Hunderte von militanten Salafisten haben am vergangenen Mittwoch das Viertel Aouled Belhedi in Sidi Bouzid angegriffen. Nach Angaben von Bewohnern des Viertels kamen die Salafisten im Schutze der Dunkelheit mit Autos nach Sidi Bouzid und griffen die Bewohner von insgesamt 15 Häusern an.
Die Bewohner des Viertels organisierten spontan eine militante Verteidigung und lieferten sich bis in die Morgenstunden Auseinandersetzungen mit den militanten Islamisten.
Die Bullen griffen trotz Alarmierung durch die Bewohner des Viertels nicht ein, nach Angaben einer Journalistenquelle im örtlichen Polizeihauptquartier habe man nicht interveniert, um die „Spannungen nicht zu verschärfen“….(sic)
Die Salafisten seien mit Messern bewaffnet gewesen, mehrere Bewohner des Viertels sind durch Messerstiche verletzt worden.
Nach Angaben von Anwohnern sei der Ausgangspunkt der Auseinandersetzungen ein Überfall am Montag von Salafisten auf einen Mann gewesen, der von ihnen wegen des Trinken von Alkohols zusammengeschlagen wurde.
Als Reaktion darauf waren drei Salafisten am Mittwoch von Freuden des Angegriffenen geschlagen worden.
Der Angriff der Salafisten reiht sich ein in eine Kette von ähnlichen Übergriffen.
Am 16.08. hatten Salafisten, mit Schwertern und Stöcken bewaffnet, ein Kulturfestival im Norden Tunesien überfallen, dabei waren 5 Menschen verletzt worden. Dieser Angriff folge auf zwei ähnliche Aktionen in den Tagen zuvor. Auch hier richteten sich die Angriffe gegen öffentliche Feiern während des Ramadan.
In Sidi Bouzid kommt es seit Monaten immer wieder zu umfassenden sozialen Protesten und schweren Auseinandersetzungen mit den „Sicherheitskräften“, dabei waren auch Büros der regierenden islamistischen Ennahda Partei angegriffen worden. Diese hatte während des kürzlichen regionalen „Generalsteik“ relativ erfolglos Gegenproteste ihrer Anhänger in Sidi Bouzid organisiert.
Das Nichteingreifen der Bullen während des Überfalls der Salafisten dürfte ein bewusstes Kalkül gewesen sein, um eine „zweite Front“ gegen die rebellische Bevölkerung der Region zu eröffnen.
Die regierenden „gemäßigten“ Islamisten geraten immer mehr unter Druck. Auf der einen Seite durch Liberale, FeministInnen und Menschenrechtlern, die sich gegen eine „Ialamisierung“ der Gesellschaft stemmen, auf der anderen Seite durch immer wieder aufflammende sozialen Proteste und Unruhen.
Erst vor drei Tagen hatten aufgebrachte Demonstranten in Sfax ein Bullenrevier gestürmt und angezündet, woraufhin Armeeeinheiten anrückten.
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