Liebe Syrien-Interessierte, liebe AbonnentInnen des Newsletters,
diese Woche zeigte sich Navi Pillay, UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, geschockt über die Todeszahlen in Syrien. Nach sorgfältiger Analyse sind bislang 60.000 Todesfälle in Syrien dokumentiert. Zu befürchten ist, dass die Dunkelziffer weit höher liegt. Pillay beklagte, dass zur Lösung des Konflikts zu wenig getan werde. Währenddessen sind die diplomatischen Lösungen um Syrien ein leises Hintergrundrauschen. Erfreulicherweise reißen die Demonstrationen in Syrien trotz all der schlechten Nachrichten nicht ab. Den vergangenen Freitag fanden erneut mehr als 200 Demonstrationen statt. Wieder mit dabei: das unermüdliche Kafranbel. Bilder von der Freitagsdemonstration, den Transparenten und Karikaturen gibt es hier: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=396201863797368&set=a.396201787130709.97063.100002226745157&type=1&theater.
Heute hat sich seit Juni 2012 der Noch-Präsident Bashar al-Assad zum ersten Mal in einer Rede zu Wort gemeldet. Wer sich vom Inhalt der Rede persönlich einen Reim machen möchte, kann dies bei der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur SANA tun: http://www.sana-syria.com/eng/21/2013/01/06/460536.htm. Dies ist eine englische Übersetzung von Assads Rede. Die tagesschau schreibt ihrerseits „Assad wärmt Durchhalteparolen auf“: http://www.tagesschau.de/ausland/syrien2536.html. Der Inhalt von Assads Geschwurbel scheint die Wiederholung des Tenors: „Verschwörung, Terroristen, Reformen“. Wie üblich scheint Assad Reformen erst dann umsetzen zu wollen, wenn der Großteil seines Volkes tot oder außer Landes ist… die Opposition und westliche Politiker hat Assad mit seiner Rede nicht beeindruckt. Nicht lang nach Assads Rede gab es in Syrien bereits erste Demonstrationen als Antwort gegen ihn, s. hier in Kafranbel: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=583971398296667&set=a.583971284963345.150754.217848338242310&type=1&theater oder Qadam, einem Stadtteil von Damaskus: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=584013714959102&set=a.584013161625824.150759.217848338242310&type=1&theater.
Auf der Homepage von Adopt a Revolution sind diese Woche zwei neue Komiteeberichte aus Syrien eingegangen. Die Komitees von Lattakia an der syrischen Küste und Amuda im kurdischen Nordosten geben Bericht über die Lage in ihren Städten. In der Küstenmetropole Lattakia sind leider Demonstrationen aufgrund der hohen Sicherheitspräsenz eine Sache der Unmöglichkeit. Das lokale Komitee aus ca. 200 AktivistInnen bleibt trotzdem aktiv, v.a. in der Medien- und Hilfsarbeit. Die Basisdemokratie funktioniert: Alle drei Monate wird der Vorstand von allen Mitgliedern neu gewählt. Die Unterstützung von AktivistInnen aus dem Ausland ist für die Finanzierung und Kommunikation mit Medien sehr wichtig. Humanitär unterstützt man ca. 10.000 Familien und kümmert sich um die Ausstattung von Feldkrankenhäusern. Traurigerweise starb der Aktivist Hasan Azhari nach einem Monat Haft an Folter. Genaueres vom Komitee Lattakia lesen Sie hier: https://www.adoptrevolution.org/bericht-aus-latakia-2/.
Die Situation in Amuda (kurdisch Amûdê) wird von den AktivistInnen des Komitees als weitgehend „normal“ beschrieben. Dort wird mit Leidenschaft immer noch mindestens zweimal wöchentlich demonstriert. Aufgrund der Eskalation im nahen Ras Al Ain vor einigen Wochen befinden sich viele Flüchtlinge in der Stadt, die durch Charity-Organisationen nach allen Mitteln versorgt werden. Das Komitee Amuda zeigt sich nicht begeistert von der PKK (bzw. PYD, der syrischen Schwesternpartei der PKK). Diese hat die Verwaltung über die kurdischen Gebiete vom Regime übernommen. Allerdings fürchtet die Zivilbevölkerung die PKK-Anhänger, ebenso werden die AktivistInnen von der PKK drangsaliert. Laut den AktivistInnen Amudas sind PKK und das Regime zwei Seiten der gleichen Medaille. Den Komiteebericht finden Sie hier: https://www.adoptrevolution.org/bericht-aus-amuda-4/.
Mittlerweile sind auch weitere Artikel der im Dezember erschienenen Adopt a Revolution-Zeitung auf unserer Homepage abrufbar. So finden Sie dort:
– einen Aufruf der AktivistInnen/LCCs an die Kämpfer der FSA, nicht so zu werden wie das Regime: https://www.adoptrevolution.org/aufruf-der-aktivistinnen-werdet-nicht-so-wie-diejenigen-die-ihr-bekampft/.
– einen Brief der Menschenrechtsanwältin Razan Zeitouneh an die FSA: https://www.adoptrevolution.org/hort-auf-die-bevolkerung-werdet-die-beschutzer-der-nation/.
– Fragen an Adopt a Revolution – die Initiative stellt sich vor: https://www.adoptrevolution.org/fragen-an-adopt-a-revolution/.
In unserer wöchentlichen Presseschau finden Sie u.a. diese Themen:
– erneutes Drohen Erdogans gegenüber Syrien
– Libanons Not mit dem Flüchtlingsstrom
– ein Kindergarten in Beirut – Eigeninitiative von Flüchtlingen
– zwei Berichte aus Homs – Brotknappheit und überfüllte Schulen
– Exodus ins kurdische Qamishli
– Interview mit dem Oppositionellen Michel Kilo
– die Falle Jabhat al-Nusra – warum die lokalen zivilen Strukturen in Syrien gestärkt werden müssen
Zu unserer Presseschau gelangen Sie hier: https://www.adoptrevolution.org/category/presseschau/.
Mit freundlichen Grüßen
Das Adopt a Revolution-Team
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