taz | 12.06.2017
Mehrere Gipfeltreffen wollen Afrikas Märkte öffnen und Grenzen schließen. Der Kontinent soll unseren Wünschen gehorchen.
Christian Jakob
Im Jahr 2004 widmete die Unesco Afrika eine Tagung. Ihr Titel: „Der vergessene Kontinent“. Damals war das fast ein Synonym für Afrika. Das ist vorbei.
Deutschland hat den Kontinent ins Zentrum seiner laufenden G-20-Präsidentschaft gestellt. Gleich drei deutsche Bundesministerien – Entwicklung, Wirtschaft und Finanzen – haben eigene Initiativen dazu präsentiert. Am Montag kommen afrikanische Staatschefs nach Berlin zum „G-20-Afrika-Partnerschaft-Gipfel“ – ein Novum. In Genf und Brüssel wird mit Afrika über Migration verhandelt, und Ende Juni steigt schon die nächste Afrika-Migrationskonferenz in Berlin. Auch Menschen, die hauptberuflich die Afrikapolitik erforschen, kommen da kaum mit.
In befremdlichem Gegensatz zu dieser Aufregung steht die Ignoranz gegenüber der Hungerkrise in Ostafrika. Das Welternährungsprogramm der UN spricht von einer „beispiellosen Katastrophe“. 20 Millionen Menschen sind betroffen, zu ihrer Rettung fehlen noch immer Milliardensummen. Niemand findet sich, der diese bezahlen will.