taz | 26.02.2017
Was bringt das Flüchtlingsabkommen zwischen EU und Türkei den Betroffenen? Die Geschichte einer Syrerin in der Türkei, die nun eine rote Bankkarte hat.
Christian Jakob
ISTANBUL/URFA Es ist der 1. Februar, 16.49 Uhr, als Sabha al-Mustafas goldfarbenes Smartphone eine neue SMS anzeigt. „Ihr Antrag wurde geprüft. Sie wurden als berechtigt eingestuft“, steht da. Tags darauf holt sie ihre rote Karte in einer Bankfiliale an der Atatürkstraße in der Innenstadt von Urfa ab, die ihr damit nun zusteht. Bald soll sie damit nun Geld abheben können, zum ersten Mal, seit sie vor einem halben Jahr die Türkei erreichte. Das Geld kommt von der EU. Dass sie es bekommt, ist ein Teil des Deals mit der Türkei vom März 2016.
Ihre Wohnung befindet sich im ersten Stock eines Hauses in einem Außenbezirk von Urfa, im Süden der Türkei. Draußen sieht man das Gebirge, das den Frieden vom Krieg trennt, es leuchtet ockerfarben, dahinter liegt die Grenze, und durch den eisblauen Himmel darüber ziehen sich die Streifen der Bomber der US-Armee auf ihrem Weg zum „Islamischen Staat“. Al-Mustafa trägt einen türkisfarbenen Mantel und ein schwarzes Kopftuch, ihre Züge sind hart. Sie ist 42 Jahre alt, die Kinder sind 6, 7 und 8, der Altersabstand zur Mutter ist ungewöhnlich in einer Region, in der viele Frauen Kinder bekommen, bevor sie volljährig sind. Aber al-Mustafa hat studiert, spät geheiratet; einen Zimmermann, der meist in Saudi-Arabien arbeitete.
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