40 Seemeilen nördlich von Tripolis, 150 Seemeilen von Lampedusa entfernt, ist eine weitere Schiffskatastrophe passiert. Die italienische Küstenwache und ein italienisches Kriegsschiff haben gestern abend 76 Flüchtlinge gerettet, 1 Flüchtling befindet sich in kritischem Zustand [inzwischen verstorben], 17 Tote wurden geborgen. Diese waren verdurstet oder an Unterkühlung gestorben – das Flüchtlingsboot muss tagelang hilflos auf dem Meer getrieben haben. Wieviel Personen vermisst werden, wird zur Zeit noch nicht bekannt gegeben.
Auch zu den näheren Umständen der Katastrophe und der Rettung wird bislang nichts veröffentlicht. Auf https://twitter.com/ItalianNavy fehlen entsprechende Einträge. [Erst am Abend des 05.12.2012 wird lakonisch veröffentlicht: http://militarynewsfromitaly.com/2014/12/05/marina-militare-soccorsi-278-migranti-nelle-operazioni-di-sicurezza-e-sorveglianza-marittima/]
Wieder einmal muss man warten, bis Überlebende sich öffentlich Gehör schaffen können.
Des Weiteren wurden Flüchtlinge anderer Boote auf dieser Passage an Bord italienischer Kriegsschiffe genommen.
Die Küsten- und Meeresregion vor der libyschen Hauptstadt Tripolis dürfte in diesen Monaten zu den militärisch am dichtesten überwachten Meeresregionen der Welt gehören. Der Grund liegt zum Einen darin, dass die kriegerischen Auseinandersetzungen, anscheinend auch unter internationaler Beteiligung, rund um Tripolis zunehmen. Zum Anderen betreiben italienische und multinationale Unternehmen Ölförderplattformen im Meer vor Tripolis, die militärisch schützend beobachtet werden.
Auch Frontex betreibt in diesem Bereich im Meer vor Tripolis eine Luftüberwachung. An den laufenden Rettungsaktionen 40 Seemeilen vor Tripolis beteiligt sich Frontex Triton offensichtlich nicht.
Flüchtlinge, die über Libyen nach Italien wollen, steigen in den letzten Wochen vermehrt auf grosse Schlauchboote, da durch das Kriegsgeschehen in Libyen der Holz-Schiffbau zum Erliegen gekommen ist. Fluchthelfer fahren oder begleiten die hochseeuntüchtigen Schlauchboote bis zur riesigen Erdölplattform Bouri Fields und rufen dann die in der Nähe patrouillierenden Kriegsschiffe wegen Rettung an.
In den letzten Tagen waren überraschenderweise alle üblichen AIS-Schiffspositionssignale der italienischen Küstenwache abgeschaltet worden; nur über teuer verkaufte Satellliten-AIS waren ihre Positionssignale zu verfolgen.
Zudem ist zu fragen, ob Verhaftungsaktionen der italienischen und deutschen Polizei dafür verantwortlich sind, dass die Bootsflüchtlinge keine Notrufe an Fluchthelfer und andere absetzen konnten. 11 eritreische Fluchthelfer waren verhaftet worden, denen die Organisation „der Hälfte“ [sicherlich übertrieben] der Passagen von Libyen nach Italien zur Last gelegt werden.
Mit anderen Worten: Handelt es sich bei dem vorliegenden tagelangen Treiben- und Sterbenlassen, möglicherweise unter Beobachtung von Überwachungsbehörden der EU-Staaten und in Konsequenz bestimmter Handlungen von italienischer Küstenwache und italienisch-deutscher Polizei, um einen politischen Absichtsfall? Mit der beschlossenen allmählichen Beendung der Operation Mare Nostrum und dem Einsatz von Frontex-Triton nur noch in der 30-Meilen Küstenzone Italiens waren neue Schiffskatastrophen sozusagen behördlich angekündigt worden.
Die UNO kritisiert auf einer heutigen Pressekonferenz die EU angesichts dieser auf See vor Europa verdursteten Flüchtlinge – es sind die ersten Toten, die die EU direkt wegen ihres Einsatzes Frontex-Triton zu verantworten hat, unter ihnen zwei Frauen und ein Kind. Warum den seit Tagen auf dem Meer treibenden Flüchtlingen nicht geholfen wurde, sind ungeklärt. Überlebende kommen bislang nicht zu Wort.
Francois Crépeau, UN-Berichterstatter für MigrantInnenrechte, erklärte heute auf einer Pressekonferenz in Rom, dass der nächste Sommer ein Massensterben auf dem Mittelmeer bringen werde, falls die EU ihre Rettungs- und Einwanderungspolitik nicht ändert.
Nuova tragedia nel Canale di Sicilia: 17 migranti morti di freddo su un gommone – Repubblica.it.
Nach Angaben der italienischen Marine kamen erneut 17 Menschen auf einem Schlauchboot vor der italienischen Küste ums Leben. Rettungsmannschaften entdeckten die Leichen auf einem Flüchtlingsboot 65 Kilometer von der libyschen Hauptstadt Tripoli entfernt. Sie seien an Unterkühlung und Austrocknung gestorben, teilte der italienische Außenminister Paolo Gentiloni mit. Ein weiterer Flüchtling sei im kritischen Zustand mit einer Unterkühlung in ein Krankenhaus nach Sizilien geflogen worden. 74 Überlebende seien an Bord eines Marineschiffs gebracht worden.
via EU-Innenminister für Flüchtlingszentren: Festungswall oder Lebensrettung? | tagesschau.de.
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Kommerzieller Fluchthelfer aus Zuwara, nahe Tripolis, im Guardian am 01.08.2014
„His crews now search for Italian warships, which patrol near an oil platform at Bouri, 70 miles from the Libyan coast.“As soon as the ship reaches Bouri field, I call the military forces,“ he says. His crew then abandons ship in a rubber boat, and waits while the Italians pick up the migrants, leaving the boat adrift. Then his crew scrambles back aboard and sails back to Libya for a fresh cargo.The Italian navy and coastguard did not respond to request for comment.“
I migranti, partiti dalla Libia e diretti in Italia, sono morti probabilmente per disidratazione e ipotermia. I cadaveri sono stati individuati dagli equipaggi di alcuni mezzi di soccorso
di F. Q.
Nuova tragedia del mare nel Mediterraneo. Diciassette migranti che erano a bordo di un gommone in navigazione dalla Libia verso l’Italia sono morti probabilmente per disidratazione e ipotermia. I cadaveri sono stati individuati dagli equipaggi di alcuni mezzi di soccorso che hanno raggiunto il gommone ad oltre cento miglia a sud di Lampedusa.
La tragedia 150 miglia a sud di Lampedusa. 76 superstiti salvati dalla Marina militare
PALERMO – I cadaveri di 18 immigrati sono stati recuperati da motovedette della Guardia costiera che, con l’intervento anche della nave „Etna“ della Marina militare, hanno soccorso altri 76 profughi che viaggiavano su un gommone nel Canale di Sicilia, a 40 miglia a Nord di Tripoli e 150 miglia a Sud di Lampedusa. E‘ il primo naufragio da quando è iniziata l’operazione europea „Triton“ ed è finita quella italiana „Mare nostrum“. In zona proseguono le ricerche di eventuali dispersi. Le motovedette CP302 e CP309 sbarcheranno le salme a Porto Empedocle Agrigento. Altre due imbarcazioni cariche di extracomunitari sono state assistite in queste ore da navi della Marina. La „Driade“ ha prelevato 100 persone e la „Cigala Fulgosi“ altre 102.
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Immigrati, nuova tragedia in mare: 18 morti su gommone al largo di Lampedusa – Sicilia – ANSA.it.
Immigrati, nuova tragedia in mare: 18 morti su gommone al largo di Lampedusa
In navigazione dalla Libia verso l’Italia, migranti morti forse per disidratazione e ipotermia
Settantasei le persone salvate sul gommone. Tra queste due erano in condizioni critiche: uno è il migrante trasportato in ospedale con l’elicottero, l’altro invece è morto poco dopo essere stato soccorso.
Ad intervenire sono state due motovedette delle Capitanerie di Porto ed un rimorchiatore civile. Le persone tratte in salvo sono state trasbordate sul pattugliatore Orione della Marina Militare, mentre le salme sono state sistemate su una motovedetta diretta a Porto Empedocle. Le cause della morte, confermano fonti dei soccorritori, dovrebbero essere l’ipotermia e la disidratazione, dovute ad un viaggio di molti giorni. Questo intervento di soccorso segue quello compiuto poco prima da due navi della Marina Militare, il pattugliatore Cigala Fulgosi e la corvetta Driade, che hanno recuperato rispettivamente 102 e 100 migranti su dei barconi a sud di Lampedusa. Tutti sono stati trasferiti sulla nave Etna, a bordo della quale c’è anche personale sanitario che ha fornito loro l’assistenza necessaria.
„Piangiamo queste vittime e al tempo stesso ribadiamo che il contrasto ai mercanti di morte è la cosa più importante„: così il ministro dell’Interno Angelino Alfano ha commentato quanto accaduto al suo arrivo al consiglio Ue. Stamani Alfano ha già avuto un incontro col commissario Ue all’Immigrazione Dimitris Avramopoulos.