05. Mai 2013 · Kommentare deaktiviert für Syrien: adopt@revolution, Newsletter 05.05.2013 · Kategorien: Israel, Syrien · Tags: , ,

Liebe AbonnentInnen des Newsletters, liebe Syrien-Interessierte,

Update: Nach aktuellem Stand wurde Damaskus in der Nacht zu Sonntag von mächtigen Explosionen erschüttert. Ursache sollen Angriffe auf militärische Forschungseinrichtungen und Eliteeinheiten rund um den Qasiyun-Berg sein, der sich über Damaskus erhebt. Als Quelle der Angriffe gilt die israelische Armee, die bereits zuvor Ziele in Syrien bombardierte. Die Explosionen und Feuerbälle waren über ganz Damaskus wahrnehmbar. Die Wucht der Explosionen übertraf alle vorherigen militärischen Auseinandersetzungen in der Stadt. Regimemedien haben mittlerweile einen Angriff der Israelis auf (militärische) Anlagen in Damaskus zugegeben.

Newsletter 05.05.:

Der aktuelle Newsletter bildet die Schrecken und positiven Neuigkeiten aus Syrien im gebotenen Kontrast ab. Jede Woche sind u.a. neue Zerstörungen an historischen Stätten zu beklagen. Diese Woche traf es die Hängebrücke in Deir ez-Zor, die sich hunderte Meter über den Euphrat erstreckte. Die Brücke ist das Symbol der Stadt. Nur die Pfeiler der Brücke sollen aktuell noch intakt sein. […]

Seit Donnerstag berichten Menschenrechtsgruppen und Aktivisten von einer gewaltsamen Kampagne der staatlichen Armee & Milizionäre um die Küstenstadt Banyas. Die genaue Opferzahl ist nicht klar, dokumentiert sind bislang rund 100 Tote. Das Perfide: Die Gewalt des Regimes scheint sich spezifisch gegen sunnitische Viertel zu richten und trägt den Charakter eines Massakers. Der Ort Al-Bayda nahe Banyas ist gewissermaßen eine sunnitische Enklave im alawitisch-dominierten Küstengebiet. Banyas und Al-Bayda gehörten im März/April 2011 zu den ersten Orten friedlichen Protests, in denen das Regime gewaltsam vorging. Näheres zum Thema erfahren Sie auch in der Presseschau.

Diese Woche sind auf unserem Blog zwei Komiteeberichte eingegangen: einer aus dem Damaszener Vorort Jdeidet Artouz, der kürzlich auch Ziel einer staatlichen Militärkampagne war, und aus dem kurdisch-geprägten Amuda an der Grenze zur Türkei. Aus Jdeidet Artouz stellt sich das Komitee II vor und berichtet über seine Arbeit in der Stadt, den Mangel an medizinischem Personal und Kommunikationsmitteln und den trotzdem entschlossenen Plänen, Verbesserungen in der Stadt zu erreichen. Im Komitee arbeiten derzeit ca. 30 AktivistInnen in 4 Unterbüros. Zu den Hauptaufgaben gehören aktuell die medizinische Hilfe, Versorgung der Binnenflüchtlinge sowie die Dokumentation von Gewalttaten und Repression. Trotz der dramatischen Lage arbeiten die AktivistInnen bislang hauptsächlich ehrenamtlich und hauptberuflich im Komitee. Eine symbolstarke Aktion in Jdeidet Artouz: Für jeden Inhaftierten wird ein Baum gepflanzt. Mehr vom Komitee II: https://www.adoptrevolution.org/jdeidet-artouz-ii/

Aus Amuda erreicht uns der bislang fünfte Bericht: https://www.adoptrevolution.org/bericht-aus-amuda-5/. Die Arbeit des Komitees ist eingespielt und vielfältig. Demonstrationen und Workshops werden organisiert und viel Arbeit auch im humanitären Bereich geleistet. Zudem werden im Konsens immer wieder neue Aktionen geplant und durchgeführt. Die Organisation des Komitees läuft strikt demokratisch ab, so wie auch das neue Syrien nach Wunsch des Komitees aussehen soll. Das Komitee ist in fünf Subgruppen organisiert, aktuell entstehen auch in der Zivilgesellschaft in Amuda neue Initiativen, die mit dem Komitee eng zusammenarbeiten. Allerdings trifft die AktivistInnen auch in Amuda die steigende existentielle Unsicherheit. Die lokale Unterstützung der Einwohner Amudas sowie die Spenden von Adopt a Revolution (AaR) bestärken die AktivistInnen in ihrer Arbeit. Der starke und unermüdliche Einsatz der AktivistInnen für eine demokratische und pluralistische Gesellschaft trägt in Amuda also große Früchte.

Die Arbeit von AaR thematisiert Andre Find, Mitglied des Teams, in einem Rückblick: https://www.adoptrevolution.org/adopt-a-revolution-ruckblick/. Einen der Schwerpunkte der Arbeit bildet das Sammeln von Spenden für Syriens Zivilgesellschaft. Bilanz: Mehr als 300.000 Euro konnten für 41 Komitees bislang gesammelt werden, alle Beiträge stammen aus der deutschen Zivilgesellschaft. Pressearbeit und Infoveranstaltungen ergänzen die Arbeit des kleinen Teams. Der Aufruf „Freiheit braucht Beistand“ vom Dezember 2012 richtet das Augenmerk auf die syrische Zivilgesellschaft, die es jetzt, aber auch nach dem Sturz Bashar al-Assads zu unterstützen gilt – denn die AktivistInnen engagieren sich gegen Konfessionalismus und fordern weiterhin die Ziele der Revolution ein, auch gegen mögliche neue Akteure der Unterdrückung.

Das englische Media Roundup vom 30.04., https://www.adoptrevolution.org, thematisiert:

  • die Stärke der Zivilgesellschaft: lokale Komitees als Gegenstaat
  • Konflikt zwischen kurdischen Parteien (PYD & Yekiti) in Syrien wächst

In einer Themenpresseschau können Sie nachlesen, wie es um die UN-Hilfsgelder für Syrien steht und welche Schwierigkeiten gerade die Arbeit in Syrien mit sich bringt: https://www.adoptrevolution.org/die-zahlung-der-versprochenen-un-hilfsgelder-geht-nur-schleppend-voran/. Fest steht, dass die wachsende humanitäre Krise die aktuellen Kapazitäten rasch übersteigt und neue finanzielle Maßnahmen gefunden werden müssen.

Weitere Themen der Presseschauen, https://www.adoptrevolution.org/category/presseschau/:

  • Hisbollah verteidigt militärischen Einsatz in Syrien vehement ideologisch
  • syrische Palästinenser im Exil, aber auch in Syrien in der Not: Beispiel Yarmouk-Camp in Damaskus
  • „The Angry Arab“ fragt: Ist das syrische Regime legitim? Welche islamische Strömung dominiert künftig in Syrien?

Auch am letzten Freitag fanden wieder Demos statt, 236 an der Zahl. Über die Orte und Themen der Proteste berichten die LCCs: https://www.facebook.com/notes/.

Woche für Woche richtet der Ort Kafranbel Meldungen an die Welt, Syrien nicht zu ignorieren. Dieses aktuelle Schild vom 03.05. fasst auch den Antrieb von AaR zusammen: „Wo immer ihr seid, zeigt euch solidarisch mit den Syrern. Wir glauben an das Leben und wir verdienen es.“, https://www.facebook.com/photo.php?fbid=452345374855236&set=a.194756363947473.45341.189741544448955&type=1&theater. Einen ironischen Kommentar zur versprochenen Übergangsregierung des Interimspremiers Ghassan Hitto hat Dael (Provinz Daraa) parat: „Hey Hitto, wo bleibt denn nur deine Regierung?“, https://www.facebook.com/photo.php?fbid=651577118202761&set=a.651577004869439.1073742069.217848338242310&type=3&theater.

Aus Aleppo kommt Hoffnung in Form einer Schule, die Unterricht und Zerstreuung für einige Kinder in der umkämpften Stadt anbietet. Die Schule ist das Projekt zweier zivilgesellschaftlicher Gruppen: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=506011662791957&set=a.178470582212735.45854.177009252358868&type=1

Mit besten Grüßen,
das Adopt a Revolution-Team

Kommentare geschlossen.