17. Juni 2013 · Kommentare deaktiviert für Syrien: adopt@revolution, Newsletter 17.06.2013 · Kategorien: Syrien · Tags:

Liebe AbonnentInnen des Newsletters, liebe Syrien-Interessierte,

„Syrien im Aufbruch“ – diese Schlagzeile mag angesichts der immer neuen Schreckensmeldungen aus Syrien verwundern. Und doch spiegelt sie wieder, was AktivistInnen des Adopt a Revolution-Teams bei ihren kürzlichen Reisen im Norden Syriens wiedergefunden haben. Elias Perabo hat seine Reiseeindrücke ausführlich im Blogbeitrag „Syrien im Aufbruch“ (https://www.adoptrevolution.org/taz-kommentar-aufbruch/) dargestellt. Perabo argumentiert, die groß angelegten Lösungen für Syrien gehen an der Realität vor Ort vorbei. In den Orten, die nicht mehr unter Kontrolle des alten Regimes stehen, geht es für die Menschen nun um den (Wieder)Aufbau von Verwaltungsstrukturen und um den Erhalt bzw. die Rekonstruktion der Infrastruktur. Lokale Initiativen und AktivistInnen nutzen die Aufbruchstimmung – doch es mangelt vielerorts an Know-How & Ressourcen. Hier könnte die europäische bzw. deutsche Hilfe ansetzen, denn nach mehreren Monaten der Selbstverwaltung erreichte die befreiten Gebiete noch immer keinerlei praktische Unterstützung. Der Bürgermeister von Tell Abyad – einer Kleinstadt direkt an der Grenze zur Türkei – wartet z.B. auf Tipps, wie der demokratische Wiederaufbau gezielt angestoßen werden kann. Der Kommentar erschien in Kurzform am 11.06 auch in der taz.

Spontan hat sich zu dem Thema die Veranstaltung „Syrien zwischen Aufbruch und Katastrophe – Berichte aus den befreiten Gebieten“ ergeben. Es diskutieren Bente Scheller (Leiterin Nahost-Büro Heinrich-Böll-Stiftung, Beirut) & Elias Perabo (Geschäftsführer AaR, Berlin). Die Veranstaltung ist eine Kooperation von taz und HBS.

Termin: Montag, 17. Juni – 19 Uhr
Ort: taz-Café, Rudi-Dutschke-Straße 23, Berlin-Kreuzberg
Weitere Infos auch unter: http://www.taz.de/zeitung/tazinfo/veranstaltungen/

Auch Andre Find vom Adopt-Team argumentiert für den Aufbau des neuen Syrienshttps://www.adoptrevolution.org/jungle-world-kommentar-das-neue-syrien-aufbauen/. Der zivile Wiederaufbau und die Bewältigung der humanitären Katastrophe im Inneren Syriens – es gibt mehrere Millionen Binnenflüchtlinge – sind die Aspekte, die sofort angegangen werden müssten. Finds Artikel erschien in der Wochenzeitung Jungle World (23/13) als Replik auf einen Kommentar, der die Bewaffnung der Aufständischen fordert. Find meint: „Jetzt Waffen zu liefern, statt mit Generatoren und Treibstoff, Mikrokrediten und Gehältern für Polizisten das neue Syrien zu stabilisieren, lenkt die Aufmerksamkeit auf das Problem statt auf die Lösung.“

Auf unserem Blog können Sie diese Woche gleich vier Komiteeberichte aus Syrien nachlesen. Dabei handelt es sich um die folgenden:

  1. Komitee Masyaf (Provinz Hama) – Masyaf liegt in konfessionell gemischten Region Syriens. Das Komitee setzt sich aktiv gegen konfessionelle Spannungen ein, die im Laufe des Konflikts immer wieder aufzuflammen droh(t)en. Die AktivistInnen sind über die Region Hama aktiv und eng vernetzt mit weiteren Komitees im Land. Das Komitee setzt auf zivilgesellschaftliches Miteinander & Toleranz. Aufgrund der Repression durch regimeloyale Shabbiha im Ort verlagern sich die Aktivitäten aufs Internet, die humanitäre Hilfe und die Schulung von AktivistInnen. Zum Bericht: https://www.adoptrevolution.org/bericht-aus-masyaf/
  2. Komitee Camp Yarmouk (Damaskus) – Yarmouk wurde als Lager für palästinensische Flüchtlinge gegründet, ist nun aber ein Stadtteil von Damaskus. Das lokale Komitee gründete sich bereits im Frühjahr 2011 und ist äußerst aktiv. Rund 50 AktivistInnen arbeiten in 8 Büros, auch ein Sozialverein wird betrieben. Die AktivistInnen sind medial äußerst aktiv und auch die Kunst ist ihnen als politisches Ausdrucksmittel und Ventil in der Krise wichtig. Daher finden Sie auch 2 tolle Kurzfilme im Bericht unter: https://www.adoptrevolution.org/bericht-aus-dem-camp-yarmouk/
  3. Komitee Kafruma (Provinz Idlib) – Die EinwohnerInnen von Kafruma lebten hauptsächlich von Landwirtschaft. Der Ort schloss sich rasch den Protesten von Daraa an und erlebt seitdem die Rache des Regimes auf brutale Weise. Aktuell sind die meisten Einwohner aufgrund der Kämpfe geflohen oder leben im Verborgenen der Höhlen. Das lokale Komitee ist Mitglied der LCCs. Hauptaugenmerk der aktuellen Arbeit sind Humanitäres und Medienarbeit. Schwer gebeutelt von den Kämpfen, lehnt das Komitee die Bewaffnung der Revolution ab. Hier der Bericht: https://www.adoptrevolution.org/bericht-aus-kafruma/
  4. Komitee Qudssaya (Damaskus) – Qudssaya liegt direkt am Stadtrand von Damaskus. Aktuell ist die Sicherheitslage zwar angespannt, aber stabil. Rund 10.000 Flüchtlingsfamilien haben daher im Ort Zuflucht gesucht. Medienarbeit und Humanitäres binden die AktivistInnen, die weiterhin durch die Repression des Staates sehr bedroht sind. Das Komitee gibt auch die Zeitung „Das Echo der Freiheit“ heraus. In dieser werden aktuelle Themen aus Syrien besprochen und auch kritisch Stellung zur FSA genommen. Zum 4. Bericht aus Qudssaya: https://www.adoptrevolution.org/bericht-aus-qudssaya-4/

Ein weiterer Beitrag aus Ariha (Provinz Idlib) schildert, welche Folgen eine FSA-Operation für einen Ort hat: https://www.adoptrevolution.org/bericht-aus-ariha/. Ariha in der Provinz Idlib liegt mitten in der Kampfzone, die AktivistInnen halten – nach Möglichkeit – trotzdem an zivilen Aktivitäten und Projekten fest. Durch die Kämpfe ist das wirtschaftliche Leben in der Stadt fast komplett zum Erliegen gekommen.

Unsere Presseschau (unter https://www.adoptrevolution.org/category/presseschau/)informiert u.a. über Folgendes:

– lokale Initiativen in Syrien
– „Flüchtlinge, keine Ehefrauen“: Frauen & Mädchen im Exil vor (sexueller) Ausbeutung schützen
– neue syrische Medien: der eigene Anspruch und das Pochen auf die Pressefreiheit
– öffentliche Hinrichtung in Aleppo: Tat der Islamisten erzürnt SyrerInnen & formt Protest

Das Media Roundup (unter https://www.adoptrevolution.org/en/category/press-review/) thematisiert u.a.:

– Eindrücke aus Homs: Regime will konfessionelle Teilung der Stadt zementieren
– Raqqa: starke Zivilgesellschaft formt sich – trotz Bomben des Regimes und Gängelung durch Al-Nusra

Die LCCs haben diese Woche unter Notizen (https://www.facebook.com/LCCSy/notes) sowohl eine Zusammenfassung der Freitagsproteste eingestellt als auch die Ermordung des 14-Jährigen Muhammad Qatta durch Islamisten in Aleppo verurteilt. Am Freitag stand der Protest in Aleppo auch unter dem Zeichen dieser brutalen Tat, das Motto des Protests „Bis hierhin und nicht weiter“: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=565837753459874&set=a.564310463612603.1073741828.563751230335193&type=1&theater. Verstöße gegen die Freiheit & Würde der Syrer – einst Gründe der Revolution – werden von keiner Seite geduldet, auch nicht in Masyaf: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=553452101360884&set=a.237085119664252.58257.234091963296901&type=1&permPage=1.

Mit besten Grüßen,
das Adopt a Revolution-Team


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