25. Mai 2014 · Kommentare deaktiviert für Ägypten: Weitere Repression und düstere Aussichten · Kategorien: Ägypten

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Ägypten: Weitere Repression und düstere Aussichten

Verfasst von: rg (Benutzerkonto: recherchegruppe aufstand).

Wäh­rend die ein­zi­ge of­fe­ne Frage bei den an­ste­hen­den Prä­si­dent­schafts­wah­len in Ägyp­ten ist, wie hoch der Wahl­sieg von Feld­mar­schall Sissi aus­fällt (um­fang­rei­che Press­schau auf un­se­rem blog), geht die Re­pres­si­on gegen die Reste der lin­ken und ak­ti­vis­ti­schen Op­po­si­ti­on wei­ter.

Wäh­rend einer Kund­ge­bung am 22. Mai in Alex­an­dria, die sich gegen die jüngs­te Ver­ur­tei­lung von acht wei­te­ren Ak­ti­vis­tIn­nen (dar­un­ter die in ganz Ägy­ten be­kann­te Ma­hi­enour El-​Mas­ry, die schon gegen das Mu­ba­rak Re­gime ge­kämpft hat) rich­te­te, sind zahl­rei­che wei­te­re Ak­ti­vis­tIn­nen und An­wäl­tIn­nen fest­ge­nom­men wor­den (up­date: mitt­ler­wei­le wie­der ent­las­sen).

Die Fest­ge­nom­me­nen der Kund­ge­bung am 22. Mai wur­den in die Zen­tra­le der „Si­cher­heits­kräf­te“ in Alex­an­dria ver­schleppt, et­li­che wur­den von den Bul­len ge­schla­gen, meh­re­re Ge­fähr­tin­nen waren se­xu­el­len Über­grif­fen durch die Bul­len aus­ge­setzt.

Die acht Ak­ti­vis­tIn­nen um die Rech­t­an­wäl­tin Ma­hi­enour El-​Mas­ry (Län­ge­res Video mit Ma­hi­enour El-​Mas­ry (eng. UT)) waren zu zwei Jah­ren Haft ver­ur­teilt wor­den, weil sie an­läss­lich des Pro­zes­ses gegen die Mör­der von Kha­led Said gegen das neue Ver­samm­lungs­recht ver­stos­sen haben sol­len, au­ßer­dem wur­den an­geb­li­che An­grif­fe auf die Bul­len kon­stru­iert.

Seit Jah­ren ver­schwin­den Men­schen in Ägyp­ten wäh­rend der Pro­tes­te und riots, teil­wei­se wer­den ihre Lei­chen in un­mar­kier­ten Grä­bern au­ßer­halb der Städ­te ent­deckt. An­ge­hö­ri­ge, Freun­dIn­nen und Ak­ti­vis­tIn­nen re­cher­chie­ren seit­dem zu ihrem Ver­bleib und haben immer wie­der Auf­klä­rung über das Schick­sal der Men­schen ge­for­dert. Be­reits vor drei Jah­ren tauch­ten in die­sem Zu­sam­men­hang erste Be­rich­te über ge­hei­me Lager der Armee auf, in denen die Men­schen ohne Pro­zess und An­kla­ge fest­ge­hal­ten und ge­fol­tert wer­den.

Auch in einem ak­tu­el­len Be­richt von am­nes­ty, der auf die Re­cher­che Ar­beit der An­ge­hö­ri­gen zu­rück­geht, wird über ein bis­her ge­hei­mes Mi­li­tär­la­ger nörd­lich von Kairo be­rich­tet, in dem wahr­schein­lich meh­re­re hun­dert Men­schen ge­fan­gen­ge­hal­ten und sys­te­ma­tisch ge­fol­tert wer­den.

Das Mi­li­tär Re­gime, das sich der Un­ter­stüt­zung der pa­trio­ti­schen Mehr­heit der Be­völ­ke­rung der­zeit si­cher sein kann, dreht un­ter­des­sen selbst­si­cher wei­ter an der Re­pres­si­ons­schrau­be.

Auf die Mas­sa­ker gegen die weit­ge­hend un­be­waff­ne­ten An­hän­ger der Mos­lem­brü­der, die bis­her über tau­send Men­schen­le­ben ge­for­dert haben, folg­ten die de­mons­tra­ti­ven hun­dert­fa­chen To­des­ur­tei­le gegen die An­hän­ger von Mursi.

Et­li­che Jour­na­lis­ten und blog­ger sind in­haf­tiert,wobei nur der Fall der in­haf­tier­ten al ja­zee­ra Mit­ar­bei­ter in­ter­na­tio­nal über­haupt aus­führ­li­cher be­rich­tet wird. Vor drei Wo­chen be­stell­te der Ge­ne­ral­feld­mar­schall die Che­fre­dak­teu­re der wich­tigs­ten ägyp­ti­sche Me­di­en ein, um klar­zu­stel­len, dass es jetzt um die Zu­kunft Ägyp­tens gehe, dabei würde eine kri­ti­sche Be­richt­er­stat­tung hin­der­lich sein (Hin­ter­grund­be­richt zur staa­li­chen Me­di­en­po­li­tik).

Wäh­rend der wirt­schaft­li­che Kol­laps Ägyp­tens nur durch die mas­si­ve In­ter­ven­ti­on der Golf­staa­ten (ak­tu­el­ler Stand 20 Mil­li­ar­den) ab­ge­wen­det wer­den konn­te, boomt der­zeit die Börse in Kairo und der Leit­in­dex EGX30 hat seit dem Mi­li­tär­coup gegen die Mos­lem­brü­der um 65 Pro­zent zu­ge­legt. Nicht um­sonst hat die Wirt­schafts­eli­te Ägyp­tens mit um­fang­rei­chen Spen­den, aber auch mit me­dia­ler Rü­cken­de­ckung durch die ihr ge­hö­ren­den Mas­sen­me­di­en, den Coup gegen Mursi un­ter­stützt.

Wei­te­re Mil­li­ar­den in Form von Di­rekt­in­ves­tio­nen sind nun auch aus den Golf­staa­ten zu er­war­ten, die Kohle wird in pres­ti­ge­träch­ti­ge Gross­pro­jek­te ( z.B. das erste AKW Ägyp­tens, Bau einer Bahn – Hoch­ge­schwin­dig­keits­stre­cke) ge­steckt, wäh­rend die öko­no­mi­schen Aus­sich­ten für die brei­te Masse eher düs­ter be­lie­ben wer­den (s.a. Bei­trag der Stif­tung Wis­sen­schaft und Po­li­tik). Nicht um­sonst ist das Mi­li­tär sel­ber in den letz­ten Mo­na­ten mehr­mals gegen strei­ken­de Ar­bei­ter, z.b. in der stra­te­gisch be­deu­ten­den Suez Ka­nal­zo­ne vor­ge­gan­gen.

Wenn die „Sehn­sucht nach dem star­ken Mann“ in brei­ten Tei­len der Be­völ­ke­rung in den nächs­ten Jah­ren auf die Un­zu­frie­den­heit über die an­hal­ten­de wirt­schaft­li­che Mi­se­re tref­fen wird, will das Mi­li­tär vor­be­rei­tet sein. Des­halb wer­den der­zeit die un­ab­hän­gi­gen Me­di­en, po­li­ti­sche und so­zia­le Ba­sis­grup­pen platt ge­macht, die Avant­gar­de der Kämp­fe der Klas­se mas­siv un­ter­drückt. Das Ver­bot der Be­we­gung des 6. April ge­hört eben­so zu die­ser prä­ven­ti­ven Kon­ter­re­vo­lu­ti­on wie die Pro­zes­se gegen nam­haf­te Ak­ti­vis­ten sowie die Re­pres­si­on gegen Strei­ken­de.

recherchegruppe aufstand

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