Das ist in den letzten Monaten errichtete Flüchtlingslager Boufatis bei Oran wird anscheinend keinen Bestand haben. Die Flüchtlinge aus Niger, Mali und anderen Saharaländern haben in den vergangenen Wochen das Lager verlassen und sich auf den Straßen Orans notdürftig angesiedelt. Jetzt wurden sie in Straßenrazzien verhaftet und in zwei großen Schüben (80 und 169 Personen) an die algerisch-malische Grenze in die Sahara abgeschoben. Es handelt sich überwiegend um Frauen und Kinder, auch Kleinkinder sind dabei. Bereits der tagelange Abschiebetransport auf LKWs und anderen prekären Transportmitteln in Algerien ist für manche lebensgefährlich.
Die Tageszeitung Le Quotidien d’Oran rechtfertigt am 23.12.2012 die Polizeiaktionen als humanitäre Geste gegenüber der lokalen Bevölkerung, denn die Flüchtlinge stellten eine Gefahr dar. Sie würden Banknotenhandel treiben (in Wirklichkeit dürfen sie offiziell kein mitgebrachtes Geld wechseln), würden wegen Hexerei angeklagt und brächten Aids mit. In der Berichterstattung werden seit einigen Wochen erstmals offen rassistische Hetzartikel publiziert.
Im laufenden Jahr wurden in Oran insgesamt bereits 710 Sahara-Flüchtlinge verhaftet.