Fort Conquet
F 1985, R: René Vautier, K: Yann Le Masson, 10‘    DVD, stumm

In Techniquement si simple erzählt ein junger Franzose von seiner Begegnung mit einem algerischen Kollegen bei einer Erdölfirma nach der Unabhängigkeit Algeriens. Bei Wein und Datteln berichtet er sehr unbefangen von seiner Rolle im Krieg und wie sein algerischer Kollege darauf reagierte. Vautier wollte mit diesem Film eine Debatte über die Straffreiheit der französischen Kriegsverbrechen in Algerien anstoßen.

In diesem Zusammenhang hatte 1985 auch ein französisches Gericht im Zuge einer Diffamierungsklage des rechten Politikers Jean-Marie Le Pen gegen die Satirezeitschrift Le Canard enchaîné zu entscheiden. Das Blatt hatte die persönliche Beteiligung Le Pens an Folterungen und Hinrichtungen während des Algerienkriegs behauptet. Während des Prozesses wurden vom Gericht Aufzeichnungen von René Vautier herangezogen, in denen Folteropfer Zeugnis gegen Le Pen ablegen. À propos de… l’autre detail ist die Filmfassung dieser Aussagen. Das Gericht stellte die Verjährung der Handlungen Le Pens fest und verurteilte Le Canard enchaîné zu einer milden Geldstrafe. 10 Tage nach Prozessende verwüsteten Unbekannte das Filmarchiv René Vautiers. Déstruction des Archives au fort du Conquet zeigt Vautier bei einer Begehung des Tatorts, knietief in verlorenen Filmstreifen. (sb)

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