Protest von Asylsuchenden: Der Aufstand der Unsichtbaren
In der Heimat traumatisiert, in Deutschland deprimiert. Warum sich immer mehr Flüchtlinge gegen ihre oftmals desolate Lage wehren.
Artikel von Christian Jakob in der taz online vom 07. 08. 2013
http://www.taz.de/Protest-von-Asylsuchenden/
Karte des Protests
„Von Hamburg bis München: Überall in der Republik gehen Asylsuchende für ihre Rechte auf die Straße, errichten Zeltlager auf öffentlichen
Plätzen oder treten gar in den Hungerstreik. Eine Deutschlandkarte dokumentiert die Schauplätze des Protests im Juli und August.“
Siehe die taz-Grafik
http://www.taz.de/fileadmin/static/images
Flüchtlingscamps: Rückfall in trennende Konzepte
Flüchtlinge haben sich bundesweit gegen staatliche Gängelung solidarisiert. Die mediale Aufmerksamkeit war groß. Jetzt zerfällt die Bewegung.
Kommentar von Christian Jakob in der taz online vom 08. 08.2013
http://www.taz.de/Kommentar-Fluechtlingscamps
Aus dem Text:
„…Die Flüchtlinge waren am stärksten, bevor die Fraktionierungen einsetzten. Sie stammen aus verschiedenen Ländern und Ethnien, leben in ganz Deutschland verstreut und haben unterschiedliche Aufenthaltstitel. Die gemeinsamen Proteste waren nicht nur ein Schritt in die Öffentlichkeit, sondern auch aufeinander zu. Darauf könnte, ja müsste ihre Bewegung aufbauen. Stattdessen haben sich tiefe Risse gebildet. Schon wenige Tage nach dem Marsch nach Berlin spaltete sich die erste Fraktion ab und zog zum Brandenburger Tor. Diese Fragmentierungen setzten sich fort: Entlang ethnischer – wie Iraner vs. Subsaharis – und strategischer Linien – autonome Zellen vs. gemeinsame Organisation – zerfledderte die von ihnen selbst so getaufte „Refugee Revolution“. Das macht es jenen leicht, die sie
ignorieren wollen…
Bitterfeld Protestcamp
„Am Abend des 1. August 2013 errichteten wir (Flüchtlinge in Bitterfeld-Sachsen-Anhalt) ein Protestcamp vor der Ausländerbehörde
auf dem Marktplatz der Stadt, um unsere Protest in die Öffentlichkeit zu bringen. (…) Das Leben in Flüchtlingsheim macht uns krank. Wir
sind verurteilt in Isolation zu sterben. Wir haben nun die Wahl in der Öffentlichkeit durch Hungerstreik zu sterben, oder durch den Langsamen Tot im Lager. Wir werden nicht mehr zurück ins Flüchtlingsheim gehen.Wir haben den Hungerstreik gewählt.“
Erklärung vom 7. August 2013 auf der Aktionsseite “Refugee Protest in Bitterfeld”
http://refugeeprotestbtf.blogsport.de/2013/08/07
Isoliert und entrechtet
Protestcamp in Bitterfeld: Mehrere Flüchtlinge sind am Mittwoch für bessere Lebensbedingungen in den Hungerstreik getreten.
Artikel von Susan Bonath in junge Welt vom 09.08.2013
http://www.jungewelt.de/2013/08-09/033.php
Aus dem Text:
„… Problematisch sei, daß viele Migranten in Anhalt-Bitterfeld dauerhaft mit gekürzten Leistungen leben müßten. Obwohl ihnen laut Bundesverfassungsgericht der Hartz-IV-Regelsatz abzüglich der Sachleistungen zustünde, in Bitterfeld wären das 321 Euro, gewähre die Ausländerbehörde häufig nur 184 Euro pro Monat. »Begründet wird dies meist mit mangelnder Mitwirkung«, erklärt Carola Probst, die ehrenamtlich hilft. Oft seien Betroffene jedoch gar nicht in der Lage, geforderte Unterlagen zu erbringen…“
Lampedusa in Hamburg: Demo am Samstag, 17. August 2013
„Die Europäische Union wie die NATO Staaten sind alle verantwortlich für unser Schicksal. In Hamburg sind wir etwa dreihundert
Kriegsüberlebende aus Libyen. Wir haben uns zusammen geschlossen und verlangen eine politische Lösung und die Anerkennung nach § 23 Aufenthaltsrecht. Ohne den Krieg in Libyen und ohne die katastrophale Menschenrechtslage für Flüchtlinge in Italien wären wir nicht hier.
Wir sind erschöpft und zermürbt von einer langen unfreiwilligen und grauenhaften Reise. Wir suchen ein Ende der Verweigerung unseres
Lebensrechts. Wir sind hier, um zu bleiben. Wir hoffen auf Eure Solidarität…“
Aufruf vom 31.07.2013 bei indymedia zur Demonstration am Samstag, 17. August 2013, ab 14°° Uhr am Hamburg-Hauptbahnhof
(Glockengießerwall)
http://de.indymedia.org/2013/07
Siehe auch das Mobi-Video bei youtube
http://www.youtube.com/