Liebe Syrien-Interessierte, liebe AbonnentInnen des Newsletters,
diese Woche vermeldete die UN, dass nunmehr 1 Million syrischer Flüchtlinge im Ausland registriert wurden. Außer Frage steht, dass diese Zahl nur einen Teil des Flüchtlingsstroms abbildet, da manche Flüchtlinge zunächst von den Ersparnissen leben, Unterschlupf bei Verwandten suchen oder die Illegalität einem Leben im Lager vorziehen. Der UN-Flüchtlingskommissar hält gar eine Verdreifachung der Flüchtlingszahl bis Ende 2013 für möglich. Obwohl der UN 1,5 Milliarden Dollar zugesagt wurden, kamen bislang nur ein Viertel der versprochenen Hilfen an. Flüchtlings- und Hilfsorganisationen sehen v.a. die Situation in Jordanien und Libanon vor dem Kollaps, denn beide Länder nahmen bereits mehr als 300.000 Syrer auf. Deutschland und die EU weigern sich weiterhin, mehr als nur Hilfe vor Ort zu leisten. Syrische Flüchtlinge sollen nicht in großer Zahl nach Europa gelangen. In Griechenland ist der illegale Zustrom von Syrern bemerkbar, anonyme Opfer der gefährlichen Seeüberfahrt werden seit Monaten bestattet. Mehr zum Thema der Flüchtlinge und Deutschlands Nicht-Beitrag in der Krise finden Sie in der Netzschau (s. Link unten).
Am 08. März 1963 putschte sich in Syrien die immer noch herrschende Baath-Partei an die Macht, wie beim WDR nachzulesen ist: http://www1.wdr.de/themen/archiv/stichtag/stichtag7328.html. Daher ist der internationale Frauentag in Syrien seit langem Feiertag, jedoch als „Revolutionstag“ im Gedenken an die Machtergreifung der Baath. Um explizit die syrischen Frauen und ihre Bedeutung für die syrische Revolution zu ehren, beschlossen die LCC für den vergangenen Freitag das Motto „Freitag der rebellischen syrischen Frau“. Die dazugehörige Pressemeldung ist auf unserem Blog dokumentiert: https://www.adoptrevolution.org/freitag-der-rebellischen-syrischen-frau/. Ein Statement zum 8. März gibt auch dieses Plakat aus Aleppo ab: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=484621898264267&set=a.178470582212735.45854.177009252358868&type=1&theater. „Das Regime und die Baath haben mir diesen Tag gestohlen. Nach der Revolution gestatte ich euch nicht, ihn zu stehlen. 8. März – Tag der syrischen Frau.“ Aus Qamishli stammt die Versicherung „Die syrische Frau in der Revolution ist Tatsache und keine Legende“: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=622987674395039&set=a.622986947728445.1073741848.217848338242310&type=3&theater. Der Ort Hass in Nachbarschaft von Kafranbel erinnert die Welt an das Leiden der syrischen Frauen: „Am Weltfrauentag ignoriert die Welt, dass die Frauen Syriens entweder tot, im Gefängnis oder in Trauer um Angehörige sind.“ Das dazugehörige Plakat, gehalten von Männern: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=622985634395243&set=a.622985371061936.1073741847.217848338242310&type=3&theater.
Auch diese Woche informiert Sie unser englisches Media Roundup über Syrien: https://www.adoptrevolution.org/en/discussion-about-intervention-gains-momentum-media-roundup-03-03-2013/, Themen sind u.a.:
- Diskussion über westliches Eingreifen gewinnt an Fahrt
- FSA-Stabschef appelliert an den Westen, Waffen und Unterstützung zu liefern
- Syriens ausländische Jihadis: Woher stammen sie?
In den deutschsprachigen Netzschauen erfahren Sie mehr über u.a. diese Themen:
- neues Assad-Interview: Rücktritt ausgeschlossen, Dialog ja – aber nicht mit „Terroristen“
- Großstadt Raqqa von den Rebellen erobert
- Waffenstillstand in Ras al-Ayn: Aufbauhilfe kurdischer Aktivisten
- „General ohne Armee“: Frustration eines Deserteurs über die FSA
- Al-Jazeera: Geschichte der Revolution in Bürger-Videos
- Syrien: Vergewaltigung als Waffe – lebendige Hölle für Flüchtlingsfrauen
- Spaltung des Protestortes Kafranbel?
- Wie sich Assad an der Macht hält
Der Link zu den Netzschauen: https://www.adoptrevolution.org/category/presseschau/
Aus Anlass des Frauentages leider noch traurige Meldungen: Laut des Violations Documentation Center in Syria (VDC) starben bereits mehr als 3000 erwachsene Frauen, hauptsächlich an den Folgen von (Luft)Bombardierungen. Ebenso sind als 1500 Mädchen unter 18 Jahren verstorben. Mehr als 600 Fälle inhaftierter Frauen sind dokumentiert. Meist erfolgen die Verhaftungen aufgrund revolutionärer Aktivitäten oder um gesuchte Männer mit der Inhaftierung von Müttern, Ehefrauen oder Schwestern unter Druck zu setzen. Alle Angaben stammen aus der neuesten Ausgabe der LCC-Zeitung „Tlana al-hurrieh“.
Mit besten Grüßen,
das Adopt a Revolution-Team