28. Februar 2014 · Kommentare deaktiviert für Syrien: adopt@revolution, Newsletter 27.02.2014 · Kategorien: Syrien

Liebe AbonnentInnen des Newsletters, liebe Syrien-Interessierte,

mit dem endgültigen Scheitern der Genf II-Gespräche zwischen syrischem Regime und Opposition haben sich leider alle Befürchtungen der Beobachter bewahrheitet. Der Konflikt wird weiterhin auf syrischem Boden ausgetragen. Die Tage der Genf II-Verhandlungen sollen gar die größten Opferzahlen seit langem hervorgerufen haben, was v.a. auf zwei Waffen des syrischen Regimes zurückgeht: Belagerung und den Einsatz von Fassbomben. Allein auf Aleppo gingen Anfang Februar 2014 mehr als 200 Fassbomben nieder.

Zwar hat sich der UN-Sicherheitsrat aktuell auf eine Resolution verständigt, die allen Konfliktparteien auferlegt, ZivilistInnen den Zugang zu humanitären Gütern zu gewähren. Sanktionen sind jedoch nicht vorgesehen. Wie groß die humanitäre Not schon kurz hinter dem Stadtzentrum von Damaskus ist, zeigt dieses erschütternde Bild aus Camp Yarmouk/Damaskus. Das Camp wird vorrangig von syrischen PalästinenserInnen bewohnt. UN-Hilfswerke haben dieses Bild aufgenommen, als nach Monaten der Belagerung & Aushungerung spärliche Hilfslieferungen Yarmouk erreichten. Die Not betrifft ebenso weite Teile Syriens außerhalb von Damaskus.

AktivistInnen versuchen derweil vielerorts, auf die Lage in Syrien aufmerksam zu machen. Der Aktivist Qusai Zakarya aus Mouadamiya (bei Damaskus) trat letztes Jahr gar in den Hungerstreik, um auf die Hungerblockade hinzuweisen. Nachdem Moudamiya mit dem Regime einen Waffenstillstand schloss, sah sich Zakarya ob seines Engagements zusehends bedroht, sodass er sich schließlich dem Regime auslieferte. Um Aufmerksamkeit für Qusai und andere bedrohte AktivistInnen zu schaffen, schloss sich Adopt a Revolution einer Medenkampagne zu ihrem Schutz an: https://www.adoptrevolution.org/aufruf-fuehrende-oppositionelle-aus-moadamiya-in-gefahr/. Qusai Zakarya ist nun in Beirut angekommen.

Künstlerisch aktiv wurde die neu ins Leben gerufene Musikgruppe von Yarmouk. Mit einem alten Klavier auf Rädern und bloßen Stimmen fing die Gruppe die Zerstörung & Bedrückung im Lager ein, setzte jedoch auch dem Alltag der Belagerung etwas entgegen. Die Videos der Musikgruppe wurden im Internet rasch geteilt. In einem Gastbeitrag geht Bente Scheller auf die Geschichte der PalästinenserInnen in Syrien und des Camp Yarmouk ein, ausgehend vom „Klavier zwischen Ruinen“: https://www.adoptrevolution.org/ein-klavier-zwischen-ruinen-bente-scheller/

Ein „musikalisch-unpolitischer“ Gastbeitrag, „Händel weg von Syrien!“, erläutert die Gefahr, die von schwarz-weißen Tasteninstrumenten in Syrien ausgeht: https://www.adoptrevolution.org/haendel-weg-von-syrien-gastkommentar/. Hier wird vorgeführt, warum die deutsche „Musikszene“ dem Musizieren in Yarmouk nicht stimmlos zuschauen kann.

Der AaR-Aktivist Zuher hat vor Kurzem ein Interview mit der syrischen Fotografin Nour Kelze geführt, die weiterhin den Kriegsalltag in Aleppo festhält: https://www.adoptrevolution.org/fotografin-in-aleppo-interview-nour-kelze/. Sie spricht über ihren Werdegang als Fotografin und ihre Rolle als Frau im Medien- und Kriegsalltag. Wir freuen uns sehr, dass der Beitrag in ein Buch zu Syrien aufgenommen wird.

In Erbin, einem östlichen Vorort von Damaskus, hat sich im vergangenen Jahr ein Kulturtreff gegründet, der allen zivilen Gruppen und der Bevölkerung des Ortes offensteht. Der Kulturtreff deckt vielfältige Bereiche der Zivilgesellschaft ab und soll eine Alternative inmitten der Belagerung darstellen: https://www.adoptrevolution.org/das-civil-society-center-in-erbin/. Adopt a Revolution hat den Aufbau des Kulturtreffs mit Geldern unterstützt.

In der Stadt Manbij in Nordsyrien hatte sich ebenfalls ein Zentrum für Zivilgesellschaft gegründet, mit dem Adopt a Revolution eng zusammenarbeitete. Nachdem jedoch die Dschihadisten von ISIS („Islamischer Staat in Syrien und Irak“) Manbij eroberten, nahmen sie prompt die zivilen AktivistInnen ins Visier. Per Facebook schrieben sie Aktivisten zur Fahndung aus, darunter auch den Koordinator des Zentrums für Zivilgesellschaft. Geforderte Strafe: Enthauptung. Lesen Sie hier das Statement von ISIS samt Hintergründen: https://www.adoptrevolution.org/dschihadisten-suchen-aktivistinnen-via-facebook/

In den Presseschauen (unter https://www.adoptrevolution.org/category/presseschau/) finden Sie u.a. diese Themen:

  • Olympische Spiele in Sotschi – Not in Homs
  • Alternative Kunst aus Syrien: Flamenco & Heavy Metal
  • Kritik am Narrativ „Assad oder die Islamisten“
  • Die Lage der Drusen auf dem Golan: zwischen „alter“ und „neuer“ Heimat?

Mit besten Grüßen,
das Adopt a Revolution-Team

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