22. März 2013 · Kommentare deaktiviert für Nord-Mali: Tuareg-Vertreter wirft Malis Armee Völkermord vor · Kategorien: Frankreich, Mali, Sahara · Tags: ,

Tuareg-Vertreter wirft Malis Armee Völkermord vor

Julia Raabe, der standard, 21. März 2013, 05:30

http://derstandard.at/1363705572539/Tuareg-Vertreter-Das-ist-Voelkermord-in-Nordmali

„[…] Der Tuareg und Europa-Repräsentant der säkularen Befreiungsbewegung MNLA von Nordmali, Moussa Ag Assarid, hat schwere Vorwürfe gegen die malische Armee erhoben. Übergriffe und Massaker an der Zivilbevölkerung seien an der Tagesordnung, sagte er am Mittwoch dem STANDARD in Wien. Verantwortlich seien malische Soldaten mit Milizen, die in die Armee integriert worden seien. „Das ist Völkermord. Es gibt kein anderes Wort dafür.“


Opfer seien Angehörige ethnischer Gruppen in Nordmali, nicht nur Tuareg, auch Araber und Peul-Nomaden. „Sie werden entführt, hinter die Dünen gebracht, getötet, im Sand vergraben.“ Seit Beginn des französischen Militäreinsatzes im Jänner seien mehr als 300 Menschen von der malischen Armee getötet worden, mehr als 1000 seien verhaftet worden und verschwunden.
Die Franzosen, die mit Luftschlägen und einer Bodenoffensive den Vormarsch von Islamisten auf Bamako stoppten, sieht Ag Assarid als mitschuldig an. Paris habe die Rückkehr der malischen Armee in den Norden erst ermöglicht und wisse von den Massakern. Dennoch fürchtet er eine Verschärfung der Lage, wenn Paris seine Truppen abzieht und die Verantwortung an die Regionalorganisation Ecowas übergibt. Dann würden die Gräueltaten noch einfacher.

Ermittlungen vom Internationalen Strafgerichtshof
Internationale Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch und Amnesty International haben von schweren Menschenrechtsverletzungen malischer Soldaten an lokalen Zivilisten und islamistischen Rebellen berichtet. Dass der Internationale Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag im Jänner Ermittlungen wegen möglicher Kriegsverbrechen in Mali aufgenommen hat, begrüßt Ag Assarid ausdrücklich. MNLA-Repräsentanten seien in Kontakt mit dem ICC. Vorwürfe, auch seine Organisation habe gefangene Soldaten der malischen Armee getötet, weist er zurück. „Wir haben niemals einen Gefangenen getötet.“ Die über 50 Islamisten in ihrer Hand würden entsprechend der Genfer Konventionen behandelt. […] Das, was Ag Assarid als Säuberungskampagne der malischen Armee beschreibt. sieht der 36-Jährige als Teil eines Versuchs von außen, Kontrolle über das Gebiet zu erlangen. Es gehe um ein „internationales Komplott, um an die Bodenschätze unseres Territoriums heranzukommen“. Nur so lasse sich erklären, warum Bamako und Länder wie Frankreich und die USA nicht viel früher gegen die Islamisten vorgegangen seien. Experten glauben, dass es in der Region beachtliche Bodenschätze gibt, vor allem Uran und noch nicht erforschte Erdölfelder.[…]“

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