Susann Huschke Kranksein in der Illegalität Undokumentierte Lateinamerikaner/-innen in Berlin. Eine medizinethnologische StudieMai 2013, 416 Seiten, kart., zahlr. Abb., 36,80 € ISBN: 978-3-8376-2393-2 Mehr Infos zum Buch und Bestellmöglichkeit: |
Wie lebt es sich ohne soziale Absicherung? Anhand detaillierter Fallstudien ermöglicht diese Ethnographie Einblicke in die Lebenswelt und die Krankheitserfahrungen undokumentierter Lateinamerikaner/-innen in Deutschland.
Susann Huschke zeigt, wie Arbeitsmigrantinnen und -migranten ohne Aufenthaltsstatus ihren Lebensalltag ohne soziale Absicherung organisieren, und nimmt die Probleme und Lücken in der medizinischen Versorgung kritisch unter die Lupe. Das Buch wendet sich nicht nur an die Medizinethnologie und die Migrationsforschung, sondern auch an diejenigen, die in der Praxis mit Gesundheit, Migration und Illegalität befasst sind.
Susann Huschke (Dr. phil.) ist Medizinethnologin und Lehrbeaufragte am Institut für Ethnologie der Freien Universität Berlin. Sie ist zudem beim Berliner Büro für medizinische Flüchtlingshilfe tätig.
http://www.taz.de/Kommentar-Mursi-Rede/!119206/
Mit der Fernsehrede Präsident Mursis am Abend des 02.07.2013 und der anschließenden facebook-Verlautbarung des Obersten Militärrats (SCAF) ist der Bürgerkrieg in Ägypten offiziell angekündigt. Beide Kontrahenten – das Militär und die Muslimbrüder – waren Hauptakteure des Alten Regimes unter Mubarak, wenngleich sehr ungleiche Feinde. Das Militär wurde in den letzten Jahrzehnten reich und mächtig, und die Muslimbrüder haben ihre Rolle als offizieller Kontrahent teuer bezahlt, auch mit Folter, Gefängnis und Flucht.
Mit der Arabellion sind neue soziale Kräfte in Ägypten aufgetaucht. Es erweist sich als Stärke, dass die zornigen Massen nicht zu Parteienbildung und politischer Formierung übergegangen sind. Sie tragen mit ihren Sit-Ins, Streiks und Aufständen soziale Erwartungen voran, die keine Übergangsregierung wird befriedigen können. – Mit den laufenden Aufständen in der Türkei ist das Modell der AKP-Herrschaft auch für die Länder des arabischen Frühlings zerbrochen.
Ein Bürgerkrieg in Ägypten würde die alten inszenierten Konfliktlinien zwischen Militärs und Islamisten auch in der gesamten Region wiederbeleben. Die sozialen Kämpfe würden in die altbekannten befeindeten Lager abgeleitet und kanalisiert werden. Die Zivilbevölkerung hätte die größten Opfer zu bezahlen.
(hd)
„Eine französische Universität in einem deutschen Lager
[…] Einer der bedeutendsten Historiker des 20. Jahrhundert hat sein Hauptwerk über das Mittelmeer im Wesentlichen in deutscher Kriegsgefangenschaft verfasst: Fernand Braudel (1902 – 1985). Er war Professor am Collège de France und Mitglied der Académie Française. Jahre nach seinem Tod sind in Frankreich die Vorlesungen erschienen, die Braudel in deutscher Kriegsgefangenschaft gehalten hat. Die jetzt unter dem Titel „Geschichte als Schlüssel zur Welt“ erschienene deutsche Übersetzung enthält außerdem den autobiographischen Text „Wie ich Historiker wurde“ und ein wichtiges Nachwort des wohl besten deutschen Braudel-Kenners Peter Schöttler. Das Buch ist in zweifacher Hinsicht bemerkenswert: als theoretisches Grundwerk über moderne Geschichtsschreibung und – wie nebenher – als Quelle für überraschende Erkenntnisse zum intellektuellen Milieu in deutscher Kriegsgefangenschaft.
[…] In seinen Vorlesungen führt er diese damals neue wissenschaftliche Aufgabenstellung im Einzelnen aus, begründet die von ihm in seinem Mittelmeer-Buch in revolutionierender Weise zum ersten Mal angewandte neue historiographische Methode und liefert so den Impuls für die neue Geschichtsschreibung, die in den letzten 50 Jahren internationaler wissenschaftlicher Standard wurde. In dem zweiten kurzen, 1972 entstandenen autobiographischen Teil des Buches gibt er weniger seinen eigenen Weg zum Historiker preis als einen kurzen Abriss der Geschichte der Zeitschrift Annales, die in der Zeit zwischen 1929 und 1939 die Grundlagen für diese „totale“ Aufgabenstellung der Geschichte legte. Nach dem Krieg wurde Braudel selbst Herausgeber der Annales.
[…] Der Herausgeber des Buches, Peter Schöttler, klärt diese meist unbekannten Tatsachen in seinem Nachwort auf. Er ist Forschungsdirektor am renommierten CNRS in Paris und Professor für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin. Für Braudels Zeit im Lager in Mainz – später kam er in ein anderes in Lübeck – hat Schöttler ermittelt, dass der Historiker sogar Rektor dieser Lageruniversität war und von den deutschen Behörden mit „Magnifizenz“ angesprochen wurde. Das war in den Jahren 1941/42 – als die Nazis bereits auf dem östlichen Weltkriegs-Schauplatz eine Million sowjetischer Kriegsgefangener vorsätzlich hatten verhungern lassen. Man könnte auf den Gedanken kommen, die zumeist korrekte Behandlung französischer Kriegsgefangener durch die Wehrmacht habe nach dem Krieg – ganz im Sinne der „longue durée“ von Braudel – die zwischen den angeblichen „Erbfeinden“ kaum für möglich gehaltene deutsch-französische Freundschaft ermöglicht.“
– Fernand Braudel: Geschichte als Schlüssel zur Welt. Vorlesungen in deutscher Kriegsgefangenschaft 1941. Herausgeber und Nachwort: Peter Schöttler. Klett-Cotta, Stuttgart 2013. 228 Seiten, 22,95 Euro.
via Literatur: Eine französische Universität in einem deutschen Lager – badische-zeitung.de.
„[…] Der unbegründete Verdacht, dass Morales den flüchtigen Snowden in seinem Flugzeug von Moskau nach Bolivien schmuggeln wollte, zwang den Präsidenten und seine Entourage zu einem nächtlichen Stopp in Wien. Ursprünglich hätte am Vormittag die Reise fortgesetzt werden sollen, doch Morales berichtete, dass ihn der spanische Botschafter in Wien getroffen und ihm vorgeschlagen habe, „einen Kaffee“ mit ihm in der Präsidentenmaschine zu trinken.
Madrid habe als Voraussetzung für eine Überfluggenehmigung eine Inspektion von Morales’ Maschine verlangt. Der bolivianische Präsident betonte, er habe dem Vorschlag des spanischen Botschafters nicht zustimmen können, da das eine Verletzung des Völkerrechts bedeuten würde. „Ich bin ja kein Krimineller“, fügte Morales hinzu.
[…] Zunächst herrschte Verwirrung darüber, ob die Maschine kontrolliert worden sei oder nicht. Zunächst hieß es aus dem Innenministerium, Morales’ Flugzeug sei nicht durchsucht worden, später bestätigte der Sprecher von Vizekanzler Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP), Alexander Schallenberg, österreichische Grenzbeamte hätten eine „Freiwillige Nachschau“ vorgenommen. Morales habe seine Zustimmung dafür gegeben, betonte er. An Bord hätten sich neben dem Präsidenten auch sechs Kabinettsmitarbeiter befunden, ihre Pässe seien kontrolliert worden. Der US-Informant Snowden habe sich jedoch nicht im Flugzeug befunden, bekräftigte Spindeleggers Sprecherin Isabella Pöschl.