Liebe AbonnentInnen des Newsletters, liebe Syrien-Interessierte,
die syrische Exil-Opposition der Nationalen Koalition hat sich in der vergangenen Woche auf eine Übergangsregierung für die befreiten Gebiete verständigt. Noch sind allerdings nicht alle Ressorts besetzt. Die AktivistInnen und BürgerInnen in Syrien erhoffen sich von dieser Übergangsregierung jedoch kaum Verbesserungen. In den letzten zweieinhalb Jahren hat die Exil-Opposition den Menschen in Syrien zwar viel versprochen – auch in humanitärer Hinsicht -, konkret passiert ist jedoch wenig. So erklärt sich das geringe Interesse an der neuen Regierung.
Kurz nach der Wahl der Übergangsregierung hat die kurdische PYD für die kurdischen Gebiete Syriens eine Autonomieverwaltung ausgerufen. Die Nationale Koalition griff die PYD daraufhin scharf an und warf ihr Kollaboration mit dem Assad-Regime vor, die PYD arbeite gegen die Syrische Revolution. Die Union Kurdischer Studierender in Syrien (UKSS), die von Adopt a Revolution unterstützt wird, kritisierte dieses unprofessionelle Statement der Nationalen Koalition: „We might disagree with the Kurdish parties policies and with some civic organizations politically and ideologically on the ground inside Syria, but we assure everyone that this cannot prevent us to tell the the facts, especially if it is completely non-professional statements or actions which may cause sectarian wars among the siblings of same region.“ Wir haben das Statement der UKSS in englischer Sprache auf unserem Blog dokumentiert: https://www.adoptrevolution.org/en/coalition-lacks-experience-statement-by-students/
Zudem verschärft sich in Syrien der Konflikt zwischen den zivilen AktivistInnen und den islamistischen Gruppen, allen voran ISIS („Islamischer Staat in Irak & Syrien). ISIS geht in den letzten Wochen vermehrt mit Gewalt gegen AktivistInnen vor, die den Vormarsch der Gruppe in Nordsyrien ablehnen. So werden in Aleppo und Raqqa seit Wochen Entführungen von AktivistInnen gemeldet. In Raqqa ging ISIS auch gegen das lokale Informationszentrum vor, das einst schon gegen das Assad-Regime eintrat. Aus Protest gegen die Schikane durch ISIS – u.a. wurde ein Mitarbeiter ausgepeitscht – stellte das Informationszentrum seine Arbeit bis auf Weiteres ein. Die Gründe sind in einem Statement dargelegt: https://www.adoptrevolution.org/infozentrum-raqqa-protest-gegen-isis/
In Aleppo kam es bereits vermehrt zu Protesten von AnwohnerInnen & AktivistInnen gegen ISIS, die Freilassung von AktivistInnen wurde dabei gefordert: https://twitter.com/DarthNader/status/401093731085873152/photo/1
In unseren Presseschauen werden u.a. folgende Themen beleuchtet:
- Syrien: Facetten einer Kriegswirtschaft
- der Autor Fawwaz Haddad über die Lage der syrischen Christen
- das syrische Regime & die islamistischen Gruppen ISIS/JAN: gemeinsame Vergangenheit
- die syrische Flüchtlingskrise: Lösungsansätze dringend gesucht
- int. JournalistInnen in Syrien: wie kann man noch über Syrien berichten?
- „transitional justice“: Das Engagement der AktivistInnen
Unsere Presseschauen finden Sie unter: https://www.adoptrevolution.org/category/presseschau/
Ob und unter welchen Voraussetzungen es zu einer zweiten Genf-Konferenz zu Syrien kommen wird, ist weiterhin unklar. Aktuell wird ein Termin Mitte Dezember angestrebt – eigentlich sollte die Konferenz bereits im Mai 2013 stattfinden. Zudem bleibt unklar, ob sich sowohl das Regime als auch die Opposition an der Konferenz beteiligen werden. Die Sicherheitslage in der Region um Syrien bleibt unterdessen weiterhin äußerst angespannt, erst heute kam es zu einem Selbstmordanschlag auf die iranische Botschaft im libanesischen Beirut. Der Anschlag galt explizit als Vergeltung sunnitisch-islamistischer Gruppen für die bewaffnete Beiteiligung Irans & Hisbollahs im syrischen Konflikt.